München – Mit großen Sportangeboten machen die deutschen TV-Sender ein dickes Minus. Dennoch leisten sich die Sender das Verlustgeschäft, um das Image ihrer Programme zu pflegen und eine Marke aufzubauen.
„Nichts erreicht die Massen so wie der Sport“, stellte Stephan Schröder, Mitglied der Geschäftsführung des Kölner Unternehmens Sport+Markt auf einer Veranstaltung der Münchener Medientage klar. Top-Ereignisse in den Bereichen Fußball oder Formel 1 gehörten zu den letzten Möglichkeiten, echte „Straßenfeger“ im Fernsehen zu zeigen.
Allerdings, so erklärte der Experte, sind die TV-Lizenzkosten für diese attraktiven Veranstaltungen entsprechend gestiegen. Die Olympischen Sommerspiele beispielsweise erzielten 1980 weltweite Gesamterlöse in Höhe von knapp 100 Millionen Dollar. 2008 soll das Großereignis mehr als 1,7 Milliarden Dollar einspielen.
Privatwirtschaftliche TV-Programmanbieter beschränken sich aus Kostengründen inzwischen gezielt auf einzelne Sportarten oder -ereignisse. TV-Marktführer RTL beispielsweise setzte vor allem auf Formel 1 und ausgewählte Box-Highlights, berichtete Sport-Leiter Manfred Loppe.
Weil die Nachfrage aus dem Werbemarkt nachgelassen und die Zuschauer-Marktanteile nicht ausgereicht hätten, habe sich RTL zum Beispiel aus dem Wintersport verabschiedet. Auch beim aktuellen Poker um die Fußball-Bundesliga halten sich die Kölner zurück: „Wir sind ein sehr aktiver Zuschauer“, sagte Loppe, dessen Unternehmen dennoch ein Budget für die Bundesliga-Rechte reserviere.
Beschwert haben sich die Vertreter privatwirtschaftlicher TV-Programmanbieter außerdem über eine „Schieflage“ im dualen Rundfunksystem: Mit dem Geld aus dem Gebührentopf könnten die öffentlich-rechtlichen Anbieter die kommerziellen fast nach Belieben überbieten.
Mit Blick auf die Verhandlungen um die Fußball-Europameisterschaft 2008, deren TV-Rechte sich ARD und ZDF sicherten, erklärte Loppe: „Das waren Scheingefechte. Es gibt keinen Wettbewerb und keinen Markt.“ DSF-Geschäftsführer Oliver Reichert stimmte zu: „Wir alle kämpfen gegen den Lizenzetat der Öffentlich-Rechtlichen mit seinen 400 Millionen Euro.“ ARD und ZDF würden mit ihren Gebühreneinnahmen nicht nur den Wettbewerb verfälschen, sondern auch Investitionen in Breiten-, Rand- und Extremsport verhindern, da im Preispoker zu viel Geld gebunden werde. Reicherts Fazit: „Mit wichtigen Sportrechten verdient keiner Geld.“[lf]
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