Livesport im TV: Wie steht es um die Sportarten abseits des Fußballs?

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Magenta Sport Basketball; © Telekom
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König Fußball ist selbst dann omnipräsent, wenn die Sportwelt zum Nichtstun verdammt ist. Aber wie gehen eigentlich die Sportarten, die nicht in TV-Geldern schwimmen, mit der Corona-Krise um.

Dass die TV-Gelder die Einnahmen aus den Ticket-Verkäufen deutlich übersteigen, ist ein Umstand, den nur die erste und zweite Bundesliga im Fußball auf sich vereinen können. Darunter, ab Liga drei, und selbstverständlich auch in anderen Sportarten sieht die finazielle Gemengelage teilweise extrem anders aus. So können Handball-, Basketball- und Eishockey-Klubs sich eben nicht einfach so dazu entschließen, die noch ausstehenden Spieltage der jeweiligen Saisons in Form von Geisterspielen und ohne Zuschauerbeteiligung zu absolvieren.

In der höchsten Eishockey-Klasse Deutschlands, der DEL, hat dies bereits dazu geführt, dass die aktuelle Spielzeit ersatzlos gestrichen und anulliert wurde. Im Handball hält man sich hingegen laut Aussagen des Liga-Präsidenten Uwe Schwenker im „Kicker“ derweil noch alle Optionen offen. Er stellte jedoch vor den Mikrofonen von Sky, dem TV-Partner der Liga, klar: „Die Klubs sind in keiner Weise von Geisterspielen erbaut. 30, 40 Prozent – in der Spitze bis zu 50 Prozent des Etats der Vereine kommen über Zuschauereinnahmen. Fernsehen ist für uns immens wichtig, macht aber im Etat lediglich fünf Prozent aus“, so Schwenker. Der Präsident der HBL hält es weiter für „eher unwahrscheinlich“, dass die Saison fortgesetzt wird. Aktuell sieht ein Beschluss der Liga aber noch vor, die restlichen Spieltage der Saison 2019/20 ab Mitte Mai durchzuführen. Die Skepsis Schwenkers dürfte aber schon Bände sprechen. Fazit: Es sieht nicht danach aus, dass Handball-Fans in nächster Zeit Live-Spiele im TV bestaunen können.

Auch beim Basketball gibt es seitens der Liga (BBL) das Bekunden, die Saison – wenn möglich – nach dem 30. April fortzusetzen. Auch hier geht es, wenn überhaupt nur um Austragungen und gegebenenfalls auch Übertragungen von Spielen ohne Fans in der Halle. Das Verhältnis von Ticketeinnahmen und TV-Geldern dürfte hier ähnlich der Gegebenheiten beim Handball ausfallen. Ein Abbruch bedeutete aber gleichzeitig, dass weder Geld aus den Zuschauereinnahmen, noch aus dem Fernseh-Vertrag mit der Telekom fließen würde – eine Lose-Lose-Situation, wenn man so will.

Geisterspiele abseits des Fußballs imgrunde keine Option

Und auch dem TV-Partner dürfte es am Herzen liegen, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Aus dem Dreierpack aus dritter Liga, DEL-Eishockey und Basketball-Bundesliga lässt sich aktuell keine Minute Sportübertragung produzieren. Die DEL hat, wie erwähnt, bereits erklärt, dass die laufende Spielzeit nicht weiter geführt wird. In der dritten Fußball-Liga wird man ein Vorgehen unabhängig von der ausstehenden Lösung für die beiden oberen Ligen entwickeln müssen.

Die Tennis-Welt pausiert im Moment selbstverständlich auch. Über Ostern wurde dementsprechend die Weltrangliste vorübergehend eingefroren. Von den großen Grand Slam-Turnieren wurden 2020 einzig die Australian Open bereits abgehalten. Während bei den als nächstes anstehenden French Open vorschnell eine mit den anderen Turnieren unabgesprochene Verlegung in den Spätsommer verkündet wurde, haben sich die Veranstalter von Wimbledon dank einer Versicherung gegen eventuell eintretende Epedemien dazu entschlossen, die 2020-Ausgabe ausfallen zu lassen. Die US Open sind aufgrund der Stärke der Pandemie-Welle in den Vereinigten Staaten mehr als fraglich. In Deutschland wird das Turnier in Wimbledon normalerweise von Sky übertragen, die anderen drei Grand Slams laufen bei Eurosport. Während man beim Pay-TV-Anbieter bereits Klarheit hat, haben die Sportsender der Discovery-Gruppe zumindest schon die Australian Open zeigen können. Die Austragung der French und US Open steht hingegen aktuell noch in den Sternen.

Olympia 2020 in Tokio, wird 2021 nachgeholt. Auch wenn die Veranstalter aus Japan es lieber gesehen hätten, wenn man die Spiele gleich zwei Jahre später im Sommer 2022 angesetzt hätte. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte andere Pläne. An den TV-Verträgen für 2020, die Eurosport als Haupt- und ARD/ZDF als Sub-Lizenznehmer vorsehen, ändert sich derweil nichts, außer dass man sich ein Jahr länger auf Bilder aus Tokio gedulden muss.

Der Nabel der Radsport-Welt, die Tour de France, soll nicht abgesagt, sondern lediglich um einige Wochen auf Ende August verlegt werden. Die hierzulande übertragenden TV-Stationen von ARD und Eurosport dürfte dieser Plan durchaus freuen, ist der Sportsommer durch die Verlegungen beziehungsweise Absagen von Wimbledon, der Fußball-EM und auch den olympischen Spielen stark ausgedünnt.

Bleibt noch die Formel 1. In Zeiten von Schumi und mit Abstrichen auch noch bei den großen Erfolgen von Sebastian Vettel war die Königsklasse des Motorsports im TV ein Zuschauermagnet sondergleichen. Diese Zeiten sind nun aber schon ein Weilchen vorbei. Zwar wohnen seit vergangenem Jahr mit Sky und RTL wieder zwei Übertragungsstationen dem Rennzirkus bei. Jedoch dürften sich die finanziellen Erlöse der Rennsportserie in den letzten Jahren ein wenig unabhängiger vom deutschen Markt gemacht haben, was man auch am Wegfallen des Großen Preis von Deutschland aus dem Rennkalender dokumentieren kann. Auch wenn die neuen Rechte-Inhaber von Liberty Media eine weniger europäische Ausrichtung verfolgen als noch vor einigen Jahren, stehen in der Formel 1 die Motoren still.

Bei der Formel 1 ist von Absage bis „normalem“ Verlauf der Saison alles möglich

Gerade auch weil der Saisonstart traditionell in Australien und Fernost abgehalten wird, war in diesem Jahr nicht an einen Auftakt im gewohnten Stil zu denken. Mittlerweile mehren sich die Stimmen, dass die Saison ganz abgesagt werden solle. Das ist zumindest das Credo der ehemaligen Formel-1-Funktionäre Bernie Ecclestone und Max Mosley.

Diese Ex-Granden der Königsklasse des Motorsports haben freilich heutzutage nichts mehr zu sagen. Ein derartig aufwendig zu produzierendes Sport-Entertainment-Produkt wie die Formel 1 wird jedoch beispielsweise logistisch vor ganz andere Aufgaben gestellt, als ein nationaler Ballsport-Wettbewerb. Die TV-Einnahmen sind im Gegensatz zu Handball und Co. hier aber auch ungleich wichtiger.

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