Wien – Der defizitäre österreichische Privatsender ATV hat jetzt mit Ludwig Bauer offiziell einen neuen Geschäftsführer. Der ATV-Haupteigner Herbert Kloiber möchte, dass Bauer den Sender in den nächsten zwei bis drei Jahren als Geschäftsführer zu einem profitablen Sender trimmt.
„Es wird ein Effizienzprogramm geben“, kündigte der neue ATV-Verantwortliche in seinem ersten Interview gegenüber dem „Standard“ an. Vor allem im Bereich Programm wird es deutliche Einschnitte geben.
Doch wie stellt sich Bauer den Umbau des Programms vor? Zunächst sollen Reality-Formate gekürzt und dafür die derzeit seht erfolgreichen Dokusoap-Formate gestärkt werden. Um sich abzuheben, setzt Bauer hier auf Eigenproduktionen oder Programme, die auf den anderen Sendern noch nicht laufen. Diese sollen zumindest Montag, Dienstag und Mittwoch zu sehen sein. Ein Beispiel dafür ist die Auswandererdokusoap 2008.
Die neuen Programme sollen sich gegenüber dem ORF und den deutschen Privatsendern vor allem durch einen klaren Zuschnitt auf das österreichische Publikum abheben. „Und sonst das Beste aus internationaler Fiction, Klassiker und Spielfilme in Erstausstrahlung.“ Auch die Nachrichten sowie das Sportangebot will Bauer beibehalten. Dabei stellte Bauer weitere Länderspiele der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft, wie zuletzt erstmals gelungen, bei ATV in Aussicht. Auch zeigte sich der neue ATV-Chef mit der Zuschauerakzeptanz der deutschen Bundesliga sehr zufrieden.
Konkretere Angaben bezüglich der Inhalte wollte Bauer noch nicht machen. Nur soviel: ATV will spannender und vielseitiger werden. „Wir wollen ein bisschen mehr Variation, ein bisschen mehr Erneuerung, damit man nicht das Gefühl hat, die haben drei immer gleiche Formate“, sagte der Medienmanager im Interview mit dem „Standard“.
Zu Programmüberschneidungen mit dem deutschen Spielfilm-Sender Tele 5, der auch zur Tele-München-Gruppe Herbert Kloibers gehört, soll es nicht kommen. Dafür sieht der Tele-5-Macher Bauer im Programm kaum Synergien. Das Ziel bleibt jedoch eine Quoten-Steigerung im Zielgruppenbereich der Zwölf- bis 49-Jährigen auf über fünf Prozent in den nächsten Jahren. Derzeit liegt ATV hier bei 3,7 Prozent.
Die Konkurrenz in Österreich dürfte hart werden. Da ist zum einen der übermächtige ORF, bei dem Kloiber „Teile aus der Mauer rausbrechen“ möchte, zum anderen wird ATV nicht mehr lange der einzige landesweite Privatsender bleiben. Bauer begrüßt hingegen die Konkurrenz durch den von ProSiebenSat.1 aufgerüsteten Puls 4 und den Burda-Sender Austria 9 – gemeinsam will man dem ORF Zuschaueranteile wegnehmen. [lf]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com