Merkel spricht sich für eine Überholspur im Internet aus

14
20
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

Zankapfel Übertragungsgeschwindigkeit: Soll es ein gleiches „Recht“ für alle über das www versendeten Daten geben oder ist es notwendig, dass bestimmten Diensten ein Sonderrecht für besonders schnelle Übertragungsgeschwindigkeiten eingeräumt wird? Und wenn ja, welche Dienste hätten Anspruch auf eine derartige Bevorzugung? Darüber streiten sich Internetanbieter und Aktivisten. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nun in dieser Diskussion Stellung bezogen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine bevorzugte Behandlung bestimmter Angebote im Internet ausgesprochen. Einige neue Dienste bräuchten eine gesicherte Übertragungsqualität, sagte Merkel am Donnerstag auf einer Veranstaltung des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation in Berlin. „Innovationsfreundliches Internet heißt, dass es eine bestimmte Sicherheit für Spezialdienste gibt“, sagte sie. „Die können sich nur entwickeln, wenn auch berechenbare Qualitätsstandards zur Verfügung stehen.“ Diese „Spezialdienste“ sollten bevorzugt durchs Netz geleitet werden.

Das würde eine Aufweichung des Prinzips der Netzneutralität bedeuten. Danach werden alle Daten gleichrangig behandelt und keine Inhalte bevorzugt durchgeleitet. Telekom-Unternehmen fordern immer wieder eine Abkehr von diesem Prinzip.

„Wir brauchen sozusagen Verkehrsregeln, weil Produkte unterschiedliche Anforderungen haben“, sagte Vodafone-Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum der dpa. Echtzeit-Angebote bräuchten eine gesicherte Übertragungs-Qualität. Schulte-Bockum betonte aber, dass die Internet-Verbindungen für alle Nutzer ausgebaut werden sollen. Die „Qualitätsklassen“ kämen dann auf die angebotene Leistung oben drauf.

Für die besonders zuverlässige Übertragung bestimmter Dienste sollten Endnutzer bezahlen. „Qualitätsgarantien werden vor allem für Endnutzer interessant sein. Sie sollen entscheiden können, welche Qualität sie über ihre reguläre Leistung hinaus haben wollen.“

Aktivisten und Fachleute wittern hinter der Diskussion um Spezialdienste Geschäftsinteressen der Anbieter, um den milliardenteuren Ausbau schneller Breitband-Internetverbindungen zu finanzieren. Aus der Internet-Branche heißt es, in den Hauptadern des Netzes gebe es kein Kapazitätsproblem. Zum Stau komme es lediglich auf dem letzen Wegabschnitt zu den Nutzern. Gerade dort ist der Ausbau besonders teuer.

Merkel schlug eine Art Spagat vor: Man brauche „das freie Internet und das für Spezialdienste“. „Diese beiden Seiten muss man zusammenbringen und ich glaube, dass uns das in den Verhandlungen in Brüssel in kurzer Zeit gelingen kann.“ In der Europäischen Union in Brüssel wird seit einiger Zeit um die Netzneutralität gestritten. Das EU-Parlament fordert eine Gleichbehandlung aller Daten im Netz, die Mitgliedsstaaten ringen noch um eine gemeinsame Position. [dpa/kh]

Bildquelle:

  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

14 Kommentare im Forum

  1. AW: Merkel spricht sich für eine Überholspur im Internet aus Vorrangschaltung gibt es doch jetzt schon, z.B. bei IP-Telefonie.
  2. AW: Merkel spricht sich für eine Überholspur im Internet aus Das ist ja nicht das Ärgerliche, sondern daß andere Dienste (dadurch?) augebremst werden. Wenn das eine willkommene Möglichkeit für die Netzbetreiber sein soll, beim Ausbau zu knausern, ist das der falsche Ansatz. Wenn dann irgendwann der e-mail-Transport so lange dauert, wie ein Papierbrief, und der Home-Server aus dem Internet kaum noch zu erreichen ist, weil im Internet nur noch Platz für "Erste-Klasse-Waggons" ist, und die "Holzklasse" aufs Abstellgleis geschoben wird....
  3. AW: Merkel spricht sich für eine Überholspur im Internet aus Ich habe mal die zwei fehlenden Worte hinzugefügt: Ich denke nicht, daß Skype oder selbst standardkonforme alternative SIP-Dienstleister z. B. im Telekom-Netz irgendeine Priorisierung ähnlich der Telekom-eigenen IP-Telefonie erfahren....
Alle Kommentare 14 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum