Pleite von NRW.TV: Werbemarkt lässt Lokal-TV sterben

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Insolvenz von NRW.TV konnte auch Helumut Thoma, ehemaliger RTL-Chef und zeitweilig Geschäftsführer des Lokalsenders, nicht abwenden. Er macht den Werbemarkt für die Probleme lokaler TV-Sender verantwortlich. Der Bundesverband Lokalfernsehen fordert derweil eine Beteiligung an den Einnahmen des Rundfunkbeitrags.

Mit der Insolvenz von NRW.TV setzt sich das Sterben lokaler TV-Sender fort. Bisher ist noch nicht klar, wie es mit dem Fernsehsender weitergeht, der Nordrhein-Westfalen mit regionalen und lokalen Nachrichten versorgt. Aktuell wird der Sendebetrieb noch fortgesetzt. Auch dem ehemaligen RTL-Chef Helmut Thoma, der 2014 bei dem Kanal eingestiegen war und den den Sender mit frischen Konzepten vorantreiben wollte, gelang es nicht, NRW.TV mit neuen Konzepten voranzutreiben. Thoma macht die Mediaagenturen, die den Werbemarkt dominieren, für die Probleme der lokalen TV-Sender zu großen Teilen verantwortlich. Dem „Tagesspiegel“ sagte der Gründer von RTL, der Anfang 2014 die Geschäftsführung von NRW.TV übernommen und sie Ende 2015 wieder abgegeben hatte, dass die Mediaagenturen die Gelder primär in die beiden großen Senderfamilien investieren würden, sodass die kleinen Sender auf regionaler Ebene kaum bedacht würden.

„Diese haben kein Interesse daran, Regionalfernsehsender zu bedenken, da diese für die Planung aufwendiger sind“, erklärte Thoma dem Blatt. „Die Mediaagenturen schaufeln daher das gesamte Werbegeld zu den beiden großen nationalen Werbegruppen RTL Television und ProSieben Sat 1.“ Bei den großen Senderfamilien würden sie von Rückvergütungen profitieren, die bei kleinen Sendern wegfallen würden.
 
Der Bundesverband Lokalfernsehen sieht das Lokal-TV schon länger in Gefahr und Handlungsbedarf auf politischer Ebene. So fordert der Verband, der sich für die Interessen privater Anbieter von lokalen und regionalen Fernsehprogrammen einsetzt, die Beteiligung der Lokalsender an den Einnahmen vom Rundfunkbeitrag. Unterstützung erhält der Verband in diesem Vorhaben von  Michael Theurer, FDP-Vorsitzender in Baden­ Württemberg und Mitglied des Europäischen Parlaments, der nur dadurch die Sicherung der lokalen Meinungsvielfalt gewahrt sieht.
 
Von besonderem Interesse sind dabei für den BLTV die seit 2013 durch die neue Haushaltsabgabe erwirtschafteten Mehreinnahmen, die derzeit auf Sperrkonten verwahrt werden und so ARD und ZDF nicht zur Verfügung stehen. Der Lokalfernsehen-Verband fordert, an diesen Geldern beteiligt zu werden, da lokale und regionale TV-Sender auf dieser Ebene quasi einen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllten. Dem „Tagesspiegel“ gegenüber führte der BLTV-Vorstandsvorsitzender René Falkner die technologischen Entwicklungen an, deren Kosten für die kleinen TV-Stationen große finanzielle Hürden darstellen würden. [kw]

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5 Kommentare im Forum

  1. Wie sagte "Wetter-Man" Mirco Nontschew bei RTL (damals noch unter Helmut Thoma)? "Wie das Wetter wird, das hängt vom Wetter ab." Natürlich ist der Werbemarkt dafür verantwortlich. Es ist der Werbemarkt, den sich die privaten Sender geschaffen habe. Ein Regionalsender sollte da vielleicht auch eher mit günstiger regionaler Werbung punkten, als bei den großen Sendern mitspielen zu wollen. Vielleicht ist nicht der Markt falsch, sondern das Konzept?! Die Dritten Programme liefern doch schon regionals Fernsehen. Warum soll der Gebührenzahler nun auch noch deren private Konkurrenz mitfinanzieren?
  2. Also in den Lokalradios läuft viel Werbung. Warum dann im Lokal-TV nicht? Dürfte doch dort deutlich billiger sein als bei den Privatsendern
  3. ... naja, beim Zuhöreranteil der Lokalradios in NRW ist deutschlandweit mit Abstand der höchste. Bei NRW.TV dürfte der Zuschaueranteil nicht messbar sein. Thoma versuchte mit Volks-TV ein Modell ähnlich dem der NRW-Lokalradios zu etablieren. Hatte aber bekanntlich nicht den gewünschten Erfolg. Natürlich spielt auch die Reichweite eine Rolle. Das Programm wird nur in NRW in den Kabelnetzen von Unitymedia und Deutsche Telekom verbreitet. Bei Netcologne ist das Programm nicht verfügbar. Bislang gibt es wohl keinen Einspeisevertrag und ohne diesen muss Netcologne das Programm trotz Must-Carry-Status nicht einspeisen. Neben der Kabelverbreitung gibt es noch einen Webstream. Bei Unitymedia wird die analoge Verbreitung gegen Ende April d.J. wohl eingestellt werden. NRW.TV hat kürzlich auch von der LfM-NRW einen auf den Deckel bekommen:Quelle: Entscheidungen der LfM-Medienkommission vom 19. Februar 2016
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