Polen: „Unsere Mütter, unsere Väter“ sorgt für Proteste

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ wurde nicht nur in Deutschland in den höchsten Tönen gelobt, sondern erweist sich auch als Exportschlager. In Polen kam es nun nach anfänglicher Kritik mit der ersten Ausstrahlung sogar zu heftigen politischen Protesten – inklusive Rücktrittsforderungen.

Begleitet von teils heftigen politischen Protesten hat Polens öffentlich-rechtliches Fernsehen TVP den ersten Teil des ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“ ausgestrahlt. Er lief am Montagabend zur besten Sendezeit. Die beiden weiteren Teile sollten am Dienstag und Mittwoch folgen.
 
Die rechtskonservative Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) erneuerte deshalb ihre Rücktrittsaufforderungen an Fernsehchef Juliusz Braun. Es sei inakzeptabel, dass das polnische Fernsehen einen solchen deutschen „Propagandafilm“ ausstrahle. „Das ist, als würde TVP sein Programm mit Auszügen aus Hitlers „Mein Kampf“ beginnen, um den polnischen Zuschauern die deutsche Sicht zu vermitteln“, zitierte das Internetportal wiadomosci.wp.pl am Dienstag den PiS-Fraktionschef Mariusz Błaszczak.

Der Politiker reagierte damit auf die Rechtfertigung des Fernsehens für die Ausstrahlung: Die polnischen Zuschauer sollten sich selbst ein Bild von dem „kontroversen deutschen Film“ machen, hieß es in der Programmankündigung von TVP. Schon die Erstausstrahlung in Deutschland hatte heftige Kritik im Nachbarland ausgelöst – polnische Partisanen seien darin als antisemitisch dargestellt wurden. Um der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen, begleitete der Sender die Ausstrahlung mit mehreren Diskussionssendungen zum Thema.
 
Die in Deutschland jüngst beim ZDF gesendete Serie handelt vom Schicksal fünf junger Deutscher während des Zweiten Weltkriegs. Die Vertriebsfirma Beta Film hat die Produktion in rund 60 Ländern bereits verkauft oder steht kurz vor Vertragsabschluss. Das sagte eine Sprecherin und bestätigte „Focus“-Angaben.

[dpa/hjv]

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81 Kommentare im Forum

  1. AW: Polen: "Unsere Mütter, unsere Väter" sorgt für Proteste Unbequeme Wahrheiten müssen also nur die Deutschen einsehen und verkraften. Richtig! Aber alle Anderen waren damals keine Engel.
  2. AW: Polen: "Unsere Mütter, unsere Väter" sorgt für Proteste Richtig, und diese Erkenntnis kommt vielen "Anderen" auch so langsam. Ich sah kürzlich eine Dokumentation über die Bombadierung von Dresden, die militärisch absoluter Unsinn war, den Alliierten sogar militärisch geschadet hat. Das war einfach nur Rache. Fakt ist halt, dass die Deutschen den Krieg angefangen haben und die Vernichtung der Juden betrieben haben, aber wie schon gesagt, andere waren teilweise nicht besser, bzw. sind es auch heute noch.
  3. AW: Polen: "Unsere Mütter, unsere Väter" sorgt für Proteste "nicht besser" finde ich unangemessen. Ich würde nicht weiter gehen als zu sagen, die anderen sind auch nicht "sauber geblieben", aber das ist bei einem so schmutzigen Krieg, wie ihn die Deutschen und die Japaner damals angefangen haben auch kaum möglich gewesen. Aber das sollte nie dazu missbraucht werden, die Verbrechen im Namen des deutschen Volkes zu relativieren oder gar zu rechtfertigen! Deutschland hat ein negatives Vorbild für einen brutal massenmordenden Terrorstaat erschaffen - aber IMHO auch ein positives, wie man nachträglich mit einer Vergangenheit umgeht, die man nicht rückgängig machen kann. Ich wüsste jedenfalls kein anderes Land, was so offensiv mit den Verbrechen des eigenen Volkes in der Vergangenheit umgeht, und auch finanziell dafür einsteht. Von diesem positiven Vorbild könnten sich sicher einige Staaten eine Scheibe abschneiden. Aber das ist deren Sache, ob sie sich selbst durch positive Taten definieren wollen, oder nur durch rechtfertigende Worte. Deutschland sollte sich jedenfalls nur auf diese Vorbildrolle beschränken.
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