Springer will Kartellauflagen bei Übernahme vermeiden

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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München – Für die geplante Übernahme von ProSiebenSat.1 Auflagen durch den Springer Verlag gibt es intern mehrere Finanzierungsmodelle – aus Sicht der Medien-Kontrolleure ist der Schachzug des Springer Verlages unproblematisch.

Intern wird bei Springer der Zugriff auf die größte kommerzielle Fernsehkette im Lande zielstrebig und bis ins Detail vorbereitet, ist in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Vorstand, Finanzexperten und Juristen des Verlags kalkulieren, wie sich die Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG finanzieren und ein Veto des Bundeskartellamtes verhindern ließe. Vor allem die Deutsche Bank soll das Vorhaben unterstützen. Das Institut hat dem Vernehmen nach bereits eine Finanzierungszusage vorgelegt, wie die Süddeutsche Zeitung weiter berichtet.
 
Als weiterer Finanzpartner wird die amerikanische Investmentgesellschaft Hellmann & Friedman genannt, die sowohl an Springer als auch an der ProSieben-Gruppe beteiligt ist. Anders als es in der Medienbranche am Dienstag geheißen hatte, soll Hellmann & Friedman aber keine zusätzlichen Anteile an der Fernseh-Gruppe erwerben, um dem Verlag zur Übernahme zu verhelfen. Springer will selbst die Mehrheit der Aktien besitzen; bislang hält der Verlag nur 11,8 Prozent. Hauptaktionäre der Fernsehkette sind gegenwärtig noch der amerikanische Medienunternehmer Haim Saban und dessen
Finanzpartner, Investmenthäuser aus den USA. Letztere wollen ihre Aktien gewinnbringend veräußern, sobald bestimmte Halte-Fristen abgelaufen sind. Auf diesen Augenblick wartet Springer, um den
Kaufvertrag auszuhandeln und dem Kartellamt vorzulegen. Zuvor soll bei der Wettbewerbsbehörde inoffiziell vorgefühlt werden, ob und welche Auflagen zu erwarten sind. Intern werden bei Springer und der ProSieben-Gruppe Einwände gegen eine dominierende Stellung im Werbemarkt nicht ausgeschlossen.

Beim Kartellamt will das Zeitungshaus auf das Engagement vom Konkurrenten Bertelsmann bei Presse, Funk und Fernsehen verweisen und für sich Chancengleichheit in Anspruch nehmen, um Auflagen zu vermeiden. Keine Einsprüche gegen eine Übernahme der ProSieben-Gruppe sind von den Fernseh-Kontrolleuren zu erwarten. ?Das verstärkte Engagement von Springer bei der ProSieben-Gruppe wäre nach geltendem Medienrecht unproblematisch, weil die Grenze der zulässigen Marktanteile deutlich
unterschritten wird?, sagte Wolf-Dieter Ring, der Präsident der Bayerischen Landesmedienzentrale (BLM).
 
Die deutschen Mediengesetze schreiben vor, dass ein Konzern mit seinen Sendern über einen Marktanteil von maximal 25 bis 30 Prozent verfügen darf. Anderenfalls wären Entflechtungen nötig. Die ProSieben-Gruppe kommt aber auf lediglich 22 Prozent. Insofern hält die BLM Springers Vorstoß von vornherein für zulässig. BLM-Präsident Ring sagte auf Anfrage, er begrüße es, dass mit dem Verlag ?ein Medienunternehmen anstelle von Finanzinvestoren? die ProSiebenSat.1 Media AG steuern wolle. Bei einem Medienhaus seien auch publizistische Interessen gewährleistet, ?da ist eben nicht die Gewinn-Maximierung der einzige Maßstab, äußerte sich Ring. [mg]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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