Türkei verweigert drei deutschen Journalisten Akkreditierung

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Internationale Journalisten dürfen nur mit offizieller Pressekarte in der Türkei arbeiten. Nun wird drei deutschen Journalisten die Akkreditierung verwehrt.

Die Türkei hat Auslandskorrespondenten von ZDF, „Tagesspiegel“ und einem für den NDR tätigen freien Mitarbeiter die Arbeitsgenehmigung verweigert. Gründe für die Ablehnung wurden demnach nicht genannt. Halil Gülbeyaz sei in der Türkei zwölf Jahre ununterbrochen für den NDR akkreditiert gewesen. „Ich habe nur meinen Beruf als Journalist ausgeübt, und mit der Abweisung werde ich meinem Beruf in der Türkei nicht mehr nachgehen können. Das schränkt die Informationsfreiheit ein“, sagte Gülbeyaz, der in Berlin lebt.

Am Freitag waren dem langjährigen „Tagesspiegel“-Korrespondenten Thomas Seibert und dem ZDF-Journalisten Jörg Brase in einer Mail mitgeteilt worden, dass sie in der Türkei für dieses Jahr nicht akkreditiert werden. Das würde bedeuten, dass sie innerhalb von zehn Tagen das Land verlassen müssten. Beide Medienhäuser wollen dagegen Einspruch einlegen. Der „Tagesspiegel“ appellierte zudem an die türkischen Behörden, den Korrespondenten die verweigerten Arbeitsgenehmigungen doch noch zu erteilen. Die stellvertretende ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten nannte die Entscheidung „nicht nur bedauerlich, sondern vollkommen unverständlich“.

Der 55-jährige Seibert war seit 22 Jahren ununterbrochen in der Türkei akkreditiert, der 57-jährige Brase ist seit Januar 2018 Leiter der ZDF-Korrespondentenstelle Istanbul. Die Sprecherin des Auswärtigen Amts bezeichnete derweil die Ablehnung der Akkreditierungen am Freitagabend als „nicht nachvollziehbar“. Wie es aus dem Auswärtigen Amt weiter hieß, protestierte Staatssekretär Andreas Michaelis in einem Telefonat mit dem türkischen Botschafter nachdrücklich gegen die Entscheidung der türkischen Behörden und verlangte, diese zurückzunehmen.

Die Pressekarten ausländischer Korrespondenten laufen jedes Jahr Ende Dezember ab und müssen dann neu beantragt werden. Einige deutsche Journalisten haben ihre Akkreditierung bereits erhalten, andere warten immer noch. Die Karten gelten als Arbeitserlaubnis, sind aber auch Grundlage für die Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung.Türkei in Pressefreiheits-Rangliste auf Platz 157

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) nannte die Verweigerung der Pressekarten einen nicht hinnehmbaren „De facto-Rausschmiss“. Geschäftsführer Christian Mihr sprach von „reiner Behördenwillkür“. Erst am Donnerstag war mehreren Auslandskorrespondenten wegen fehlender Karten der Zugang zu einer Pressekonferenz mit dem türkischen Finanzminister Berat Albayrak und dem Vize-Präsidenten der EU-Kommission, Jyrki Katainen, verweigert worden. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt die Türkei Platz 157 von 180.

Für Auslandskorrespondenten, wie selbstredend auch für türkische Medien, werden die Arbeitsbedingungen immer schwieriger. So verließ beispielsweise „Stern“-Korrespondent Raphael Geiger im Jahr 2017 die Türkei, weil sein Verlängerungsantrag weder abgelehnt noch positiv beschieden wurde. Im Jahr zuvor wurde der „Spiegel“-Korrespondent Hasnain Kazim auf diese Weise gezwungen, die Türkei zu verlassen. Der ehemalige „Cumhuriyet“ verließ Mitte 2016 Land und Arbeitsstelle, da ihm wegen Spionage und Veröffentlichung von Geheimdokumenten der Prozess gemacht und er auch schon in erster Instanz verurteilt wurde. Dündar legte Revision ein und reiste nach Deutschland aus.

Nicht zuletzt hatten im Jahr 2017 die Festnahmen des „Welt“-Reporters Deniz Yücel, der deutschen Journalistin Mesale Tolu und anderer deutscher Staatsbürger in der Türkei eine schwere Krise zwischen Berlin und Ankara ausgelöst. [dpa/bey]

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