[Update] Grimme Online Award für Plagiatsjäger und „Stalker“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Acht Internet-Angebote sind am Mittwochabend in Köln mit dem renommierten Grimme Online Award für publizistische Qualität im Netz ausgezeichnet worden – darunter die Internet-Plattform GuttenPlag Wiki und ein Web-Projekt zur Vorratsdatenspeicherung.

Tausende Freiwillige hatten sich daran beteiligt, in der Doktorarbeit des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Plagiatsstellen aufzuspüren. Das Portal wurde dafür mit dem renommierten Grimme Online Award für publizistische Qualität im Netz in der Kategorie „Spezial“ ausgezeichnet. Bereits im Vorfeld hatten Beobachter aus dem Umfeld der Jury dem GuttenPlag Wiki große Siegchancen eingeräumt. 
 
Die Jury hob die faire und unvoreingenommene Arbeitsweise der Administratoren des Wikis hervor. „Das Projekt macht deutlich, dass Textvergleiche gut kollaborativ organisiert werden können und welche Möglichkeiten das Web für gemeinsames Arbeiten bietet“.
 
Ebenfalls in der Kategorie „Spezial“ wurde das Projekt „Verräterisches Handy: Was Vorratsdaten über uns verraten“ prämiert. Hierfür hat „Zeit Online“ die bei einem Telefonanbieter gespeicherten und im Netz frei verfügbaren Daten des Politikers Malte Spitz zu einem persönlichen Profil in Form einer interaktiven Karte zusammengesetzt. Dabei konnten die Nutzer alle Aufenthaltsorte, Telefonate und SMS-Mitteilungen des Grünen-Politikers nachvollziehen.

„Die diesjährigen Preise belegen, welche Bandbreite es im Internet gibt“, sagte Uwe Kammann, Leiter des Adolf-Grimme-Instituts bei der Verleihung am Mittwochabend zum Abschluss des Medienforum.NRW in Köln.
 
Dies gelte auch für die Gestalter und Anbieter der Online-Angebote. „Sie müssen nicht unbedingt starke Häuser hinter sich haben, sondern bieten oft auch bei kleinster Besetzung und höchst individueller Leistung hervorragende publizistische Inhalte und Formen“. Das Netz sei innovativ, kreativ, politisch und zudem ein wichtiges Element einer kollektiven Kontrolle und individuellen Teilhabe.
 
In der Kategorie „Information“ würdigte die Jury zwei Angebote, die nutzerfreundlich umgesetzte und fundierte Hintergrundinformationen bieten: Das Anwalt-Blog „law blog“ und die Website zum Wissensprogramm des Deutschlandradios, „DRadio Wissen“. Die Jury lobte die besondere Art, wie Internet und Radio verbunden werden.
 
„DRadio Wissen“ biete mit Linktipps, Bildern und eigenen Blog-Beiträgen mehr als die klassische Programmbegleitung. Im „law blog“ informiert der Strafverteidiger Udo Vetter regelmäßig die Nutzer mit viel Ironie und in verständlicher Sprache über juristische Themen. Das Angebot stehe für einen qualitativ, hochwertigen Blick hinter die Kulissen der Juristerei.
 
In der Kategorie „Wissen und Bildung“ wurden ebenfalls zwei Projekte gewürdigt: Die Autoren Martin Haase und Kai Biermann beobachten in ihrem Blog „Neusprechblog“ die Sprache von Politik und öffentlichen Debatten. Sie entlarvten Worthülsen und verbale Verschleierungstaktiken, hieß es.
 
In der Webdokumentation von Arte, „Prison Valley“, porträtieren der Journalist David Dufresne und der Fotograf Philippe Brault einen Ort in den USA, in dem 36 000 Einwohner leben und in dem es 13 Haftanstalten gibt. Die Nutzer können sich auf eine interaktive Erkundungstour durch das „Prison Valley“ begeben und sich mit anderen Nutzern und den Protagonisten in Verbindung setzen. Das Projekt sei der gelungene Versuch, dem Medium Film ein neues, interaktives Format zu geben, urteilte die Jury.
 
Das Reiseblog „Reisedepesche“ von Johannes Klaus bekam den Preis in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ für seinen Bericht über eine im Mai 2010 gestartete Weltreise. Einen Preis in der gleichen Kategorie ging an die „Wortwuselwelt“ von Brigitte Krämer und Nina Pagalies – eine mit Ton- und Wortspielen sowie Gedichten gestaltete Kinderwebseite.
 
Der Publikumspreis ging an GameOne.de – die Webseite zur Fernsehsendung „Game One“ beim Musiksender MTV. Den „klicksafe Preis für Sicherheit im Internet“ erhielten die Selbstschutz-Plattform von Jugendlichen für Jugendliche im Netz, juuuport.de (Niedersächsische Landesmedienanstalt), und das Theaterstück gegen Cybermobbing und sexuelle Gewalt im Internet „Click it!“ (Verein Zartbitter Köln).
 
Mit rund 2 100 Einreichungen für den Award wurde in diesem Jahr ein neuer Rekord erzielt. Nominiert waren 26 Web-Angebote. Seit 2001 zeichnet das Grimme-Institut mit dem Grimme Online Award hochwertige Websites aus.
 
Zusätzlich zu den maximal acht Preise in vier Kategorien, wurden in diesem Jahr drei Spezial-Preise vergeben. Unter anderem trägt der Grimme Online Award seit mehreren Jahren auch der Sicherheitsthematik im Internet Rechnung und vergibt den „Klicksafe-Preis“ an Angebote und Projekte, die dem Umgang mit dem World Wide Web sicherer gestalten.
 
Als Laudatoren überreichten am Dienstag unter anderem Schauspielerin Tessa Mittelstaedt,Komödiantin Mirja Boes, Schauspieler Leonard Lansinksowie TV-Moderatorin Enie van de Meiklokjes die Preise des 11. Grimme Online Awards. [ar/dpa]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com

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