Weniger Taschengeld, mehr Streaming – Kinder leben mehr digital

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Kinder sind in der analogen Welt genauso zu Hause wie in der digitalen. Youtube steht bei ihnen hoch im Kurs, am liebsten spielen sie trotzdem im Freien. Sie bekommen weniger Taschengeld, müssen aber beim Konsumieren nicht unbedingt zurückstecken.

Kinder in Deutschland müssen mit weniger Taschengeld als noch vor zwei Jahren auskommen. Das geht aus einer repräsentativen Studie im Auftrag von sechs Zeitschriftenverlagen über das Konsumverhalten von Heranwachsenden hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Hinweise für weniger Konsum bei Kindern sehen die Experten aber nicht. Stattdessen gehen sie davon aus, dass Familien zunehmend Handyverträge abschließen oder digitale Käufe für ihre Kinder übernehmen. Dies könnten beispielsweise Filmdownloads oder Computerspiele sein, wie Malte Riken aus der Leitung des Zeit Verlags sagt.
 
Im Schnitt 20,52 Euro monatlich bekamen Kinder zum Umfragezeitpunkt im Frühjahr 2019. Das sind laut Kinder-Medien-Studie 2019 rund vier Euro weniger als noch vor zwei Jahren. Konkrete Gründe dafür, warum Kinder inzwischen weniger Taschengeld zur Verfügung haben, liefert die Studie aber nicht.
 
Acht von zehn Kindern heben ihr Erspartes der Studie zufolge nicht lange auf – sie geben das Geld am liebsten gleich wieder aus. Davon kaufen sie sich bevorzugt Süßigkeiten, aber zum Beispiel auch Zeitschriften. Für die Studie wurden Konsum- und Freizeitvorlieben von Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren untersucht.
 
Eine große Mehrheit der Kinder schaut in ihrer Freizeit Filme und Serien im Fernsehen, gleichzeitig werden Streaming-Angebote im Internet immer interessanter. Besonders die älteren Kinder können Plattformen wie Spotify oder Youtube viel abgewinnen. Oft werden dabei die Abos der Eltern genutzt. Mehr als die Hälfte der 10- bis 13-Jährigen konsumiert Streamingdienste mehrmals pro Woche. Im Vergleich zum Vorjahr nahm das Konsumverhalten in allen Altersgruppen zu.
 
Auch in der Kommunikation mit Freunden sind Kinder zunehmend digital unterwegs: 70 Prozent der 6- bis 13-Jährigen gaben an, Textnachrichten zu schreiben. Dafür nutzen 55 Prozent der Jungen und Mädchen Whatsapp, 13 Prozent Instagram. Wichtiger ist den Heranwachsenden im Austausch miteinander nur der Griff zum Hörer – gut neun von zehn Kindern telefonieren mit ihren Freunden.
 
Kinder haben vielfältige Interessen und finden der Studie zufolge eine gute Balance zwischen analoger und digitaler Welt. «Da sind Kinder besser drin, als man denkt», sagt Riken. Zwar schaut fast jedes zweite Kind regelmäßig Youtube oder surft im Internet – Aktivitäten mit der Familie und draußen Spielen stehen aber weiterhin hoch im Kurs. Rund acht von zehn Kindern spielen in ihrer Freizeit im Freien, 89 Prozent treffen sich mehrmals in der Woche mit Freunden.
 
Auftraggeber für die Untersuchung waren die Verlagshäuser Blue Ocean Entertainment, Egmont Ehapa Media, Gruner + Jahr, Panini Verlags GmbH, Spiegel-Verlag und der Zeit Verlag.
 
Die bereits dritte Kinder-Medien-Studie soll Einblicke in die Lebensrealität der rund 7,31 Millionen 4 bis 13 Jahre alten Kindern in Deutschland bieten. Dafür wurden insgesamt etwa 2500 Interviews mit Kindern und Eltern geführt. [Arne Bänsch]

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1 Kommentare im Forum

  1. Irgendwie ist die Entwicklung schon bedenklich, denn der Rückgang des Taschengelds um 4€ wäre ansich schon ein Rückgang um gut 16%, aber wenn man die Inflation berücksichtigt, ist der Kaufkraftverlust der Kinder sogar noch grösser. Aber auch die Mediennutzung finde ich bedenklich. Bei GeoCities, Second Life, Myspace, etc. konnte man wenigestens etwas kreativ sein, und man hat früher auch mal Videos für Youtube gemacht, auch wenn man vielleicht gerademal auf 500 Views gekommen ist. Aber heute lassen sich die Kinder und Jugendlichen wohl nur noch passiv von professionellen Influencern auf Youtube berieseln, Music- und Videostreaming bei Spotify und Netflix sind ohnehin rein passive Dinge.
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