Wettbewerbshüter gehen wegen schlechtem Empfang gegen RAI vor

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die italienische Wettbewerbsbehörde hat der Medienanstalt RAI vorgeworfen, unlautere Geschäftspraktiken zu verfolgen, weil das gebührenfinanzierte Staatsfernsehen in einigen Regionen des Landes nur schlecht zu empfangen sei.

Vor allem in der Toskana und der Region Trentino Alto Adige seien die Programme der Sendeanstalt nur in schlechter Qualität zu empfangen. Betroffen seien sowohl die analoge als auch die digitale Ausstrahlung. RAI rate seinen Zuschauern wenig hilfreich, sich neue Antennen zu kaufen und die Kabel zu ersetzen, um die Empfangsprobleme zu lösen, berichtete der Branchendienst „Broadband TV News“ am Donnerstag. Die Wettbewerbsbehörde hatte zudem kritisiert, dass eine beworbene Gratis-Kunden-Hotline in Wahrheit kostenpflichtig abgerechnet wurde.

Die Behörde vertritt die Auffassung, dass Zuschauer nicht zusätzlich zu den ohnehin fälligen Rundfunkgebühren in vermeintlich bessere Empfangsgeräte investieren müssen, um damit die Signalstärke zu verbessern. Wenn die Nutzer gewusst hätten, dass ihnen Zusatzkosten entstünden, hätten sie die Gebührenzahlung vermutlich in vielen Fällen verweigert, spekulierten die Medienhüter.
 
Ministerpräsident Berlusconi dürften aber nicht nur Vorwürfe der Wettbewerbsbehörde gegen den Staatssender Kopfschmerzen bereiten, sondern auch die Kandidatur des TV-Journalisten Michele Santoro als RAI-Chef. Santoro gilt als regierungskritisch und war mit seiner erfolgreichen Talkshow „Annozero“ aus dem Programm des staatlichen Fernsehens geflogen, schrieb die Tageszeitung „Der Standard“ in ihrer Ausgabe vom Donnerstag. Der Journalist habe den zurückgetretenen RAI-General Mauro Masi vorgeworfen, einen Staubsauger nicht von einem Fernseher unterscheiden zu können.
 
Bereits vor einem Jahr hatte der angesehene italienische Journalist in seinem Heimatland Mediengeschichte geschrieben. Während des Wahlkampfes hatte Italiens Präsident Berlusconi alle politischen Sendungen aus dem RAI-Programme verbannt. Die Journalisten von „Annozero“ hatten daraufhin per Livestream und Digital-TV eine eigene Politsendung ausgestrahlt, die von Millionen Italienern gesehen wurde. Mehrere Kritiker Berlusconis, die sonst im italienischen Staatfernsehen zensiert wurden, hatten in der Sendung ein Podium erhalten. [rh]

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6 Kommentare im Forum

  1. AW: Wettbewerbshüter gehen wegen schlechtem Empfang gegen RAI vor Dass man in Bergregionen (hier:Südtirol) mit der perfekten Versorgung so seine technischen Schwierigkeiten hat, ist ja hinlänglich bekannt. Selbst die Franzosen haben dafür ja extra ihr TNT-Sat bzw Fransat eingeführt um jeden Winkel des Landes zu erreichen. Auch die Beliebtheit des Sat-Empfanges in Österreich hat wohl damit zu tun ... Worin der Skandal der RAI hier liegen soll, ist mir nicht ganz klar. Eine 60cm Hotbird-Antenne aufs Dach, Tivusat besorgen und schon läufts. Das ist nördlich wie südlich des Brenners dasselbe ...
  2. AW: Wettbewerbshüter gehen wegen schlechtem Empfang gegen RAI vor Ist es nicht so, dass in Italien terrestrisch ein ziemliches Chaos herrscht? Erinnere mich da noch an alte Urlaubsreisen zurück.
  3. AW: Wettbewerbshüter gehen wegen schlechtem Empfang gegen RAI vor Also im UKW-Bereich auf jeden Fall. Was war das nur für ein Paradies damals in den Ferien der 80er! Hier in Wien gerade mal 3 Stationen (Ö1,2,3) - und in Südtirol das beste aus allen Welten! Da war kaum eine Frequenz frei, manchmal brachte das Drehen der Antenne sogar zwei Sender auf einer Frequenz!
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