ZDF setzt weiter auf Jan Böhmermann – Neue Projekte?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Mit seinem Schmähgedicht über Erdogan hat Jan Böhmermann für reichlich Aufregung gesorgt. Für das ZDF kein Grund, sich von dem Satiriker zu lösen. Neben einer Vertragsverlängerung wird bereits über neue Projekte gesprochen.

Das ZDF will auch nach dem „Schmähgedicht“ mit Jan Böhmermann zusammenarbeiten und seinen Vertrag verlängern. „Ich halte ihn völlig losgelöst von dieser einen kleinen Geschichte für einen (…) außerordentlich begabten Moderator, Comedian, der ein Publikum erreicht, das wir sonst so schnell nicht erreichen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut am Freitag in Mainz. „Das Hauptfundament von Jan Böhmermann sehe ich nach wie vor bei ZDFneo, weil er dort seine Marke nicht aufweichen muss, er kann so bleiben, wie er ist“, ergänzte Bellut. „Wir führen Gespräche mit ihm, ob man da noch etwas mehr machen kann und in welcher Form man ihn auch im Hauptprogramm präsentieren könnte.“ Böhmermanns bisheriger Vertrag läuft zum Jahresende aus.

Um das „Schmähgedicht“ gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, das der TV-Satiriker und Grimme-Preisträger im März in seiner Show „Neo Magazin Royale“ vorgetragen hatte, gab es viel Wirbel und juristischen Ärger. Das Gedicht handelt unter anderem von Sex mit Tieren, Kinderpornografie und transportiert Klischees über Türken. In den vergangenen Wochen war spekuliert worden, ob Böhmermann dem ZDF treu bleibt oder zu einem anderen Sender wechselt. Im Hörfunk-Bereich war er vom öffentlich-rechtlichen Radioeins zum Musikdienst Spotify gewechselt.
 
Das Gedicht hatte gegen ZDF-Richtlinien verstoßen. „Es hat uns nicht gefallen wegen der Programmgrundsätze, deswegen haben der Programmdirektor und ich entschieden, das aus der Mediathek zu nehmen“, sagte Bellut. „Man kann das auch anders sehen, juristisch sehen wir es sowieso nicht.“ Aus dem gleichen Grund gibt es für die Kollegin, die für die Sendung des Stückes redaktionell verantwortlich war, nach Angaben des Intendanten „keine Strafmaßnahmen“. Böhmermann bekomme für die rechtlichen Auseinandersetzungen Beistand im Rahmen einer Versicherung.
 
Die Staatsanwaltschaft Mainz prüft rund 1500 Anzeigen gegen Böhmermann oder ZDF-Verantwortliche wegen Beleidigung und rechnet mit „nicht mehr vielen Monaten“ bis zur Entscheidung über eine mögliche Anklage. ZDF-Intendant Bellut sagte: „Das warten wir wirklich gelassen ab.“ Das Hamburger Landgericht hatte Böhmermann untersagt, große Teile seines Gedichts öffentlich zu wiederholen. [Oliver von Riegen/fs]

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2 Kommentare im Forum

  1. Das ist es: Warum das „Majestätsbeleidigungs“-Verfahren gegen Jan Böhmermann eingestellt werden muss › Meedia
  2. Wenn ich das richtig verstehe, soll also ein Recht, dass Erdogan nun mal leider hat, nicht mehr gewährt werden, weil man ihn nun plötzlich nicht mehr mag? Da hätte ja Erdogans Verhalten bei uns ordentlich Schule gemacht. Ob das der richtige Weg ist?
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