„Oma hat gemailt..“ – Immer mehr ältere Menschen nutzen Internet und Co.

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Bild: © Victoria - Fotolia.com
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Erfurt – Dass die neuen digitalen Medien nur von jungen Menschen genutzt werden, ist eine weit verbreitete Meinung und trotzdem falsch. Die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) reagiert.

Die größten Steigerungen bei den Internetanschlüssen waren laut ARD/ZDF-Online-Studie im Jahr 2008 bei den 60- bis 79-Jährigen feststellbar, von denen inzwischen nahezu 30 Prozent im Netz sind. Auch andere Medien, von der Fotografie über Radio bis zum Film und Fernsehen, sind im Alltag der Älteren so selbstverständlich wie bei jüngeren Generationen auch.
 
Die Thüringer Landesmedienanstalt reagiert auf diesen Trend und bietet verstärkt Kurse und Projekte zur Förderung der Medienkompetenz auch für Ältere an. TLM-Direktor Jochen Fasco: „Die Generation 60 plus gehört noch längst nicht zum alten Eisen. Das sind aktive Leute, die mitten im Leben stehen. Meist werden wir von der Konsumforschung daran erinnert, dass die Senioren eine wichtige Zielgruppe für die Wirtschaft sind. Man muss ihnen aber auch zielgruppengerechte Bildungs- und Partizipationsangebote machen und ihnen Gelegenheit bieten, mit alten und neuen Medien aktiv umzugehen. Das werden wir in unseren Offenen Kanälen und Medienkompetenzprojekten verstärkt machen.“
 
Der Offene Kanal Gera, das Bürgerfernsehen der TLM, startet im neuen Jahr mit der ‚Seniorenakademie’ gleich eine ganze Reihe von Angeboten. Unter dem Motto ‚Was Hänschen kann, lernt Hans erst recht’ wird zum Beispiel vermittelt, wie man im Netz sicher unterwegs ist und auch selbst aktiv kommuniziert und gestaltet. Im Fernsehbereich des Offenen Kanals geht es um das ‚Einmaleins des Bürgerfernsehens’. Hier werden nicht nur Moderatoren und Kameraleute gebraucht.
 
Beim Fernsehen stehen viel mehr Aufgaben an. Es kommt auf die Berufs- und Lebenserfahrung an. Die geübte Hand der pensionierten Kosmetikerin kommt ihr als Maskenbildnerin ebenso zugute, wie die Findigkeit des Handwerkers in Rente beim Bühnenbau gefragt ist.
 
Auch bei Radio Funkwerk, dem Offenen Hörfunkkanal der TLM, stehen die Ruheständler nicht ruhig. Die Redaktion ‚Kaffeezeit’ sendet jeden Montag von 16.00 bis 17.00 Uhr ihre Sendung rund um die Themen ihrer Generation. Die Redaktionsgruppe recherchiert, schreibt und produziert ihre Magazinsendung selbst und genießt gerade unter den jüngeren Bürgerfunkern großes Ansehen. Auch die Zuhörer schätzen die Sendung, die sich mit ihrem hohen Wortanteil und den gut vorbereiteten Interviews angenehm vom Dudelfunk abhebt.
 
Um die Medienarbeit mit älteren Menschen langfristig in Thüringen zu etablieren, hat die TLM aktuell einen Forschungsauftrag vergeben. Prof. Dr. Bernd Schorb, Medienpädagoge an der Universität Leipzig, leitet die Pilotstudie. Er kritisiert, dass die Medienforschung lange Zeit nur festgestellt hat, mit welchen Medien Menschen im fortgeschrittenen Alter nicht umgehen können oder wollen.
 
Dabei sei aus dem Blick geraten, dass auch die Älteren neue Medien beherrschen, wenn sie nur einen vernünftigen Grund dafür haben: „Wenn die Kinder oder die Enkel im Ausland sind, lernen auch ältere Menschen schnell, wie sie E-Mails schreiben können. Andere nutzen die Internetrecherche, um ihre Lebensgeschichte aufzuarbeiten. Nachkriegszeit und deutsche Teilung sind zum Beispiel wichtige biografische Themen, denen im Internet gut nachgeforscht werden kann.“, so Schorb.
 
Anhand von Gesprächen mit älteren Menschen wird die Pilotstudie zeigen, unter welchen Umständen und mit welchen Motiven ältere Menschen sich Medien aneignen. Die Pilotstudie, die der Auftakt für eine umfassendere Untersuchung der älteren Generation sein wird, soll auch der Arbeit in den Thüringer Offenen Kanälen und Medienkompetenzprojekten zugute kommen. [mg]

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