3D-Hoffnungen 2012

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3D-Hoffnungen 2012, Teil 4

Merida – Legende der Highlands

„Merida ist sehr detalliert, was den 3D-Effekt hilft“

Wir sprachen mit Bob Whitehill, Stereoscopic Supervisor von Pixar, über die 3D-Komponente von „Merida“
 
Im allgemeinen heißt es, dass CGI-Filme leichter in die dritte Dimension geholt werden können als Realfilme, stimmt das? Wenn ja, woran liegt das?
 
Es gibt viele Gründe, warum es leichter ist eine 3D-Version von CGI-Filmen zu erstellen, als von Realfilmen. Wir können hier z. B. unsere 3D-Entscheidungen setzen und wieder zurücknehmen so oft wir wollen bzw. bis es uns gefällt. Weil unsere Kameras in Wirklichkeit reiner Computercode sind, bleiben die Bilder für das rechte und das linke Auge dabei absolut unverändert, bis auf den intendierten 3D-Effekt. Live-Action-Kamera-Systeme sind inzwischen ziemlich ausgeklügelt, stehen aber immer noch vor der Herausforderung, die perfekte Zusammenstellung von Kameras und Linsen einzuhalten. Die daraus resultierenden Bilder könnten dadurch Fokus-, Helligkeits- oder Verzerrungs-Unterschiede hervorrufen. Wir glücklichen CGI-Stereographen brauchen uns darüber keine Gedanken zu machen.
 
 
Könnten Sie uns bitte ein wenig mehr über den Prozess der stereoskopischen Produktion von CGI-Animationen wie etwa „Merida“ erzählen?
 
Die Prozedur beginnt mit einem Meeting mit dem Regisseur, um eine grobe Herangehensweise für die 3D-Komponente des gesamten Films zu finden. Sobald wir wissen, was der Regisseur erreichen möchte, beginnen wir mit der kreativen 3D-Entscheidungsfindung, um seine Vision zu verwirklichen. Das kann so simpel sein wie ein einfaches Positionieren der 3D-Kameras in eine Szene und das anschließende Rendering beider Blickwinkel. Oder es ist so kompliziert wie das Produzieren mehrerer Versionen von Kompositionen, Kamerafahrten und Objektiv-Entscheidungen. Es hängt einfach davon ab, wie stark der Regisseur über den 3D-Effekt nachdenkt bzw. wie wichtig ihm diese Komponente ist.
 
 
„Merida“ hat deutlich mehr Details als alle bisherigen Pixar-Filme. Beeinflusst das Ihre Arbeit als Stereoscopic Supervisor oder hat es keine größere Bedeutung für Sie?
 
„Merida“ ist wirklich sehr schön detailliert und das hilft dem 3D-Effekt, weil es dem Publikum soviel gibt, was es visuell erfassen kann. Umso mehr Details es beispielsweise in den Wäldern gibt, die Merida mit dem Pferd durchstreift, desto tiefer können wir den stereoskopischen Effekt gestalten, denn so wird er sich mehr auszahlen, weil das Publikum mehr visuelle Anhaltspunkte hat. Die Tiefe und der Detailgrad in der sorgfältig ausgestalteten Welt von „Merida“ ist also wesentlich lohnenswerter in 3D als, sagen wir, ein leeres Lagerhaus.

Wie stehen Sie zur Benutzung von negativen Parallaxen bzw. „Into-The-Face“-Effekten?
 
Ich glaube nicht, dass es feste Regeln bezüglich solcher „Into the Face“-Momente gibt. Oftmals können sie witzig sein und sind genau das, was viele Leute weiterhin vom 3D-Effekt erwarten. Die Gefahr ist, sobald diese Effekte zu sehr von der Story abweichen, könnten sie den Zuschauer daran erinnern, dass er nur einen Film sieht. Wir haben in unseren Filmen einige Fälle, in denen Objekte aus dem Screen kommen – nur das wir hierfür solche Momente fokussieren, die sich mühelos in die 3D-Umgebung einfügen und die die Story unterstützen.
 
 
Wie regeln Sie die Ballance zwischen dem Seh-Komfort für die Zuschauer über die Gesamtlänge des Films und dem Wunsch nach atemberaubenden 3D?
 
Das ist die größte Herausforderung, der wir gegenüberstehen, wenn wir effektive 3D-Erfahrungen machen wollen – wie machen wir unsere Filme absolut lohnenswert UND sehr komfortabel? Unser Grundansatz – und ich denke, dass dies der richtige ist – ist es, den Bereich, wo das Publikum hinschaut, auch in 3D immer so nahe wie möglich an der Ebene der Leinwand zu belassen. Der häufigste Grund für die Überanstrengung der Augen während sie gutes 3D sehen, sind Objekte, die zu weit aus dem Screen heraustreten, egal ob nach außen oder innen. Das wiederum wird durch einen einfachen Mechanismus hervorgerufen: Wir werden hierbei gezwungen, zwei Muskel-Systeme in unseren Augen voneinander zu entkoppeln – Das eine für die Fokussierung der Distanz, das andere für die Konvergenz beider Augen. Solange wir also den sprechenden Charakter relativ nahe an der Screen-Ebene behalten, können wir hoffentlich das Unbehagen der Zuschauer minimieren.
 
 
Testen Sie den 3D-Eindruck mit einem Test-Screening vor dem offiziellen Kinostart?
 
Wir planen kein Test-Screening in 3D bevor der Film in den Kinos läuft. Wir führen zu unseren Filmen mehrere dutzend interne Screenings durch und haben ein ziemlich gutes Gefühl dafür entwickelt, wie 3D von unserem Publikum aufgenommen werden wird.
 
Vielen Dank für das Gespräch!

Trailer zu „Merida“:

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