BluNote-Café: Klassik

0
83

BluNoteCafé: Klassik, Teil 2

Claudio Abbado – Bruckner: Symphony No. 5

Könnte man sich die Idealbesetzung für ein mitreißendes und qualitativ herausragendes symphonisches Konzert wünschen, dann kämen den meisten deutschsprachigen Klassikfreunden zurzeit wohl Sir Simon Rattle mit seinen Berlinern, Christian Thielemann in Dresden und vielleicht noch Claudio Abbado mit dem von ihm ins Leben gerufenen Luzerner Festival Orchester in den Sinn.
 
 
Letztere Kombination kann man mit Anton Bruckners fünfter Symphonie auf einer frisch erschienenen Aufnahme aus dem Hause Naxos erleben: Das ist die Cème de la Crème der Klassikwelt, ein Eliteorchester voller potenzieller Solisten, das die besten Köpfe der Orchesterszene einmal im Jahr unter einem der einflussreichsten Dirigenten unserer Zeit vereint. Mitgeschnitten an zwei Abenden im August 2011 in der Konzerthalle zu Luzern, erwartet einen ein fast 80-minütiges Mammutwerk voller majestätischer Themen und kontrapunktischer Strenge, das durchaus Konzentration, Hingabe und Sitzfleisch vom Zuhörer verlangt, ihn aber auch mit einem reichen und bleibenden Kunsterlebnis belohnt.

Entstanden in den Jahren 1873 bis 1875, entfaltet die Fünfte des tiefgläubigen Österreichers insgesamt einen getragenen, geradezu ernsten Charakter – drei der vier Sätze sind überwiegend mit dem Tempo „Adagio“, also „langsam und ruhig“, überschrieben. Die dynamische Bandbreite des abgebildeten Klangraums ist fast schon zu groß: Wenn zu Beginn der Introduktion die dahingehauchten Streicher-Pizzikati eher zu ahnen als zu hören sind, dann muss man die Lautstärke schon beträchtlich aufziehen.
 
 
Damit definiert man natürlich die späteren mächtigen Fortissimo-Stellen entsprechend, denn der alte Leitsatz für symphonische CD-Aufnahmen („Wer beim Forte leiser stellt, hat das Piano zu laut gehört!“) gilt auch auf der akustisch noch feiner aufgelösten Blu-ray unvermindert weiter. Ungewöhnlich ist, dass die fünfkanalige Master-Audio-Spur hier als erste Option noch vor der im Klassikbereich gewöhnlich bevorzugten Stereo-PCM-Version abgelegt wurde: Ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr die Macher von ihrer formidabel gelungenen Surround-Variante überzeugt sind.

Kommentare im Forum