Der Sound von oben

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Der Sound von oben

Dolby Atmos auf Blu-ray Disc

Transformers 4: Roboter-Stillleben

„Transformers“ brachte den Raumklang ins Wohnzimmer, doch herausragend erschallt es nicht. In Kapitel 14 etwa balancieren die Protagonisten auf Stahlseilen in schwindelerregender Höhe, ein Raumschiff und Kampfjets zischen über die Köpfe hinweg. Eine Szene, wie gemacht für Dolby Atmos, jedenfalls ­theoretisch. Denn in der Praxis ist wenig auf den oberen Lautsprechern zu hören und das Wenige hat kaum System. Mal hört man das metallische Schlagen der Stahlseile, mal hört man es nicht, unabhängig davon, ob die Kamera über oder unter der Szenerie positioniert ist.
 
Die Dolby-Surround-Hochrechnung legt dagegen alle Informationen mal mehr, mal weniger prominent auf die Höhenkanäle. Die Auro-Matic macht hier den besten Eindruck: Windrauschen, Stimmenhall, vorbeizischende Jets, all das wird abgebildet. Allerdings stellt sich ein gewisses „Zuviel-Gefühl“ ein, denn auch Soundeffekte, die sich virtuell unter dem Zuschauer abspielen, werden abgebildet. Ein ähnliches Bild in Kapitel 19: Ein von unten gefilmter Wasserfall und wolkenkratzerhohe Roboter sollten mit Dolby Atmos eigentlich wunderbar zur Geltung kommen. Doch alles, was der Zuschauer hört, ist ein wenig Musik und Wind. Auch mit der Auro-Matic stellt sich nur wenig „Vertikalität“ im Sound ein. Effekte, Musik und Stimmen sind hörbar, aber wiederum auch jene, die „unten“ stattfinden und in den Höhenlautsprechern eigentlich keine Rolle spielen sollten.

Expendables 3: Wo ist der Hubschrauber?

Sylvester Stallones Retro-Action ­“Expendables 3″ beginnt direkt mit einer Dolby-Atmos-Paradesequenz. Die Kamera befindet sich auf einem Gleisbett, ein Zug rast über den Zuschauer hinweg und kann auch mit geschlossenen Augen perfekt geortet werden. Stallone und Co. greifen in der Folge mit einem Hubschrauber den Zug an: Die Rotorblätter oberhalb der Protagonisten sind klar vernehmbar, was bei schnellen Schnitten zu einem spannenden Laut-Leise-Spiel führt. Allerdings fehlen einige Informationen. Fliegt etwa der Helikopter von rechts nach links über uns hinweg, ist kaum etwas zu hören.
 
Die Auro-Matic macht es besser und stellt Schüsse und Helikopter plastisch dar. Allerdings sorgt sie auch für eine kleine Kuriosität: Die Kamera blickt auf den Helikopter, der weit unter uns schwebt und trotzdem ist er kraftvoll über die Höhenlautsprecher zu hören. Eine weitere kuriose Szene: Wir sehen den Helikopter bildschirmfüllend über uns am Himmel schweben, doch zu hören ist er kaum, weder mit Dolby Atmos noch mit der Hochrechnung. Es war ein echter „Na endlich“-Moment, als wir mit der Auro-Matic endlich einen lauten Helikopter vernahmen. Der Vergleich mit dem Auftakt zeigt sehr schön, wie wichtig der Toningenieur für ein spannendes Raumklangerlebnis ist. Platziert er die Klang­objekte passend in der Tonspur, ist das Erlebnis hervorragend, wenn er es in einer Szene mal vergisst, ärgert sich der Zuschauer.

Mockingjay Teil 1: So muss Atmos klingen!

Unser dritter Film, „Die Tribute von ­Panem: Mockingjay, Teil 1“ zeigt, was mit Dolby Atmos möglich sein kann. Für den Vergleich nahmen wir uns Kapitel 2, in dem Katniss in den verwüsteten 12. Distrikt geflogen wird und Kapitel 5 vor, wenn das Krankenhaus angegriffen wird und Katniss und Gale zwei Jets vom Himmel holen. Offensichtliche Effekte, wie der Start eines Transporters direkt über Katniss oder ein einstürzender Turm, werden in „Mockingjay, Teil 1“ perfekt von den Höhenlautsprechern abgebildet. Sämtliche Informationen werden wuchtig und gut zu orten wiedergegeben. Zudem transportieren die Höhenkanäle viel mehr Atmosphäre (Sirenen, Wind, Musik) als bei „Expendables 3“ und „Transformers 4“.
 
Da kommt die Dolby-Surround-Hochrechnung nicht mehr mit, die zu viele Informationen auf die Lautsprecher legt und die eigentlich wichtigen Sounds untergehen lässt. Die echte Dolby-Atmos-Spur kann sich hier erstmals durchgehend mit der Auro-Matic messen, die aber noch eine Spur mehr Spektakel bietet. Allerdings nutzt auch ­“Mockingjay Teil 1″ den 3D-Klang noch nicht perfekt, weil unverständlicherweise manche Effekte wiederum einfach fehlen. Fliegt ein Transporter über den Zuschauer hinweg und die Atmos-Lautsprecher bleiben stumm, dann ist das etwas ärgerlich, vor allem, weil die gleiche Sequenz mit Auro-Matic noch einmal einen atmosphärischen Sprung nach vorn macht.
(Christoph Pech)

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