Die Geschichte des Fernsehens: Wie alles begann (Teil 1)

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© Auerbach Verlag/Thomas Riegler, Rundfunkmuseum Cham

Man möchte es kaum glauben, dass die Geschichte des Fernsehens fast so alt ist wie die des Radios. Zunächst ging es um die Entwicklung eines brauchbaren Fernsehstandards. Rundfunkbegeisterte konnten von Beginn an mit dabei sein. Verfolgen Sie in unserer neuen Serie die Geschichte des Fernsehens.

Erste TV-Übertragungen fanden bereits während der 1920er-Jahre statt. Damals war Fernsehen noch mechanisch und basierte auf der Nipkow-Scheibe. Sie ist eine Lochscheibe, bei der die Bohrungen spiralförmig angeordnet sind. Wird die Scheibe gedreht, zerlegt sie das Bild auf mechanische Weise. Auch auf Empfängerseite wird das Bild mittels Lochscheibe und einer Lichtquelle auf eine nachleuchtende Scheibe projiziert. Die so erreichten TV-Bilder hatten nur eine geringe Auflösung von etwa 30, 60 oder 90 Zeilen, nur wenige Zentimeter groß und im Hochformat. Diese ersten TV-Signale waren noch ziemlich schmalbandig und konnten so auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle übertragen werden. Womit sie eine enorme Reichweite erzielten.

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Das mechanische Fernsehen mit Nipkow-Scheibe lieferte nur sehr kleine, grob aufgelöste, stark flimmernde Bilder. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Im Februar 1928 gelang mit Hilfe von Kurzwellen erstmals die Übertragung von Fernsehbildern über den Atlantik. Wenige Monate später wurde ein erstes 30zeiliges Farbfernsehbild mit Hilfe einer rot, grün und blau gefilterten Lochreihe der Nipkow-Scheibe erzeugt. In den USA wurde, ebenfalls 1928, anlässlich des demokratischen Parteikonvents in Albany, New York, die erste Live-Fernsehübertragung ausgestrahlt.

Erste deutsche Fernsehversuche

Am 8. März 1929 wurden im Deutschen Reich erste drahtlose Fernsehversuchssendungen in der Zeit von 23:10 bis 0:30 Uhr über den Sender Berlin-Witzleben auf der Mittelwelle 468 m (641 kHz) mit 1,5 kW ausgestrahlt. Die Tests wurden vom Reichspost-Zentralamt mit Hilfe eines Mihaly-Bildabtasters durchgeführt. Die Sendungen waren ohne Ton. Es wurde ein 30-Zeilen-Bild mit 100 Bildpunkten pro Zeile ausgestrahlt. Pro Sekunde wurden 12,5 Bilder übertragen. Diese Parameter sollten am 20. Juli 1929 als erste deutsche TV-Norm festgelegt werden.

Am 30. September desselben Jahres strahlte die britische BBC die erste an die Öffentlichkeit gerichtete TV-Sendung aus. Von Montag bis Freitag wurde ab 11 Uhr Vormittags jeweils ein 30-minütiges, tonloses Programm geboten. Das Signal wurde über den 12-kW-Sender „LO“ ausgestrahlt.

1930

Im Mai führte die Deutsche Reichspost mit dem Sender Zeesen auf der Langwelle 183,5 kHz weitere Fernseh-Versuchssendungen durch. Im gleichen Jahr erfolgten auch die ersten Versuche im UKW-Bereich (42,8 MHz). Im Juni kam es zu TV-Versuchssendungen über den Sender Döberitz. Etwas später wurde auch ein Ton-Sender im UKW-Bereich eingeschaltet. Am 14. Dezember übertrug der Physiker Manfred von Ardenne in Berlin-Lichterfelde erstmals vollelektronische Bilder mit einem Raster von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln pro Sekunde. Am Heiligabend gelangen von Ardenne erstmals Fernsehbild- und Filmübertragungen mit Elektronenstrahlröhren (Braunschen Röhre) auf Sender- und Empfängerseite. Womit das elektronische Fernsehen seine Bewährungsprobe bestanden hatte.

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Um 1930 wurde das Fernsehbild noch mechanisch abgetastet. Die Akteure hatten nur ein etwa zwei Quadratmeter großes, stockdunkles Studio zur Verfügung. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

1931

Am 17. Februar wurde im japanischen Versuchsfernsehen die erste Sportsendung der Welt übertragen. Im Mai übertrug die britische Baird Television erstmals ein Derby. Das Kamerasig­nal wurde per Kabel ins Studio und von dort zum Sender geleitet. Das Pferderennen wurde noch in über 190 Kilometern Entfernung gesehen.

Im Juli 1931 nahm die US-amerikanische Radioveranstalter CBS in New York City die TV-Station W2XAB in Betrieb und engagierte die Station die erste Fernsehansagerin der Welt, Miss Nathalie Tower. Sie durfte laut Vertrag nur im Fernsehen auftreten. Ab Ende 1931 wurde ein regelmäßiges Programm von Bild- und Tonsendungen ausgestrahlt.

1932 bis 1934

Ab Herbst 1932 wurden TV-Versuchssendungen vom Berliner Funkturm auf UKW ausgestrahlt. Nachdem die CBS in New York seinen TV-Dienst im Februar 1933 eingestellt hatte, beendete auch der Konkurrent NBC seinen Programmbetrieb und führte nur noch geheime Tests über den TV-Sender am Empire State Building durch.

Das Reichsdeutsche Fernsehen

Am 22. März 1935 eröffnete der Deutsche Fernsehsender „Paul Nipkow“ den laut eigenen Angaben ersten regelmäßigen Programmbetrieb der Welt. Dieser war aber vorerst noch ein Versuchsbetrieb. In welchem Land aber tatsächlich der erste reguläre TV-Betrieb startete, ist Betrachtungssache. So können etwa in England längst Fernsehgeräte von jedermann gekauft werden, während dies in Deutschland noch nicht möglich war.

Obwohl sich die Ausstrahlungen bereits an das deutsche Publikum richteten, gab es noch kaum TV-Geräte zu kaufen. Vorerst standen den Berlinern fünf Fernseh-Stuben zur Verfügung, wo sie an den Fernseh-Ausstrahlungen teilhaben konnten. Die erste wurde am 9. April 1935 eröffnet. Es wurde an drei Abenden pro Woche von 20:30 bis 22 Uhr gesendet. Zum Einsatz kam bereits elektronisches Fernsehen mit einer Auflösung von 180 Zeilen und 40 000 Bildpunkten. Die Detailtreue des Bildes ließ noch zu wünschen übrig und flimmerte zudem stark.

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In den Fernsehstuben standen üblicherweise zwei Fernsehempfänger. Ihr Betrieb wurde laufend von einem Techniker der Reichspost überwacht. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Nur einen Monat nach dem deutschen Fernsehstart startete auch Frankreich sein offizielles Fernsehprogramm. Zunächst kam ein 500-Watt-Sender zum Einsatz, der auf der Wellenlänge 175 m (1 713 kHz) ein 60-Zeilen-Bild ausstrahlte. Im Dezember wechselten auch die Franzosen auf 180 Zeilen.

Nur zwei Monate nach dem deutschen Sendestart wurde der Programmbetrieb auf fünf Tage pro Woche ausgedehnt. Ein Brand am 19. August 1935 zerstörte aber die Sendeanlagen des deutschen Fernsehdienstes und führte zu einer Unterbrechung des Programmbetriebs. Im Deutschen Reich hatte man von Beginn an Großes mit dem neuen Medium Fernsehen vor. Bereits im Juni 1935 wurde der erste von zwei fahrbaren 10-kW-Fernsehsendern in Betrieb genommen. Er hatte seinen ersten Einsatz auf dem Hamburger Heiligengeistfeld. Die mobilen Sendestationen arbeiteten nach der deutschen 180-Zeilen-Norm und waren in je 13 Fahrzeugen untergebracht. Sie wurden von 15 Technikern betreut.

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Früher Bildfänger, so nannte man früher Fernsehkameras, des deutschen Herstellers FESE aus der Anfangszeit des reichsdeutschen Fernsehens. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Ab Mitte Juli 1935 war der mobile Sender am 1142 Meter hohen Brocken stationiert und strahlte Tonfilm-Sendungen sowie Messtöne für Feldstärkemessungen aus. Ab Oktober 1935 wurden vom 880 Meter hohen Großen FeldbergTaunus Messtöne für Feldstärkemessungen übertragen. Die Versuche wurden über beide Standorte bis ins Frühjahr 1936 fortgeführt. Fernseh-Versuchssendungen wurden schließlich von Mitte Mai bis Anfang Juni 1936 vom Großen Feldberg ausgestrahlt.

1936 wurde am Brocken mit dem Bau des ersten Fernsehturms der Welt auf einem Berg begonnen. Zwei Jahre später installierte Telefunken einen Fernseh-UKW-Sender und eine Reusenantenne in einem Holzaufbau des quadratischen Turms. Die TV-Sendeanlage am Brocken wurde jedenfalls betriebsbereit fertiggestellt, ging aber wegen des herannahenden Kriegs nicht mehr in Betrieb, von einigen Testsendungen abgesehen. Über den Sender am Brocken hätte das Programm aus Berlin ins weite Land übertragen werden sollen.

1936

In Berlin wurde am 15. Januar 1936 der neue Fernsehsender „Paul Nipkow“ offiziell in Betrieb genommen. Für Versuchssendungen wurde der Sender bereits am 23. Dezember 1935 eingeschaltet. Womit die erzwungene Zwangspause nach dem Senderbrand ein Ende gefunden hatte. Die deutschen Fernseh-Übertragungen konnten von den Berlinern in sieben Fernseh-Stuben verfolgt werden. Von Montag bis Freitag wurde von 20 bis 22 Uhr ein Unterhaltungs-Programm geboten.

Dabei wurde das Programm der ersten Stunde während der zweiten Stunde wiederholt. Es wurden Ausschnitte aus Spiel- und Kulturfilmen und Wochenschau-Berichte gezeigt. Die beiden, nach einem Großbrand 1935 neu errichteten Sender, lieferten eine maximale Leistung von 16 kW. Das Fernsehsignal aus Berlin soll im Umkreis von 50 Kilometern gut zu empfangen gewesen sein.

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Handlicher Bildfänger der Fernseh AG. Hier bei einer Liveproduktion im Studio des Fernsehsenders Paul Nipkow. © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte

Der Bildsender arbeitete auf 6,72 Meter, der Tonsender auf 7,02 Meter. Die Antennen waren in 135 Metern Höhe angebracht. Am 15. Juli 1937 wurde die alte 180-Zeilen-Norm aufgegeben. Man arbeitete nun mit neuer Norm mit 441 Zeilen bei 25 Bildern pro Sekunde. Das Bildseiten-Verhältnis betrug 5:4 und war somit annähernd quadratisch. Die Deutsche Reichspost war für die gesamten technischen Einrichtungen verantwortlich. Für die Programmgestaltung und Durchführung des Sendebetriebs war die die Reichsrundfunkgesellschaft zuständig. Sehr früh erkannte man beim Fernsehen aber auch, wie wichtig es ist, von herausragenden Ereignissen möglichst live zu berichten. Die erste Direktreportage flimmerte bereits am 30. April 1935 über die deutschen Bildschirme.

In der nächsten Folge widmen wir uns unter anderem dem Fernsehen in den Kriegsjahren. Hier geht es zu Teil 2

Bildquelle:

  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-3: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-2: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-4: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-5: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-7: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler/ Discovery Geschichte
  • Geschichte-des-Fernsehens-Teil-1-1: © Auerbach Verlag/Thomas Riegler, Rundfunkmuseum Cham

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