Innovation aus Deutschland

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Innovation aus Deutschland, Teil 2

Isophon Berlina RC7

Die Verkabelung basiert auf der von Dr. Gauder seit Jahren verwendeten niederinduktiven Lautsprecherkabellösung namens Clearwater. Die geringe Induktivität der geflochtenen, soliden Einzeladern und der trotzdem geringe elektrische Widerstand ermöglichen einen geringen Dämpfungsfaktor im Hochtonbereich mit dem Ergebnis einer gesteigerten klanglichen Transparenz. Wenn man der Beschreibung klanglicher Eigenheiten etwas voranstellen darf, dann ist es die große Leichtigkeit und Spielfreude, die der RC7 versprüht. Sie vermittelt eine unangestrengte Luftigkeit in der Abbildung komplexer musikalischer Strukturen.
 
Dieser Höreindruck wurde in unserem Hörraum durch eine sehr gute und tiefreichende Bassreproduktion unterstützt, die durch den druckvollen Gesamtausdruck des RC7 zum Ausdruck kommt, aber nie vordergründig wirkt. Eine erste Notiz lautete Entspanntheit. Genau diesen natürlichen und friedvollen Eindruck erlebten wir. Keine Angestrengtheiten waren im Klangbild zu erkennen, so wie sie durch die Forcierung von klanglichen Schärfen, die Blechbläser bieten können, auffallen.
 
Es waren die emotionalen Momente eines Gesangsvortrages, bei dem die Sängerin sehr plastisch zwischen den beiden RC7 stand. Keine Sibilanten reizten die Aufmerksamkeit und die musikalische Begleitung war in einem definierten Abstand eindeutig lokalisierbar. Für uns als Verfechter des Stereodreiecks war das Einrichten der Berlinas eine initiierende Erfahrung, denn die gewohnte Einwinklung auf den Hörplatz zeigte beim Staging-Test auf, dass dieser hier nicht funktionierte.

Eine Lösung für diese Anforderung fand sich nur durch ein Einwinkeln von weniger als 10 Grad. So etwas kann möglich sein, wenn hohe Filterflanken steilheiten und eine maximale Ausnutzung des chassiseigenen Übertragungsbereiches eingesetzt werden. Auf einer Basisbreite von 2,7 Metern spannte sich eine hervorragende akustische Bühne auf, die in der räumlichen Tiefe unsere Stepptänzerin weit in den klar abgrenzbaren Bühnenraum verschwinden ließ, bis sie ihre Runden bis zur Bühnenkante wieder ausweitete – jeder Stepp klar und deutlich. Vorn links plastisch mit organisch nicht überspitzten Saiten erklang die Begleitung der Flamencogitarre.
 
Ein weiteres beliebtes Klangbeispiel führte uns den druckvollen tiefen Orgelklang vor. Demgegenüber intonierte die Sopranistin ohne Verzerrungen in der höchsten Lage ihres Gesangsvortrages im Kirchenraum mit klarer Artikulation und fest umrissener Position. Der voluminöse Orgelton deckte ihre Stimme nicht zu, er begleitete sie. Der höchste Anspruch wurde für uns in der von uns oft genutzten Aufnahme der Ouvertüre „Der Fliegende Holländer“ erfüllt. Hier müssen sich die Streicher, die das tosende Meer illustrieren, mit dem unheilvollen Grummeln der Pauken in den verschiedensten Dynamikstufen messen.
 
Die Auflösung der oberen Mittenfrequenzen und die Impulstreue bilden hier die Grundlage für eine hohe Durchhörbarkeit. Dabei werden die Ausmaße der Orchestrierung in der Tiefe und Breite der Aufnahme hörbar, wenn die gegensätzlichen Klangfarben der Holz- und Blechbläser aus verschiedenen Richtungen und Entfernungen deutlich wahrnehmbar werden. Es gibt nichts Schöneres, als eine Illusion von einem Konzertsaal vor sich zu haben oder ein Jazzquartett, das fast in Lebensgröße zwischen den Standlautsprechern seinen musikalischen Esprit verströmt.
 
Achtung, bei einem so verzerrungsarmen Lautsprecher wie dem RC7 merkt man gar nicht, mit welchem erhöhten Schalldruckpegel man gerade hört. Bei durchschnittlicheren Konstruktionen als den Berlina RC7 wird der Klang schnell aufdringlich, die Chassis geraten an ihre Grenzen. Ein Wesensmerkmal eines wirklich erstklassigen Lautsprechers ist die Aufhebung von Grenzen. Damit kratzte er auch an unserem Wertungssystem! Die Lautsprecher haben ihren Preis – sie spielen dafür in einer eigenen Liga, passend zum High-End-Anspruch dieser Ausgabe.
(Jens Voigt, Torsten Pless)

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