Kein Detail verpassen

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Kein Detail verpassen, Teil 3

Eine Frage der Inhalte

Auf der Blu-ray Disc liegen Filme mit zwei Millionen Bildpunkten, in Full-HD mit 1 920 × 1 080 Bildpunkten vor. Die Komprimierung findet in diesem Fall mit dem äußerst effizienten H.264- Codec statt. Für die Speicherung von 4K-Material existiert zum jetzigen Zeitpunkt noch kein einheitlicher Standard, wenngleich JVC mit dem GYHMQ10 bereits den ersten 4K-fähigen Camcorder für etwas über 5 000 Euro in den Handel gebracht hat. Die Speicherung wird hier ebenfalls über den H.264-Codec realisiert und der Datenstrom findet mit 144 Megabit pro Sekunde (MBit/s) auf vier SD-Speicherkarten Platz.
 
Zum Vergleich: Auf einer Blu-ray Disc liegen Filme in der Regel mit rund 30 bis 40 MBit/s vor. Die Blu-ray wird in der jetzigen Form aller Wahrscheinlichkeit nach zu keinem Zeitpunkt als Medium für 4K-Inhalte dienen, denn die hochauflösenden Bilder würden schlicht den Speicherbedarf der Disc sprengen. Derzeit wird in den Labors der MPEG4 Encoding Solutions Group am Nachfolgecodec von MPEG-4 AVC gewerkelt. Das High Efficiency Video Coding (HEVC) erlaubt eine Halbierung der Datenrate bei gleichbleibender Bildqualität. Möglich macht dies ein weiter ausgebautes und extrem aufwendiges Verfahren, das die Bilder in Abschnitte unterteilt und Bewegungsvektoren der Bildpunkte beurteilt.
 
In einer ersten Full-HD-Testvorführung konnten wir uns von der Güte des Verfahrens überzeugen und die erzielte Bildqualität ist in Anbetracht der marginalen Datenrate von lediglich rund 4 MBit/s schlichtweg als phänomenal zu bezeichnen. Parallel dazu lief ein digitales Fernsehsignal mit 8 MBit/s. Wie David A. Hopkins, Director of Product Marketing MPEG4 Ecoding Solutions Group, gegenüber HD+TV mitteilte, soll der HEVC-Standard Anfang 2013 abgesegnet werden. Mit einer flächendeckenden Einführung, etwa für das digitale Satellitenfernsehen, ist aber frühestens ab 2014 oder später zu rechnen, so Hopkins.
 
Derzeit ist die Decodierung in Echtzeit noch nicht möglich und die zuständigen Chips müssen erst noch optimiert werden. Vorab codiertes Material kann indes schon früher auf der Bildfläche auftauchen, wenngleich an dieser Stelle natürlich noch nicht das Trägermedium geklärt ist. Nach Hopkins könnte die Onlinevideothek Netflix in Nordamerika aber bereits jetzt auf den Standard umsatteln. Dann hätte IPTV mit der Verbreitung von 4K-Inhalten verglichen zu herkömmlichen Verbreitungswegen, wie etwa per Satellit oder Kabel, die Nase klar vorn.

Neue hochauflösende Zukunft?

Der Nutzen von 4K ist von zwei Faktoren abhängig: Bildgröße und Sitzabstand. In den meisten Wohnzimmern oder Heimkinos werden Sie kaum von dem Auflösungsgewinn profitieren, denn in der Regel sitzen Sie so weit vom Flachbildfernseher oder von der Leinwand entfernt, dass Sie die höhere Auflösung schlicht nicht wahrnehmen können. Der Quantensprung, wie er von SD zu HD vollzogen wurde, findet demnach nur bedingt statt. Zudem ist bei der Standardisierung noch einiges ungeklärt und bis 4K-Inhalte im eigenen Heimkino auftauchen, werden noch einige Jahre ins Land ziehen.
 
In Kinos ist die erhöhte Bildpunkteanzahl schon sinnvoller, denn bei den riesigen Bildschirmdiagonalen von mehr als 22 Metern und den neuen Sitzplatzanordnungen nach Stadionvorbild profitieren selbst weiter hinten sitzende Zuschauer von der erhöhten Auflösung – endlich mal wieder ein Grund, ins Kino zu gehen. Im Wohnzimmer zieht vor allem die 3D-Darstellung einen Nutzen aus 4K, denn in Kombination mit dem Polfilterverfahren kann der technisch bedingte Auflösungsverlust kompensiert werden und die plastische 3D-Darstellung folglich in verbesserter Full-HD-Qualität stattfinden – bislang bietet einzig das Shutter-Verfahren eine perfekte Detailtreue.
 
Missbraucht man einen XXL-Fernseher mit 4K-Auflösung als Monitor, kommt man aber selbst bei einer 2D-Zuspielung aus dem Schwärmen nicht heraus: Die Darstellung von Feinheiten ist schlichtweg atemberaubend und Nahaufnahmen von Gesichtern offenbaren jede Pore. Richtig auftrumpfen können die über acht Millionen Bildpunkte bei Panoramaaufnahmen, etwa von einer Großstadt, oder bei opulenten Naturbildern. Aufgrund der immensen Detailvielfalt entdeckt man unzählige Kleinigkeiten und kann sich am Gebotenen gar nicht sattsehen (eine ruhige Kameraführung vorausgesetzt). Wer das einmal erleben durfte, dem wird es schwerfallen, wieder zu Full-HD zurückzukehren.

Diese 4K-Filme erwarten Sie im Kino

(Dennis Schirrmacher, Christian Trozinski)

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