Totalausfälle im Kabel

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Totalausfälle im Kabel, Teil 2

Störungen bei den Boxen

Totalausfall droht

Das Fazit: „Aus den Messergebnissen geht hervor, dass Mobilfunkgeräte in unmittelbarer Nähe zu DVB-C-Set-Top-Boxen die Kanäle 61 bis 69 massiv beeinflussen und zu Totalausfällen führen“, heißt es in dem Gutachten. Es genügt bereits ein Achtel der typischen Strahlleistung von Mobilfunkgeräten zum Erreichen der minimalen Signalqualität. Die Set-Top-Boxen kamen bereits bei einem Dreißigstel bzw. einem Sechzigstel der typischen Strahlleistung an die Mindestwerte heran. Bei einer Strahlleistung über 32 mW kam es in einer Entfernung von 1,6 Metern zur Antenne bei den Boxen zum Totalausfall.

 
Sollte ein Anwender die Antenne in den heimischen vier Wänden sogar auf die Set-Top-Box stellen, genügt weit weniger an Strahlleistung, um den Kabelempfang zum Erliegen zu bringen. Natürlich sollte man beachten, dass sich die Messungen nicht ohne Weiteres auf andere Kabelnetze oder Boxenmodelle anwenden lassen. Dennoch sprechen die Ergebnisse eine klare Sprache. Nicht erst dieses Gutachten schreckt die Kabelnetzbetreiber hierzulande auf. Nach Meinung der Anga vernachlässigt die vom Bundeskabinett beschlossene Verordnung zur Zuweisung von Frequenzbereichen für mobile Datendienste die vorherige Prüfung möglicher Störungen anderer Übertragungswege.

 
Im Pilotprojekt Wittstock/Dosse werden lediglich mögliche Interferenzen mit DVB-T untersucht. „Die Folgen für die Rundfunk- und Datenübertragung im Kabel und auf die daran angeschlossenen Endgeräte werden unseres Wissens in keinem dieser Piloten untersucht“, kritisiert Anga-Präsident Thomas Braun. „Damit bleiben Störpotenziale, die jeden zweiten Haushalt in Deutschland treffen könnten, unberücksichtigt“, so Braun weiter. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, zieht derweil ein positives Fazit aus dem Pilotprojekt. „Nach den bisher vorliegenden Er- kenntnissen treten in den ländlichen Gebieten durch die Nutzung des Frequenzspektrums für breitbandiges Internet keine Probleme für die Rundfunkversorgung auf, die nicht gelöst werden können, sowohl durch die konkrete Frequenzplanung als auch durch die Nutzer selbst“, erklärt Hege.

Aktionsplan gefordert

Doch die Anga kontert mit eigenen Tests, die zusammen mit dem Institut für Rundfunktechnik ebenfalls in Wittstock/Dosse durchgeführt wurden. Laut Braun seien erhebliche Beeinträchtigungen festgestellt worden. „Durch die Signaleinstrahlung wurden die Set-Top-Boxen und Fernsehgeräte in ihrer Funktion massiv gestört.“ Er fordert weitere Untersuchungen. Unterstützung erhalten die Kabelnetzbetreiber vom Fachverband Consumer Electronics im ZVEI und von der gfu. Beide fordern einen Aktionsplan, der die Problembereiche untersucht, bevor die Frequenzen im oberen UHF- Band für mobile Breitbanddienste genutzt werden.

 
„Eine Umsetzung des Kabinettsbeschlusses in seiner jetzigen Form würde auch Zukunftsoptionen des digitalen Fernsehens blockieren –  etwa die Einführung von terrestrischem HDTV und die Umstellung auf noch effizientere Signalcodierungen“, prognostiziert Rainer Hecker, Vorsitzen- der des Aufsichtsrats der gfu. Das Argument, mobile Breitbanddienste im UHF-Band würden in ländlichen Regionen eingesetzt, in denen das Kabel nicht ausgebaut ist, zählt nicht, denn bislang macht niemand Anstalten, mobiles Internet über die Kanäle 61 bis 69 in Ballungsräumen zu verbieten. Und um den Ausbau auf dem Land finanzieren zu können, werden die Anbieter sicherlich nicht auf das einträgliche Geschäft in den Städten verzichten.
(Marc Hankmann)

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