ARD und ZDF müssen Sendekonzepte massiv verändern

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ZDF Wintersport, Toni Innauer, Norbert König; © ZDF/Jürgen Feichter
© ZDF/Jürgen Feichter

Die bei Millionen beliebten Wintersport-Wochenenden der TV-Sender sehen in Corona-Zeiten anders aus als gewohnt. ARD und ZDF stellen ihre Sendekonzepte um – die Zuschauer können sich ab diesem Wochenende ein Bild davon machen.

Die Winterport-Freunde unter den TV-Zuschauern können sich freuen. Trotz vieler Verlegungen von Veranstaltungen und einiger Absagen wollen ARD und ZDF ein ähnlich umfangreiches Sport-Angebot im Winter anbieten wie im Vorjahr. „Im Moment gilt: Die Summe der Übertragungen wird gleich bleiben“, sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. 

Die beiden öffentlich-rechtlichen TV-Sender hatten im letzten Winter rund 500 Stunden Live-Berichterstattung im Programm. Davon entfallen ungefähr 360 Stunden auf das klassischen Fernsehen, der Rest läuft im Stream im Internet. 

„Bedingungen ändern sich kurzfristig“

Durch die Corona-Pandemie gab es allerdings bei der Planung und Organisation des Wintersport-Programms „massive Veränderungen“, erklärte Fuhrmann. „Die Bedingungen ändern sich sehr kurzfristig.“ Der ZDF-Sportchef sagte: „Jetzt stellen sich viele Fragen. Findet der Wettkampf überhaupt statt? Kommen wir dahin? Welche Quarantäne-Regeln gelten? Welches Risiko ist vertretbar, was ist erlaubt?“

Am ersten Wintersport-Wochenende läuft am kommenden Samstag in der ARD Ski alpin im finnischen Levi, Bob-Weltcup im lettischen Sigulda, Skispringen im polnischen Wisla und Freestyle im österreichischen Stubaital. „Wir müssen sehen, wo wir vor Ort sein können“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Wir versuchen, die Reisetätigkeiten runterzufahren.“

Die Saison im Biathlon, der beliebtesten Wintersport-Disziplin der TV-Zuschauer, beginnt am übernächsten Wochenende im finnischen Kontiolahti. Geplant war der Auftakt ursprünglich im schwedischen Östersund – also musste das Zweite neu planen.

„Üblicherweise verteilen wir die Wintersport-Wochenenden über ein halbes Jahr vor Saisonstart mit der ARD und beginnen dann mit der Detailplanung für die Monate November bis März“, erklärte der ZDF-Sportchef. „Diese Planungssicherheit ist während Corona komplett weg. Wie sagt man so schön: Wir fahren auf Sicht. Notgedrungen.“ Balkausky sagte: „Wir haben verschiedene Szenarien vorbereitet.“

Keine Moderatoren im Schnee

Die sichtbarste Änderung für die Zuschauer ist, wenn die Moderatoren nicht im Schnee, sondern in einem Studio stehen. Die TV-Sender setzen verstärkt auf Heimarbeit, das ZDF in Mainz und die ARD in Köln, wo sie eigens ein neues Studio für Wintersport gebaut hat. Zudem werden einzelne Sendungen in Studios der zuständigen Sender produziert, etwa Ski beim SWR oder Biathlon beim RBB. 

Das Erste und das Zweite wollen die Millionen Menschen vor den Bildschirmen den gewohnten Standard bieten, doch ist das in Corona-Zeiten bei jeder Übertragung möglich? „Wir müssen jetzt jede einzelne Übertragung noch einmal einzeln prüfen“, erklärte Fuhrmann. „Das ist ein erheblicher Mehraufwand an Planung und Organisation.“ Er betonte: „Ein Reporter und eine Kameramann vor Ort – diesen Standard wollen wir nicht unterschreiten.“ Der ZDF-Sportchef sagte aber auch: „Es wird Situationen geben, in denen selbst das nicht geht.“

Führt die deutlich reduzierte Zahl an Dienstreisen zu geringeren Kosten? „Eine Kostenersparnis kommt nicht wirklich zustande“, erklärte Fuhrmann. „Die Effizienz durch die langfristigen Buchungen fällt aus.“ Außerdem fallen reichlich zusätzliche Arbeitstage an, weil die ursprünglichen Planungen nicht mehr gelten und neu organisiert werden muss. Die ARD musste zudem für ihr neues Wintersport-Studio in Köln investieren, wie Balkausky erklärte.

Bildquelle:

  • ZDFWintersport2: © ZDF/Jürgen Feichter

3 Kommentare im Forum

  1. Ich wäre ja für eine Talkshow am Vormittag mit Lanz, Illner, Will und Plasberg ohne Gäste. Dafür könnte man abends die Sendeplätze mit Dokus und Filmen füllen. :whistle::X3:
  2. Zählt "Find me in Paris" auch als Wintersport? Ich sehe sonst keinen Grund für eine Warnung.
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