Qualitätsprobleme bei HDTV

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Qualitätsprobleme bei HDTV, Teil 2

Weitere Problemfaktoren

Videoformat nicht optimal

Die HDTV-Übertragung geschieht über einen Satelliten. Der DVB-Datenstrom gelangt quasi unverändert über Kabelkopfstationen auch in die Kabelnetze. Die Kabelnetzanbieter nutzen für die Zuführung des Signals ebenfalls den Satelliten. Beim eingesetzten DVB-S2-Standard wird ein fortschrittliches Videocodierungsverfahren eingesetzt, um die anfallenden Datenmengen zu reduzieren. H.264 (MPEG-4 AVC) wurde ursprünglich für Datenreduktion von statischem Bildmaterial entwickelt.
 
Bei der Ausstrahlung von Livesendungen, Magnetbandaufzeichnungen (MAZ) oder der Zuspielung von Filmen kommen leistungsfähige Encodierer zum Einsatz, die die Bild- und Tondaten in Echtzeit in das Zielformat übertragen. Das so erstellte Material wird über spezielle Datenleitungen oder Satellitenschaltungen an das Playout-Center übertragen und direkt oder nach nochmaliger Verarbeitung an den Satelliten gesendet.

Schwierige Umwandlung

Obwohl die Qualität von H.264 (MPEG-4 AVC) grundsätzlich sehr überzeugend ist, kann durch die Echtzeiterstellung des Videodatenstroms nicht die bestmögliche Qualität erreicht werden. Die Videoerzeugung in einem Durchgang (One-Pass) hat im Gegensatz zu den Multi-Pass-Encodierungen deutliche Nachteile, was die Bildschärfe, Flächen- und Fragmentbildung und schließlich auch die effektive Bitrate angeht. Die auf einem Satellitentransponder zur Verfügung stehende Bandbreite kann auf diese Art und Weise nicht optimal ausgenutzt werden.
 
Da die Kapazität eines Transponders immer zu einhundert Prozent mit Daten gefüllt sein muss, werden Nullbytes, sogenannte Dummy-Daten, die ohne Funktion sind, vor der Aussendung in den Orbit eingefügt. Senden mehrere Sender auf dem Transponder, stammen die eintreffenden Videodaten meist noch von verschiedenen Anbietern. Dies erfordert eine geschickte Verteilung der Videoströme, um eine bestmögliche Qualität zu erreichen. Viele TV-Sender werden über Satellit mit einer festen Datenrate ausgestrahlt, die sie aber nicht optimal ausnutzen können.
 
Das führt dann auch zu nicht optimalen Ergebnissen. Dass es besser gehen kann, zeigt der Bezahlfernsehanbieter Sky. Dieser hat komplette Satellitentransponder gemietet und kann mit dynamischen Bandbreiten die Sender optimal auf der Gesamtdatenrate des Transponders verteilen. Das sorgt für bessere Qualität.

Skalierung

Ein weiteres Problem betrifft die Ausstrahlung aufgezeichneter Sendungen und nicht in High Definition produzierter Sendeinhalte. Diese werden für die HD-Ausstrahlung vorbereitet und auf die höhere Auflösung umgerechnet, da die Anzahl der Bildpunkte einer im PAL-Standard produzierten Sendung deutlich unter den HD-Auflösungen liegen.
 
Diese Hochrechnung wird von sogenannten Skalierern durchgeführt. Das Ergebnis kann sich meist sehen lassen, doch in Einzelfällen sind die Ergebnisse enttäuschend. Die Umwandlung in Echtzeit führt nicht zur besten Qualität. Schnelle Bildwechsel – wie etwa bei Sportveranstaltungen – stellen die Upscaler vor Herausforderungen. Unschärfen und teils eine verstärkte Fragmentbildung können die Folgen sein.
 
In Empfangsgeräten wie Set-Top-Boxen oder HD-Fernsehern mit Digitaltunern kommen bereits ähnliche Verfahren zum Einsatz. Der digitale Signalprozessor in HDTV-Receivern rechnet SD-Inhalte ebenfalls in das hochauflösende Bildformat um. Die Qualität schwankt von Receiver zu Receiver. Grundsätzlich ist die Qualität des Quellmaterials ausschlaggebend für die Qualität auf dem heimischen Fernseher. Im europaweiten Vergleich liegt die Bildqualität deutscher HDTV-Sender jedoch mit an der Spitze.

(Thomas Köhre)

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