Satellitenempfang mit USB-Receivern

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Satellitenempfang mit USB-Receivern, Teil 2

Zukunft von PC-Receivern?

Neue Übertragunsgverfahren

Unsere HD-Receiver empfangen nur die für den Direktempfang verwendeten Übertragungsparameter, wie etwa die Modulationsarten QPSK und 8PSK. Einige USB-Receiver, wie der TBS 5925, sind auch in der Lage unter anderem 16APSK und 32APSK zu verarbeiten. Beide Übertragungsarten nehmen kontinuierlich zu. Häufig sind es nur Datenkanäle, die wir auch mit der USB-Karte nicht auswerten können, was letztlich aber auch nur eine Frage der zur Verfügung stehenden Software ist. Vermehrt kommen diese neuen Modulationen aber auch für TV-Übertragungen zum Einsatz. Keine Frage, dass diese kein normaler HD-Receiver sichtbar machen kann. Auch dann nicht, wenn es sich dabei um eine ausgesprochene DX-Box handelt. Zu den neuen Übertragungsverfahren zählt auch UHDTV. Es ist die Weiterentwicklung von Full HD, dessen Schärfe es noch einmal um den Faktor vier übertrifft. UHDTV mit seiner Auflösung von 3 840 × 2 160 Bildpunkten kann weder von unseren HD-Receivern empfangen, noch von unseren neuen Flatscreens wiedergegeben werden.
 
Die Kombination PC-Receiver und -Monitor kann jedoch beides. Zuerst einmal schafft es der USB-Receiver, UHDTV zu verarbeiten, wozu einiges an Rechenleistung vom Computer abverlangt wird. Viele unserer PC-Monitore, auch solche, die in Notebooks eingebaut sind, haben eine deutlich höhere Auflösung als heute aktuelle HD-Fernseher. Damit sind sie auch in der Lage, das schärfere Bild sichtbar zu machen und uns im wahrsten Sinne des Wortes in Staunen zu versetzen. Mit PC-Receivern hat man auch gute Karten in der Hand, wenn es um den Empfang von in MPEG 4.2.2 ausgestrahlte Sendungen geht. Diese Sondernorm wird von der europäischen Rundfunkunion EBU für nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Übertragungen genutzt. Mit entsprechender Software werden solche Überspielungen am Rechner genauso sichtbar wie jede andere Übertragung. MPEG 4.2.2 beherrschen unsere üblichen Sat-Receiver übrigens auch nicht. Nur einige wenige Boxen sind in der Lage, diesen Standard ebenfalls wiederzugeben.

Weitere Auswertungen

Eine weitere aufschlussreiche Software für den Betrieb eines PC-Receivers ist Transedit. Dessen TS-Analyzer listet alle in einem Transponder übertragenen Daten auf. Hier kann man nicht nur nachlesen, welche Zusatzdienste, wie etwa mehrere Audiospuren oder Teletext, angeboten werden, sondern auch, mit welchen momentanen Datenraten sie senden. Die prozentuale Auslastung zeigt indes, wie viel etwa das Videosignal eines einzelnen Programms in einem Datenstrom beansprucht. Hier offenbart sich schonungslos, weshalb das Bild eines Senders so gut, das eines anderen aber so schlecht sein kann.
 
 
Konstellationsdiagramm
 
Es ist ein weiteres Werkzeug, das den Empfang eines Transponders zu analysieren hilft. Das Konstellationsdiagramm ist nichts anderes als die grafische Darstellung der verwendeten Modulation. Wir nutzen für diese Funktion die Software CracyScan, die auch ein übersichtliches Spektrum, ähnlich wie EBS, bietet. Die Konstellationsdiagrammanzeige ist alleine schon interessant, weil es Spaß macht, sich die verschiedenen Modulationsarten einfach nur einmal anzusehen. Zudem ist der praktische Nutzen hoch, denn das Konstellationsdiagramm erlaubt auch eine gute Beurteilung des Empfangs an sich. Zeigt das Diagramm gut ausgebildete große Punkte, wie etwa vier bei QPSK, deutet dies auf soliden Empfang hin. Je weniger exakt diese Punkte ausgebildet sind, umso schlechter ist das Signal, womit sich auch eine Erklärung finden kann, weshalb ein Transponder nicht eingelesen und ausgewertet werden kann.

Analysen mit dem VLC-Player

Der VLC-Player dient nicht nur zur Wiedergabe von TV-Programmen, auch sein Funktionsumfang ist nützlich und beachtenswert. Als besonders nützlich erachten wir die Funktion „Medien Information“. Sie ist unter „Extras“ in der oberen Menüzeile des Players zu starten. Mit dieser Funktion kann man unter anderem die Auflösung des TV-Bilds und das verwendete Videoformat nachlesen.
 
 
Und viel, viel mehr
 
Die in diesem Beitrag vorgestellten Funktionen stellen nur einen groben Überblick dar, was man heute schon alles mit einem PC-basierten Sat-Receiver anstellen kann. Auf Nebensächlichkeiten, wie Aufnahmefunktion, Teletext und EPG sind wir dabei erst gar nicht eingegangen. Hervorzuheben ist vielleicht noch die Möglichkeit den Gesamtdatenstrom eines Transponders am Stück aufzuzeichnen. Damit werden auf der Festplatte alle auf einem Transponder ausgestrahlten Programme archiviert. Dass diese Aufzeichnungsvariante extrem datenintensiv ist, versteht sich von selbst.

Haben PC-Receiver eine Zukunft?

Besonders USB-Receivern darf eine gute Zukunft vorausgesagt werden. Zum einen, weil sie sich so gut wie überall und mit jedem Rechner betreiben lassen. Entscheidend ist aber, dass ihr Funktionsumfang den eines normalen Stand-Alone-Receivers um ein Vielfaches übersteigt. Mit diesen Geräten haben wir nun die Gelegenheit, selbst Auswertungen vorzunehmen, die bis in die jüngere Vergangenheit, falls überhaupt, nur mit meist mehreren 1 000 Euro teurem Spezialequipment möglich gewesen ist.
 
Damit beschränkt sich das Hobby des Satellitenempfangs nicht mehr länger nur auf das Ansehen und Anhören von TV- und Radioprogrammen. Mit Hilfe des Rechners können wir den Satellitenempfang in einer bislang nicht gekannten Dimension und Perfektion erleben, die weit über das hinaus geht, was wir uns hätten je träumen lassen. Und all das gibt es sogar für erstaunlich wenig Geld: Einfache Sat-USBReceiver gibt es bereits ab einen Kaufpreis von etwa 70 Euro. Spitzenmodelle, die auch bereits heute noch exotische Übertragungsnormen verarbeiten, können schon bis über 200 Euro kosten, was sich aber allemal auszahlt.
 
 
Systemanforderungen
 
Gleich vorweg: Vergessen Sie den Betrieb eines USB-Sat-Receivers mit einem Steinzeit-Rechner. Damit mag es vielleicht zwar noch möglich sein, Programme in Standardqualität wiederzugeben, spätestens beim Empfang von HD wird dieser aber aussteigen. Selbst, wenn die von den Herstellern empfohlenen Mindest-Systemanforderungen noch moderat klingen, gehen Sie davon aus, dass das Beste gerade gut genug ist. Die besten Karten haben Sie in der Hand, wenn Sie einen schnellen Gaming-Rechner Ihr Eigen nennen. Da moderne Computerspiele höchste Anforderungen an den Rechner stellen, können Sie davon ausgehen, dass dieser dann auch mit einem USB-Sat-Receiver anstandslos klar kommt. Für eine HD-Wiedergabe muss der PC mindestens mit einem Pentium-3,3-GHz-Dual-Core-Prozessor bestückt sein.

Datenströme im Detail: Expertenfunktionen

(Thomas Riegler)

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