TV & Co. im Ka-Band

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TV & Co. im Ka-Band, Seite 2

Empfang & Zukunft des Ka-Bands

4,8 Grad Ost
 
Auf der skandinavischen Position 4,8 Grad Ost versieht Astra 4A seinen Dienst. Es dürfte nicht überraschen, dass auch er drei Ka-Band-Übertragungskapazitäten an Bord hat. Für sie stehen sogar zwei Beams zur Verfügung. Der Astra-4A-Interconnect-Ka-Band-Beam hat drei Signalmaxima. Sie liegen über der Schweiz, sowie den Großräumen London und Madrid. Insgesamt versorgt der Beam Mitteleuropa zwar mit unterschiedlichen Signalstärken. Sie reichen aber meist aus, um mit kleinen Antennen empfangen zu werden. Der Europe-Interactive-Ka-Band-Beam versorgt primär Finnland und den überwiegenden Teil von Schweden und Norwegen. Über einen zweiten kleinen Spot bedient er die Schweiz sowie den Westen Deutschlands und Österreichs.
 
16 Grad Ost
 
Nur Wenigen dürfte bekannt sein, dass auch der auf 16 Grad Ost positionierte Eutelsat 16A, ehemals Eutelsat W3C, auch Ka-Band-Transponder an Bord hat. Sie bedienen, soweit wir bislang wissen, den Bereich von 21,4 bis 22,0 GHz. Im März 2013 wurden auf dieser Position erstmals TV-Übertragungen beobachtet. Auf 21,545 GHz vertikal sendet ein Paket aus Kamerun, das die beiden Programme Boom TV (STV1) und STV2 beinhaltet. Gesendet wird in DVB-S2 mit einer Modulation von 8PSK und einer Symbolrate von 2140. Die FEC beträgt 5/6. Auf einem weiteren Transponder wird Equinoxe TV, ebenfalls aus Kamerun, ausgestrahlt.
 
Für die bei uns empfangbaren Ka-Band-Ausstrahlungen kommt der Europe-C-Footprint zum Einsatz. Er konzentriert sich auf Mittel- und Osteuropa. Da der deutsche Sprachraum im Zentrum seiner Ausleuchtzone liegt, ist der Empfang mit üblichen Antennendurchmessern möglich. Unweit von Eutelast 16A versieht auch Sicral 1 seinen Dienst. Er ist ein Kommunikationssatellit der italienischen Streitkräfte. Auch er verfügt über Ka-Band-Übertragungskapazitäten. Von diesem Satelliten wurden Ka-Band-Signale bereits im Bereich zwischen 19,7 und 20,0 GHz linkszirkular beobachtet.
 
11,8 Grad Ost
 
11,8 Grad Ost ist keine Position für einen TV-Satelliten, was freilich nicht heißt, dass abseits der uns bekannten Fernsehsatelliten keine anderen positioniert sind. Auf 11,8 Grad Ost versieht ein weiterer italienischer Militärsatellit, Sicral 1B, seinen Dienst. Über ihn wurden bereits Ka-Band-Signale auf 20,535 GHz horizontal beobachtet. Auch hier handelte es sich um Datenübertragungen.
 
9,0 Grad Ost und 7 Grad Ost
 
Während andere Satelliten auch im Ka-Band auf reichweitenstarke Ausleuchtzonen setzen, arbeitet der auf 9 Grad Ost positionierte Eutelsat Ka-Sat 9A mit 82 kleinräumigen Spotbeams. Sie erlauben zwar die Mehrfachnutzung einzelner Frequenzen, lassen DX-Empfang aber nicht zu. Deshalb ist es in unseren Breiten auch nicht möglich, den auf dem Satelliten auf 20,185 GHz linkszirkularen Transponder mit den irischen TV- und Radioprogrammen bei uns zu bekommen. Wir können indes im Bereich zwischen 19,7 und 20,2 GHz nur die für Datenübertragungen genutzten Transponder beobachten. Mit Eutelsat 7A auf 7 Grad Ost haben wir den wohl derzeit spannendsten Ka-Band-Satelliten erreicht. Über keinen anderen in unseren Breiten empfangbaren Satelliten werden bereits derart viele Fernsehprogramme ausgestrahlt.
 
Zunächst einmal finden sich im Bereich zwischen 21,4 und 21,7 GHz auf der vertikalen Ebene acht reguläre Fernsehprogramme, allesamt Exoten, wie TPA Angola, 2S TV, 2Si Racines und RDV EXCAF aus dem Senegal, DRTV aus Kongo, Brazzaville und TVGE Internacional aus Äquatorial Guinea. Daneben sind bis jetzt fünf Überspielungsleitungen bekannt. Zuletzt finden im Ka-Band des Eutelsat 7A auch Datenübertragungen statt. Wir schließen nicht aus, dass die Übertragungskapazitäten dieses Satelliten längst noch nicht ausgeschöpft sind und so vielleicht schon in nächster Zukunft mit weiteren Kanälen gerechnet werden darf. Sämtliche Ka-Band-Signale werden über den Europe-C-Footprint ausgestrahlt. Er versorgt ganz Europa bis zum Ural und den Mittelmeerraum. Womit der sichere Empfang bereits mit üblichen Antennen gewährleistet ist.
 
33,5 Grad West
 
Auf 33,5 Grad West versieht der Satellit Hylas 1 seinen Dienst. Er ist ein kleiner Kommunikationssatellit mit zwei Ku- und acht Ka-Band-Transpondern an Bord, die über acht Spotbeams ausstrahlen. Sie sind für Breitbandinternetzugänge für bis zu rund 300 000 Kunden in Europa vorgesehen. Von Hylas 1 konnten bereits mehrere Transponder mit Datenübertragungen zwischen 19,7 und 20,2 GHz links- und rechtszirkular ausfindig gemacht werden. Zumindest ein Teil der Ka-Band-Spotbeams versorgt auch den deutschen Sprachraum, womit der Empfang dieses Satelliten mit üblichen Antennendurchmessern nichts im Wege steht.
 
12 Grad West
 
Dass das Ka-Band auch für Datenübertragungen im militärischen Bereich Verwendung findet, zeigt sich ein weiteres Mal auf 12 Grad West, wo der US-Kommunikationssatellit WGS-3 positioniert ist. Über ihn laufen im Bereich zwischen 20,3 und 20,8 GHz mehrere Datenkanäle. Sie werden linkszirkular ausgestrahlt.
 
Große Zukunft für Ka-Band
 
Diese erste Übersicht über bereits auf unseren Satelliten vorhandenen Ka-Band-Transpondern zeigt uns, dass in der Ära des Satellitenempfangs gerade ein neues, wichtiges Kapitel beginnen wird. Es erinnert an die Zeit, als während der frühen 1990er-Jahre das obere Ku-Band als neuer Frequenzbereich eingeführt wurde. Heute ist es für uns ganz normal, dass das Ku-Band von 10,7 bis 12,75 GHz reicht. Wir können davon ausgehen, dass auch das Ka-Band bereits in naher Zukunft für uns zur Normalität gehören wird. Noch gibt es kaum dafür geeignetes Empfangsequipment. Und das, was bereits verfügbar ist, fordert uns einerseits zum Basteln auf, andererseits verlangt es von uns einen tiefen Griff in unsere Geldbörsen.
 
Das war vor rund 23 Jahren bei der Einführung des oberen Ku-Bands auch nicht anders. Tatsache ist jedenfalls, dass es bereits viele Satelliten im Orbit gibt, die bereits Ka-Band- Transponder an Bord haben. Von ihnen haben wir längst nicht alle vorgestellt. Ein Blick in die nahe Zukunft ist aber noch weitaus spannender. Kaum einer der Satelliten, die 2013 und 2014 an den Start gehen sollen, kommt ohne Ka-Band-Übertragungskapazitäten. Damit wird es nicht mehr lange dauern, bis wir sie beinahe auf jeder Satellitenposition vorfinden werden. In diesem Zusammenhang möchten wir auch noch einmal an die Ankündigungen der Satellitenbetreiber Astra und Eutelsat im Rahmen der Anga Cable 2012 erinnern, als beide Betreiber übereinstimmten, dass das Ka-Band mittelfristig auch für TV-Ausstrahlungen genutzt werden wird. Den Anfang haben sie schon gemacht.
 
Wie empfangen?
 
Einheitliches Empfangsequipment für das Ka-Band gibt es leider noch nicht, was an den unterschiedlichen Frequenzbereichen liegt, die derzeit noch im Ka-Band genutzt werden. Derzeit sind Ka-Band-Ausstrahlungen zwischen etwa 18,2 bis 22,2 GHz bekannt, was dem doppelten Frequenzspektrum des Ku-Bands entspricht. Bislang gibt es LNBs nur für Teilbereiche. Unabhängig davon müssten für einen neuen Ka-Band-LNB, der den gesamten Frequenzbereich abdeckt, neue Schaltkriterien definiert werden, womit unsere Receiver noch nicht wirklich für den neuen Frequenzbereich fit sind.

(Thomas Riegler)

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