Ist der Markteintritt von Disney+ der K.O.-Schlag für Netflix?

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Bild: © Netflix
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Marktforscher prognistizieren dem Streaming-Pionier in wichtigen Stammländern eine Kündigungswelle, sobald Disney+ dort verfügbar wird.

Abgesehen von den Niederlanden, in denen Disney seinen neuen Streamingdienst jenseits des großen Teichs testet, müssen die meisten Europäischen Kunden noch bis zum 31. März 2020 auf den Markteintritt von Disney+ warten.

Ab dann werden auch in Deutschland, Großbritannien und Spanien sowie weiteren europäischen Ländern die digitalen Pforten zu einer prall gefüllten Mediathek mit über 500 Filmen und diversen Serien – angeführt von dem eigenst produzierten „Star Wars“-Spinoff „The Mandalorian“ – geöffnet.

Abgesehen von der schon zum US-Start reichhaltigen Programmauswahl bietet Disney+ für einen Grundbetrag von 7 US-Dollar die gleichzeitige Verwendbarkeit des Abonnements auf bis zu vier Geräten und UHD-Streaming an – ein Kampfpreis, der in ähnlicher Form auch für den europäischen Markt zu erwarten ist. Disney geht also wild entschlossen und mit offenem Visier in den Konkurrenzkampf mit den bereits etablierten Wettbewerbern.

Insbesondere Netflix muss laut Erkenntnissen der internationalen Marktforscher des „AudienceProject“ nun um seine Kundschaft bangen: 30 Prozent der befragten deutschen Haushalte würden den Disney-Dienst abonnieren, sobald verfügbar. Bei den Haushalten mit Kindern sind es sogar rund 40 Prozent. Allerdings ist das reine Hinzubuchen des neuen Angebots für mehr als 40 Prozent der Umfrageteilnehmer keine Option, berichtet Horizont unter Berufung auf die Studie. Ergo muss in diesen Fällen wohl ein bereits bestehendes Abo weichen – was Netflix überhaupt nicht gefallen dürfte. Denn der etablierte Streamingdienst steht an oberster Stelle der Streichkandidaten: 30 Prozent derjenigen, die eine anderweitige Buchung zugunsten von Disney+ nicht weiter tätigen würden, könnten der Umfrage zufolge am ehesten ihren Netflix-Account entbehren. Aber auch Amazons Prime Video muss mit Abwanderung rechnen, da in 25 Prozent der Befragen ihre Prime-Privilegien aufgeben würden, um stattdessen Disney+ zu abonnieren.

Die Gründe für die Bredouille, die wohl insbesondere Netflix droht, liegen dabei auf der Hand: Nicht nur das riesige Angebot des Unterhaltungsgiganten Disney dürfte das um Eigenproduktionen in schwankender Qualität anwachsende Netflix-Portofolio schnell überflügeln, auch von der Angebotsgestaltung her kann der VoD-Pionier mit seinen Aufpreisen für paralleles Streaming und 4K-Qualität nicht mithalten. Ob Netflix angesichts dieser Perspektiven an seiner Preisgestaltung arbeiten wird, ist bislang nicht abzusehen.

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  • Netflix-Tablet: © Netflix

52 Kommentare im Forum

  1. In dem Sinn könnte man auch fragen ob es auch ein K.O.-Schlag für Prime Video wäre oder für andere Streamingdienste. Irgendwie schwirrt in manchen Köpfen immer nur Netflix rum. Man muss auch sehen was nicht bei Disney+ zu sehen ist sondern bei anderen Streamingdiensten.
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