Warum „Ballerina“ nicht so stark wie die „John Wick“-Filme ist

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Ana de Armas mit einem Gewehr
Foto: 2025 Lionsgate

Ana de Armas nimmt es mit Keanu Reeves auf: „Ballerina“ ist das erste Kino-Spin-Off der „John Wick“-Reihe, überzeugt aber leider nicht vollends.

Der echte Exzess kommt spät, aber er wird dann doch auf der Leinwand entfesselt. „Ballerina“ meistert insbesondere mit einem Flammenwerfer-Kampf einen echten Höhepunkt in der nunmehr fünf Werke umfassenden Kinoreihe. Nach vier „John Wick“-Filmen mit Keanu Reeves gesellt sich nun dieses Spin-Off hinzu, das parallel zu den bisherigen Teilen spielt. Ana de Armas („Blade Runner 2049“) verkörpert darin eine junge Frau namens Eve, die schon als Kind mit den kriminellen Strukturen der Unterwelt in Kontakt kommt. Ihr Vater fällt diesen Strukturen zum Opfer. Nun gerät das Mädchen selbst in den Sumpf der Sekten und mafiösen Organisationen.

Eve wird also Teil der sogenannten Ruska Roma. In einem Theater, die Leiterin spielt Anjelica Huston („Die Addams Family“), kommt sie unter. Dort wird sie nicht nur gedrillt und zur Balletttänzerin, sondern auch zur Killermaschine ausgebildet, die irgendwann Rache für das Unheil ihrer Familie sucht. Und er ist ebenfalls mit von der Partie: John Wick persönlich. Wobei sich seine Auftritte auf wenige, aber trotzdem sehr bedeutsame Minuten im Film beschränken.

John Wick in "Ballerina"
Foto: Leonine Distribution

„Ballerina“ überzeugt in einigen Actionszenen

Zurück aber zum Exzess, der eigentlichen Attraktion, denn davon lebte die Teile schon immer. Kampfszenen im Überfluss. Immer ein Stück drüber, immer von allem zu viel. Dazu Kulissen, kunstvoll beleuchtete Rauminstallationen, die zuletzt immer abstrakter, Comic-hafter, unwirklicher wurden, aber gerade deshalb so ungemein faszinierten! Und das ist bereits der große Knackpunkt, weshalb man „Ballerina“ doch ein wenig enttäuscht verlässt.

Im Vergleich mutet dieser Ableger ästhetisch einfach zu konventionell an. Und man muss diese Reihe inzwischen ausgehend von ihrer unverwechselbaren Ästhetik lesen! Mit reinem Plot-Denken kommt man da nicht weit. Ein paar stylische Shots und Referenzen reichen in „Ballerina“ aber schlicht nicht aus, um auf dieses künstlerische Niveau zu gelangen. „Ballerina“ fügt sich ohne Reibungspunkte ein, schafft es allerdings nur selten, mit dem Einfallsreichtum der unverwechselbaren Bildwelten seiner Vorgänger Schritt zu halten. Obwohl er sich zumindest alle Mühe gibt, ein ähnlich ausgetüfteltes, abwechslungsreiches Spektakel an Gewalt-Choreografien aufzufahren.

Mitreißend ist die brutale Action in vielen Momenten zweifellos. Spätestens dann, wenn „Ballerina“, wie eingangs erwähnt, die Elemente spielen lässt und Figuren mit Flammenwerfer und Feuerwehrschlauch aufeinander losgehen lässt. Das ist reißerischer Trash mit Ansage, aber warum auch nicht? In dieser Hinsicht taugt dieses Spin-Off zur charmanten Nummernrevue, aber sie erreicht eben nie die Virtuosität ihrer Vorbilder, die nicht nur im Titel verewigt, sondern auch im Figuren-Ensemble permanent in Erinnerung gerufen werden.

Ana  de Armas als Ballerina
Foto: Leonine Distribution

„John Wick“ war inhaltlich schon interessanter!

„From the World of John Wick“, heißt der Zusatztitel dieses Films. „Ballerina“ will nun einmal Teil des Wick-Kosmos sein und muss sich dementsprechend auch an ihm messen lassen. Was dabei an Rache-Plot und Binsen über das Schicksal und die menschliche Sozialisation aufgefahren werden, bleibt aber inhaltlich zu formelhaft, zu beliebig. „John Wick: Kapitel 4“ war mit seiner metaphorischen Jenseitsreise und Helden-Dekonstruktion inhaltlich schon bedeutend weiter und interessanter! Insofern droht „Ballerina“ nun, ähnlich wenig nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen wie die Streaming-Serie „The Continental„, die ebenfalls versuchte, das Universum von John Wick weiter auszubauen.

Überdies kann man durchaus das Selbstbewusstsein dieses Films bezweifeln, wenn sowieso die letzte inhaltliche Zäsur vorrangig ihm gehört: Keanu Reeves. Spätestens dann zeigt sich, dass es hier wahrscheinlich nie darum gehen sollte, tatsächlich eine neue Heldin aus dem Schatten des Markenkerns heraustreten zu lassen, sondern vor allem darum, dessen Mythos zu pflegen. Das gelingt „Ballerina“ in gewisser Weise, aber das sind auch keine allzu guten Voraussetzungen, um ein eigenständiges Kunstwerk auf die Beine zu stellen. „Ballerina“ ist leicht verdaulicher Franchise-Content und keineswegs ein schlechter Actionfilm. Aber er verrät im Grunde sein eigenes Potential, als ausgelagertes Spin-Off eine andere Perspektive einzunehmen.

„From the World of John Wick: Ballerina“ läuft seit dem 5. Juni 2025 in den deutschen Kinos. Der Termin für die DVD, Blu-ray und UHD Blu-ray steht noch aus. Aktuell können die Heimkino-Editionen aber bereits vorbestellt werden.

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5 Kommentare im Forum
  1. John Wick 4 war schon nicht mehr gut. Zumindest die ersten 45 Minuten. Danach hab ich ihn nämlich abgeschaltet.
  2. Das Thema war noch in den ersten beiden Filmen gut und wurde dann nur noch in die Länge gezogen worden. Irgendwann ist das "Euter" leer und dann kommt nur noch warme Luft raus.
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