
Während Notfallsituationen sind zuverlässige Information wichtiger als alles andere. An erster Stelle tritt hier das Radio. Denn damit lassen sich am leichtesten die betroffenen Menschen erreichen. Aber wie sieht das mit Fernsehen aus? Wie kommt man zu TV-Bildern bei einem Stromausfall?
Gehen wir zunächst einmal vom absoluten Härtefall aus, also einem Blackout, bei dem großflächig kein Strom mehr zur Verfügung steht. Das heißt zunächst einmal, dass Mobilfunk-Stationen binnen sehr kurzer Zeit ausfallen werden. Denn sofern sie überhaupt über eine Notstromversorgung verfügen, dann ist diese meist nur für wenige Stunden ausgelegt. Danach geht nichts mehr. Abgesehen davon sind unsere Smartphones auch nicht gerade als Langläufer bekannt. Also wird sich bei ihnen auch recht schnell die Frage stellen, wie sie aufzuladen sind. Demnach scheidet der Mobilfunk als zuverlässiger Weg für die Informationsbeschaffung aus.
Weiter erleben wir es immer wieder, dass auch bei lokalen Katastrophen, egal ob etwa Überschwemmungen oder Erdbeben, der Mobilfunk meist ebenso unmittelbar betroffen ist und somit ausfällt. Mobilfunk setzt eben ein dichtes Netz an Basisstationen voraus, um genutzt werden zu können. Jene, die man in betroffenen Orten benötigen würde, sind aber den Katastrophen genauso zum Opfer gefallen und so heißt es nur noch: „Kein Netz“. Also kein Telefon, kein mobiles Internet und so auch keine gestreamten Radio- oder TV-Programme.
Unterschied linearer Rundfunk

Klassischer Rundfunk, also Radio über UKW und DAB+, sowie das digitale Antennenfernsehen DVB-T2, werden von hohen Sendemasten, etwa auf Bergen, abgestrahlt und bringen es auf mehr als 100 km Reichweite. Damit können sie sozusagen aus sicherer Entfernung die betroffene Bevölkerung informieren. Da die wichtigsten Grundnetzsender auch mit einem Notstromdiesel ausgestattet sind, können sie unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung völlig unabhängig für mehrere Tage bis deutlich über eine Woche in Betrieb bleiben. Vielleicht auch länger, wenn nur noch die für die Notsituation relevanten Programme übertragen werden. Somit bieten sie deutlich erhöhte Sicherheit, um die Bevölkerung in Extremlagen informieren zu können und gegebenenfalls Anweisungen an Selbige zu erteilen um Katastrophen zu vermeiden.
Energiebedarf
Im Vergleich zum Fernsehen braucht das Radio in jeder Beziehung weniger Energie. Das erstreckt sich von der Programmerstellung über die Übertragung bis hin zum Empfang. Abgesehen davon, dass ein mobiles Radio mit einem voll aufgeladenen Akkusatz 12 bis 24 Stunden hurchhält, so gibt es auch Modelle mit eigenem Dynamo und Solarzellen, über die der Akku, wenn auch etwas mühsam, aufgeladen werden kann.
Beim Fernsehen begegnet uns eine vollkommen andere Situation. Zunächst einmal sind die TV-Geräte in unseren Haushalten ziemlich groß. Modelle mit 80 cm Bilddiagonale gelten inzwischen als tragbar. Ihnen und den noch deutlich größeren Geräten gemeinsam ist, dass sie vergleichsweise sehr viel Strom brauchen. Um etwa einen Fernseher mit 1,5 m Bilddiagonale unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung in Betrieb nehmen zu können, braucht es eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Hausdach. Wobei diese für den Inselbetrieb ausgelegt sein und einen eigenen Stromspeicher, also einen sehr großen Akku, besitzen muss. Dies trifft nur auf vergleichsweise wenige installierte PV-Anlagen zu.
Vielen ist zudem gar nicht bewusst, dass eine übliche PV-Anlage nur dann Strom produziert, wenn Strom über das öffentliche Verteilnetz zur Verfügung steht. Womit man nicht automatisch eigenen Strom hat, wenn eine eigene PV-Anlage vorhanden ist.

Fernsehbetrieb bei Stromausfall
Den Betrieb unseres großen Wohnzimmer-Fernsehers können wir bei Stromausfall ganz schnell mal vergessen. Dennoch gibt es mehrere Optionen, auch ein TV-Gerät ohne öffentliche Stromversorgung in Betrieb nehmen zu können. Im Fachhandel wird eine Reihe von Fernsehern mit integriertem Akku angeboten. Meist handelt es sich dabei um kompakte Modelle mit Bildschirmdiagonalen von rund 12,5 bis 38 cm. Sie sind klein und leicht und lassen sich überall hin mitnehmen. Sie empfangen über DVB-T2, besitzen meist aber auch einen HDMI-Eingang, über den ein externer Receiver angeschlossen werden könnte. Es gibt aber auch größere TV-Geräte mit integriertem Akku.
Welche Laufzeiten?
Neben wenigen Modellen mit rund 50 cm gibt es inzwischen auch eine respektable Anzahl mit 80 cm Bilddiagonale. Wie lange ein TV-Gerät mit integriertem Akku läuft, hängt von mehreren Faktoren ab. An erster Stelle rangiert die Bildhelligkeit. Im Normalmodus kommen sie auf eine Laufzeit von rund 2 Stunden und 20 Minuten bis 3 Stunden und 40 Minuten am Stück. Am Ende entscheidet hier nicht die Bilddiagonale, sondern die Größe des in den Geräten eingebauten Akkus.
Wie TV-Akkus aufladen?
Im Vergleich zu einem Radio bieten Fernseher mit integriertem Akku nur eine vergleichsweise kurze Laufzeit. Damit stellt sich bei ihnen recht schnell die Frage, wie sich der Akku wieder aufladen lässt. Mit kleineren faltbaren Solarpanel-Ladegeräten mit einer Leistung bis rund 40 Watt hat man bei ihnen keine Chance, da diese nur 5-Volt-USB-Lademöglichkeiten bieten. Akku-Fernseher erfordern in der Regel aber 12 Volt. Hier wird man bei Solar-Ladern ab etwa 60 Watt fündig. Wobei 12-Volt-Ausgänge nicht zur allgemeinen Standardausstattung gehören.

Stichwort Sat-Anlage
Eine Sat-Anlage bei Stromausfall nutzen zu können, kann eine Herausforderung werden. Zumindest, wenn mit externen Receivern gearbeitet wird und man es mit einer Anlage mit Multischalter zu tun hat. Denn es will nicht nur das TV-Gerät mit elektrischer Energie versorgt werden, sondern auch der Sat-Receiver und der Multischalter am Dachboden. Vergisst man sie, bleibt auch der akkubetriebene Fernseher dunkel.
Aber auch der terrestrische Empfang wird nicht klappen, wenn die Fernsehantenne über den Multischalter geführt wird. Zuletzt gilt es auch, auf den eventuell verbauten Antennenverstärker zu achten. Ohne Strom arbeitet auch er nicht. Zur Not kann man sich mit einer kleinen Zimmerantenne behelfen. Mit ihr sollten, je nach den regionalen Gegebenheiten, zumindest die Multiplexe der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten hereinkommen.
Powerstation
Vereinfacht ausgedrückt versteht man unter einer Powerstation einen tragbaren Akku mit eingebautem Wechselrichter. Über sie kann auch der große Fernseher betrieben werden. Dazu braucht es aber die passende Powerstation. Billige Einsteiger-Modelle gibt es ab rund 150 Euro. Sie sind für die Abgaben von bis zu 300 Watt Dauerleistung ausgelegt und halten einen Fernseher von rund 140 cm Bilddiagonale weniger als einer bis rund zwei Stunden in Betrieb. Wird mehr Power benötigt und/oder möchte man den TV-Riesen für längere Zeit betreiben, braucht es eine größere Powerstation.

Wir haben die Probe mit einer Powerstation mit einer Kapazität von 400 Wh gemacht. Mit ihr haben wir einen Fernseher mit 110 cm Bildschirmdiagonale immerhin 4,5 Stunden betrieben, ohne dass die Powerstation ganz entladen wurde.
Powerstation laden
Abgesehen davon muss man sich die Frage stellen, wie eine entleerte Powerstation wieder aufgeladen wird. Auch dafür gilt es, Sorge zu tragen, wenn man längere Stromausfälle überbrücken möchte. Hier können etwas größere Solar-Lader, so wie sie auch zum Laden von Akku-Fernsehern genutzt werden, für Abhilfe sorgen. Bei ihnen bewegen wir uns ab einer Größenordnung ab etwa 60 Wp. Mit ihnen lässt sich eine Powerstation zwar aufladen, aber dafür braucht es echt viel Zeit.
Mit einer 100 Wp-PV-Anlage darf man eine tägliche Energiegewinnung während des Sommerhalbjahres von rund 250 bis 300 Wh rechnen. Schönwetter vorausgesetzt. Bei Schlechtwetter kann die tägliche Stromausbeute auf rund 100 Wh absinken. Dementsprechend müssen wir davon ausgehen, dass eine voll entladene 400 Wh-Powerstation mindestens zwei Tage braucht, um wieder voll aufgeladen zu sein. Mit einem 60 Wp-Solarlader sollte man etwas mehr Zeit einkalkulieren.

Bessere Karten hat man in der Hand, wenn man eine Kombination einer Powerstation mit einer kleinen PV-Anlage (beispielsweise ein 400 Watt Panel eines Balkonkraftwerkes) vorsieht. Hier schließt sich dann auch der Kreis, weil wir am Ende wieder von einer PV-Anlage mit Stromspeicher sprechen, diesmal halt in kleinerer Ausführung.
Geht Fernsehen bei Stromausfall?
Grundsätzlich ja. Allerdings muss man sich darauf vorbereiten. Entweder mit einem mitunter gar nicht so kleinen Akku-Fernseher oder indem man auf andere Weise dafür sorgt, den bestehenden TV zum Laufen zu bringen. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass TV-Geräte im Vergleich zu einem Radio viel mehr an elektrischer Energie benötigen. Soll die Glotze über mehrere Tage betrieben werden, muss man sich jedenfalls überlegen, wie man den dafür benötigten Akku wieder laden kann. Spannend ist das Fernsehen ohne Strom aus dem öffentlichen Netz auch in Gegenden, wo es gar keinen Strom gibt. Etwa auf einer Almhütte in den Bergen.
Insbesondere in den Alpen gibt es speziell im Winter immer wieder Seitentäler, in denen aufgrund widriger Witterungseinflüsse bis zu mehrere Tage der Strom ausfallen kann. Da ist der akkubetriebene Fernseher eine willkommene Gelegenheit, sich informieren zu können. Da während der kalten Jahreszeit aber auch der Sonnenstand gering ist, wird da das Aufladen des Akkus zu einer größeren Herausforderung werden, als es im Sommer der Fall sein wird.
Text: Thomas Riegler / Redaktion: Felix Ritter
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