
„Strange New Worlds“ steht kurz vor dem Staffelfinale und liefert in der vorletzten Episode nochmal eine klassische „Star Trek“-Story ab.
Heute ist die neunte Episode der dritten Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ auf Paramount+ erschienen. Bereits nächste Woche steht also das Staffelfinale an, bei welchem natürlich die Hoffnung auf einen großen Abschlussknaller im Raum steht … Vielleicht mit den Klingonen? Oder womöglich gilt es, sich erneut jenen uralten dunklen Mächten zu stellen, die bei der Ausgrabung auf Vadia IX (Episode 5 „Durch die Linse der Zeit“) freigelassen wurden. Die neueste Folge namens „Terrarium“ lässt dies kaum erahnen, folgt dafür aber einem erzählerischen Motiv, das „Star Trek“-Kennern sehr vertraut sein dürfte.
Von einem Trauma in das nächste

Zur Erinnerung: Staffel 3 begann damit, dass ein Teil der Enterprise-Crew aus der Gefangenschaft der Gorn entkommen musste, darunter auch die Pilotin Erica Ortegas (Melissa Navia), welche seit diesen Ereignissen von traumatischen Narben gepeinigt wird. Doch langsam scheint sie sich erholt zu haben und darf nun erstmals wieder ganz alleine eine Shuttle-Mission angehen, um komplizierte Messungen in einem stürmischen Weltraumnebel durchzuführen. Als sich direkt vor ihrer Nase ein Wurmloch öffnet, wird Ortegas mit ihrem Shuttle unversehens hinein gesaugt und stürzt auf der anderen Seite auf dem Mond eines Gasriesen ab.
Ähnlich wie in „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ steht nun der Überlebenskampf auf dem finsteren, kargen Gesteinsmond an, doch Ortegas ist offenbar nicht die einzige, die hier gestrandet ist … sie teilt ihr Schicksal ausgerechnet mit einem Gorn. Können die beiden vielleicht sogar zusammen arbeiten, um sich gegenseitig zu helfen? Währenddessen sucht die Enterprise auf der anderen Seite des Wurmlochs nach einer Lösung, eine Rückholaktion einzuleiten. Doch die Zeit wird immer knapper und knapper.
Shuttle-Absturz nach alter Schule

Dass einzelne Crew-Mitglieder mit einem Shuttle auf einem unbewohnten Planeten oder Mond notlanden müssen und dort wie Robinson Crusoe um ihr Überleben kämpfen, während sie gleichzeitig an einer Möglichkeit arbeiten, wieder Kontakt zu ihrer Schiffscrew aufzunehmen, kommt quasi in jeder „Star Trek“-Serie mindestens einmal oder gar mehrere Male vor. Picard kann davon ein Liedchen singen, ebenso wie Tuvok in „Voyager“ und noch einige andere. Auch der Umstand, dass die Verbrüderung mit einem vermeintlichen Todfeind der Schlüssel zum Überleben in dieser fremden Welt ist, entpuppt sich als vertrauter erzählerischer Kniff. Nicht minder vertraut ist überdies das alte Wurmloch-Problem.
Nach all den Episoden, in denen die Enterprise-Crew in „Strange New Worlds“ hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt war, ist es erfreulich, dass in der neuesten Episode wieder ein wenig Astronomie und Astrophysik eine Rolle spielen, also in diesem Sinne die titgelgebende Erforschung fremder Welten. Zudem kann die Serie hier wieder zeigen, dass ihre Stärken neben all dem vielen Humor vor allem auch in den düsteren Dimensionen liegen können. Neu ist das Erzählte dabei zwar nicht, lädt aber zu Spekulationen über künftige „Strange New Worlds“-Folgen und -Staffeln ein, auch dank eines netten Twists ganz am Ende der Episode.
Der Qualitätsdruck

Ebenfalls spekulativ ist es natürlich, ob die Ereignisse aus „Terrarium“ sowie aus vorhergehenden Episoden wie „Shuttle nach Kenfori“ und insbesondere „Durch die Linse der Zeit“ in das kommende Staffelfinale nächste Woche einfließen. Vorstellbar und wünschenswert wäre das auf jeden Fall. Etwas schmerzlich drängt sich hierbei allerdings erneut die Begrenzung auf nur zehn Episoden pro Staffel in „Strange New Worlds“ auf. Hätte man womöglich die doppelte Anzahl an Folgen, gäbe es viel mehr Spielraum, um im Hintergrund eine spannende Bedrohung aufzubauen, die dann im Staffelfinale ihren verdienten Höhepunkt erlangt.
Natürlich ist diese Begrenzung der Episodenanzahl eine Geld- und Budget-Frage. Ältere „Star Trek“-Serien wie „Das nächste Jahrhundert“ und „Deep Space Nine“ konnten sich mit durchschnittlich 25 Folgen pro Staffel allerdings mehr Fehlschläge und Lückenfüller erlauben, weil es auch mehr Möglichkeiten gab, diese wieder auszugleichen. Und auch damals schon brauchte eine Staffel mitunter um die zehn Episoden, um richtig in die Gänge zu kommen. So etwas jedoch ist für „Strange New Worlds“ nunmal keine Option, weswegen der qualitative Druck auf jeder einzelnen Episode umso größer ist und dementsprechend hoch nun auch die Erwartungen an das Staffelfinale sind.