
Die dritte Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ geht ins Finale und greift endlich einige der zuvor angerissenen Handlungsfäden wieder auf.
Ab heute ist die finale zehnte Episode der dritten Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“ auf Paramount+ online gegangen. Eine große Bedrohung, die zuvor bereits angekündigt wurde, türmt sich nun auf und ohne Frage wurde in diese finale Folge mehr Aufwand gesteckt als in andere „Strange New Worlds“-Episoden davor. Das sind gute Nachrichten. So viel kann jetzt aber schon vorweg genommen werden, dass es keinen Cliffhanger am Ende gibt, der erst zu Beginn der nächsten Staffel aufgelöst werden soll. Stattdessen sind die Macher sichtlich um einen runden Abschluss bemüht, aber ist dieser Abschluss auch wirklich so rund?
Kampf der kosmischen Mächte

Die finale zehnte Episode namens „Neues Leben und neue Zivilisationen“ knüpft mehr oder weniger unmittelbar an jene Folge an, die unter dem Titel „Durch die Linse Zeit“ läuft und zu den Highlights der dritten Staffel gehört. Daher folgt nun eine SPOILER-Warnung, denn hier werden entscheidende Story-Details aus dieser Episode verraten.
So ist das dunkle kosmische Wesen, das bei der archäologischen Ausgrabung auf Vadia IX freigelassen wurde und das Fähnrich Gamble (Chris Myers) ermordete und von seinem Körper Besitz ergriff, nun zurück und will auch all seine anderen Artgenossen befreien, um die Galaxis zu verheeren. Das führt die Enterprise zu einem fernen tropischen Planeten, in dessen riesigen Tempelanlagen geheimnisvolle Portale lauern. Die Einheimischen dort stehen bereits unter der Kontrolle der finsteren Entität. Und offenbar ist Pikes Lebensgefährtin Captain Batel (Melanie Scrofano) der entscheidende Schlüssel, um den Schatten wieder zu bannen. Ach ja: Die USS Farragut mit James Tiberius Kirk (Paul Wesley) an Bord eilt ebenfalls zur Hilfe.
Kreativer Schwung

Man merkt dieser Episode sofort den erhöhten Aufwand an, der hier im Vergleich zu anderen Folgen hinein gesteckt wurde. Die Sets auf den Marktplätzen und Tempelanlagen des fremden, tropischen Planeten sind wunderbar detailreich gestaltet. Das gilt ebenso für das Kostüm- und Masken-Design der dort einheimischen Aliens. Hübsch anzusehende CGI-Panoramen tragen ebenso zum visuellen Genuss bei. Natürlich finden auch einige entscheidende Ereignisse auf der USS Enterprise statt und hier treffen nahezu alle wichtigen Charaktere der Staffel aufeinander. Fast jeder davon erhält noch einmal seinen Moment im Rampenlicht, auch wenn Pike (Anson Mount) und Spock (Ethan Peck) verdientermaßen die meiste Aufmerksamkeit bekommen.
Diese Fülle an Charakteren und Szenerien ist ohne Frage reizvoll und macht einen Großteil des Spaßes aus. Besonders die erste Episodenhälfte weiß immer wieder mit neuen Ideen aufzutrumpfen. Dabei gelingt es auch, eine angemessene Gravitas aufzubauen, um der Bedrohung den nötigen Schrecken zu geben. Leider aber werden diese vielversprechenden Ansätze trotz der rundum gelungenen Aufmachung nicht konsequent bis zum Schluss durchgezogen.
Schon vorbei?

Stattdessen erhält der bis dahin straff aufgezogene Spannungsbogen genau dann einen Dämpfer, als es eigentlich ans Eingemachte gehen müsste. Hier soll jetzt natürlich nicht unnötig gespoilert werden, daher sei nur gesagt, dass die sich anbahnende Action und vor allem jener kosmische Horror, der in „Durch die Linse der Zeit“ so wirkungsvoll aufgezogen wurde, letztlich zugunsten von hochtrabendem Kitsch recht abrupt abgewürgt werden. Heraus kommt eine recht überstürzte und arg kurz gegriffene Auflösung der eigentlich so mächtigen Bedrohung.
Das ist alles kein Grund, sich dieses inszenatorisch opulente Staffelfinale nicht anzuschauen oder keine Freude daran zu haben. Aber diese plötzliche Stillegung eines verheißungsvollen dramatischen Höhepunktes verdeutlicht ein grundlegendes Problem der Serie oder zumindest der aktuellen dritten Staffel von „Star Trek: Strange New Worlds“: Denn das dramaturgische Konzept wirkt in vielerlei Hinsicht unentschlossen.
Da werden packende Konflikte mit den Klingonen aufgemacht wie in „Shuttle nach Kenfori“ und dann aber völlig links liegen gelassen. Da werden in der siebten Folge namens „Was ist die Sternenflotte?“ spannende Kritikpunkte auf den Tisch gelegt, nur um die Sternenflotte dann in einem romantischen Verbundenheitstaumel wieder heilig zu sprechen oder zumindest all die berechtigte Kritik an der Organisation zu verwischen. Und da wird jetzt zum Staffelfinale ein epischer Konflikt aufgezogen, der dann quasi mit einem Fingerschnippen abgehakt ist.
Unterhaltsam, aber inkonsequent

Möchte man nun also ein Fazit zur dritten Staffel von „Strange New Worlds“ ziehen, mündet dies zwangsläufig in ein gemischtes Urteil: Ja, es gab tolle Highlights, aber insgesamt zu wenige davon. Ja, der Humor hat wieder Freude gemacht, aber kaum für Überraschungen gesorgt und in Teilen leider auch Action und Spannung ausgebremst. Ja, es war toll, wie die Serie nun auch im Horror eine neue Stärke für sich entdeckt hat, aber letztlich blieb dieser vielversprechende Ansatz dann doch in der Luft hängen.
Die vierte Staffel wird auf jeden Fall wieder ein neues Kapitel starten. Aber eine Bitte soll hier zum Schluss nochmal deutlich formuliert werden: Es wäre richtig toll, wenn die Klingonen endlich mehr Raum in „Strange New Worlds“ bekommen würden, wo doch gerade hierin so viel spannendes Potential schlummert. Was aber erstmal als nächstes ansteht, ist im kommenden Jahr der Start der neuen Serie „Starfleet Academy“.