
Die öffentlich-rechtliche schweizer SRG will sich von ihren drei Musik-Spartensendern Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic trennen. Nun wurden die offiziellen Verkaufsunterlagen bekannt. Die 25 Seiten starken Verkaufsunterlagen wurden bereits an rund 100 Privatsender und an vier Radioverbände in der Schweiz verschickt.
Wie schnell soll der Verkauf über die Bühne gehen?
Laut Zeitplan der SRG soll es im ersten Quartal 2026 zu einer verbindlichen Angebotsrunde kommen. Diese soll bis spätestens 13. März 2026 stattfinden. Ein Vertragsabschluss ist für das dritte Quartal geplant.
Was daraus wird, wird sich herausstellen. Schließlich hat die SRG bereits vor Jahren versucht, sich zumindest von Radio Swiss Pop zu trennen – erfolglos. Auch jetzt dürften sich die Begeisterungsstürme bei den angeschriebenen Privatsendern in Grenzen halten. Es scheint nicht so zu sein, dass Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic bei den Privaten als „Must-Have-Sender“ gesehen werden. So ist etwa zu hören, dass die SRG-Spartensender nicht zu den Geschäftsmodellen der Privaten passen. Die sprechen meist eine lokale oder regionale Hörerschaft an. Damit ist auch das Zielgebiet für die Werbetreibenden genau umrissen. Schließlich bieten die Privatsender kleinen Unternehmen die Gelegenheit Werbung exakt in ihrem Aktionsradius zu schalten. Die Hörerschaft von Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic ist jedoch über das ganze Land verteilt. Was aber auch heißt, dass pro Region betrachtet, zu wenige Hörer auf sie entfallen, um für die Werbewirtschaft relevant zu sein.
Von den großen Radionetzwerken, wie der Energy Group oder CH Media, ist lediglich zu hören, dass man die erhaltenen Verkaufsunterlagen prüft, dazu aber keine weiteren Auskünfte erteilen werde.
Bleibt die Verbreitung über DAB+?
Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic werden in der Schweiz über die nationalen DAB+-Multiplexe der SRG im ganzen Land verbreitet. Aus den Verkaufsunterlagen geht hervor, dass für die Käufer der Sender keine Verpflichtung besteht, diese ebenfalls auf DAB+ ausstrahlen zu müssen. Allerdings werden jene Interessenten bevorzugt werden, die die Programme weiter über DAB+ ausstrahlen würden. Wobei sich die Hörer jedenfalls auf Änderungen einstellen müssten. Denn Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic würden nicht mehr weiter in den Netzen der SRG verbreitet werden können. Womit sich die künftigen Besitzer darum kümmern müssten, die Programme in privaten Multiplexen unterzubringen.
Ändert sich was bei den Programmen an sich?
Der Wunsch der SRG ist es, dass ihre drei Musikkanäle weitgehend so weitergeführt werden, wie sie heute sind. Dem entsprechend verlangt die SRG von etwaigen Käufern, dass die Programmausrichtung für jedenfalls zwei Jahre unverändert bleibt. Zudem gedenkt man jene Interessenten zu bevorzugen, die einen geringen Wortanteil und viel schweizer Musik garantieren. Weiter wünscht sich die SRG, dass Werbung auf den Kanälen in einem Zeitraum von zwei Jahren allmählich hochgefahren wird. So will man es den Hörern leichter machen, sich an die geänderten Bedingungen zu gewöhnen.
Die kommenden Monate werden jedenfalls zeigen, wie groß das Interesse bei den privaten Programmveranstaltern für Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic tatsächlich ist. Dem ersten Anschein nach, dürfte es sich eng in Grenzen halten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die SRG auf ihren Musikradios sitzen bleibt, ist zumindest gar nicht so gering.
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