
Eine Initiative kämpft um die Zukunft von UKW – mit Emotionen und manch fragwürdigen Thesen.
Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland beschlossen, den analogen UKW-Rundfunk bis 2031 abzuschalten. Gegen das analoge Aus in Deutschland wehrt sich jetzt eine Initiative mit dem Titel „UKW bleibt!“.
Eher emotionale Argumente
Die Argumente der Initiative bewegen sich allerdings neben Hinweisen auf Nachhaltigkeit – über 140 Millionen Radiogeräte würden nicht mehr funktionieren und somit Unmengen an umweltschädlichen Elektroschrott verursachen – eher im emotionalen Bereich: „Vielen Menschen, von jung bis alt, von Stadt bis Land, bedeutet ihr ‚altes Radio‘ viel und stellt einen wichtigen Teil ihres Alltags dar, auf den sie nicht verzichten können und wollen“, heißt es auf der Website. Ziel sei es, an Verantwortliche auf Bundesebene heranzutreten und alternative Pläne zur Abschaltung vorzuschlagen, die sozial und nachhaltig seien.
Die Initiative will dabei keinen erzwungenen Umstieg auf digitale Technologien, sondern die langfristige Weiterführung des UKW-Rundfunks, um allen Menschen weiter Zugang zu einfachem, verlässlichem und unabhängigem Radio zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk liege auf Krisenfestigkeit. Erster Unterstützer aus der Radiobranche sei der Privatsender Radio Regenbogen aus Baden-Württemberg.
Fragwürdige Thesen
Einige der Thesen sind aber mehr fragwürdig. So heißt es etwa, dass nach einer UKW-Abschaltung ohne stabile Internetverbindung kein Radio mehr empfangen werden könne, was in ländlichen Regionen, vor allem in Notfällen, höchst problematisch sei. Obwohl die Sendernetze immer noch im Aufbau sind, steht mit DAB+ längst eine Technik bereit, die ebenfalls ohne Internet auskommt und heute bereits von weit über 90 Prozent der Bevölkerung indoor empfangen werden kann.
Weiter heißt es, die Anzahl an Radiohörerinnen und -hörern werde massiv sinken, wie es nach der UKW-Abschaltung in Norwegen passiert sei. In Norwegen gab es tatsächlich nach der Abschaltung der großen UKW-Ketten (kleine Lokalradios senden weiter auch analog) einen kurzzeitigen Einbruch. Kurz später hatten sich die Hörerzahlen aber wieder erholt. Dass es in den vergangenen Jahren leichte Rückgänge auf hohem Niveau gab, ist mehr der Tatsache geschuldet, dass mit Streamingdiensten neue Möglichkeiten zum Audio-Konsum am Markt sind. Der Radiokonsum geht daher in fast allen Ländern zurück, ob mit oder ohne UKW.
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