
Satellit und terrestrisches Fernsehen sind in letzter Zeit weniger präsent. Neue Geräte wie Satelliten-Empfänger oder Kabelboxen erscheinen selten. Im Streaming-Bereich herrscht dagegen viel Aktivität. Strong kombiniert klassischen Empfang mit modernem Streaming in seinem neuen Modell. Wir untersuchen den Empfänger im Detail.
Eine kompakte Android-Streaming-Box mit Satelliten-Tuner scheint zunächst ungewöhnlich zu sein. Tatsächlich brachte jedoch die Marke Strong bereits vor mehr als fünf Jahren eine Kombination aus Android und Sat-Tuner auf den Markt. Ein Nachteil dieser Boxen war jedoch, dass sie im schnelllebigen Streaming-Zeitalter oft nicht mithalten konnten.
Während der Sat-Empfang noch gut funktioniert, stößt insbesondere der Hauptprozessor an seine Leistungsgrenzen. Darüber hinaus ähnelten die ersten Kombiboxen eher einem Receiver als einem vollwertigen Streaming-Gerät. Mit dem neuen SRT 427 von Strong soll sich dies nun ändern. Eine moderne Streaming-Box dient als Basiseinheit, während der Sat-Empfangstuner optional angeschlossen werden kann.
Die Hardware des Strong SRT 427

Im Lieferumfang der Verpackung wird kaum deutlich, dass es sich beim neuen SRT 427 nicht nur um eine Streaming-Box handelt. Erst nach dem Öffnen des Kartons finden wir zusätzliche Hardware in Form eines kompakten Sticks vor. Dieser kann per USB-Anschluss an die Streaming-Box angeschlossen werden. Der Stick selbst verfügt über einen ZF-Anschluss, ein kurzes Verbindungskabel zum USB-Anschluss an die Streaming-Box sowie einen separaten Netzeingang.
Das Besondere daran ist, dass Box und Stick an getrennten Stromversorgungsnetzteilen betrieben werden. Dies bedeutet leider auch, dass zwei Steckdosen am TV-Pult belegt werden. Hier hätten wir uns eine clevere Lösung des Herstellers gewünscht, da beide Geräte mit 12 Volt Spannung versorgt werden. Ein sogenanntes Y-Kabel, also ein zweiter Ausgang an einem der Netzteile, wäre sicherlich sinnvoll gewesen. Natürlich hätte das Netzteil dazu auch etwas größer dimensioniert sein müssen. Doch nun geht es zunächst darum zu sehen, wie die Kombination aus Streaming und klassischem Satellitenempfang überhaupt funktioniert.

Die Streaming-Box selbst überrascht kaum, sie besitzt alle wichtigen Anschlüsse. Neben dem USB-Eingang, der leider durch den Sat-Tuner blockiert wird, stehen ein optischer Digitalausgang, ein HDMI-Anschluss, ein Netzwerkanschluss sowie der Anschluss für das externe Netzgerät zur Verfügung. Bei der Fernbedienung gibt es keine Überraschungen: Strong legt dem Kombi-Empfänger ein sehr passendes Bluetooth-Modell bei, welches auch über den wichtigen Ziffernblock verfügt. Alternativ zum Anschluss über ein Netzwerkkabel kann die Box natürlich über WLAN ins Heimnetzwerk integriert werden.
Die Installation
Die Installation erfolgt wie gewohnt. Zunächst ist die Einrichtung des Android-Betriebssystems erforderlich. Dies kann entweder über die Fernbedienung oder komfortabler mittels der Google-Home-App erfolgen. Mit dem Smartphone können das WLAN-Netzwerk und der Google-Account schnell auf die kompakte Streaming-Box übertragen werden. Der Nutzer hat anschließend die Wahl, ob bereits in seinem Konto installierte Apps auch auf der neuen Box vorinstalliert werden sollen. Wir haben die bekannten Streaminganbieter sowie OTT-Anbieter, die uns vorgeschlagen wurden, direkt zur Installation freigegeben. Nach etwa zehn Minuten ist die Box betriebsbereit.

Ein kleiner Nachteil besteht jedoch: Bisher haben wir keine Informationen zur Einrichtung des TV-Anschlusses gefunden. Auf der übersichtlichen Startseite fällt eine App namens Dongel MEWTV auf. Nach Auswahl dieser App stellt sich heraus, dass sich dahinter der Satelliten-Tuner verbirgt. Wird diese App erstmalig angewählt, kann mittels Quick Installation eine für den deutschsprachigen Raum vorinstallierte Kanalliste geladen werden. Leider ist dabei keine Antennen-Einstellung möglich. Wer den Dongle nicht direkt an einer Astra-Satelliten-Antenne betreibt oder ein Multischalter-System verwendet, muss die Ersteinrichtung manuell über das Einstellungsmenü vornehmen. Hier besteht die Möglichkeit, eine DiSEqC-Anlage anzupassen oder Unicable zu verwenden.
Ein gravierender Nachteil dabei: Nutzer solcher Anlagen kommen nicht in den Genuss der gut vorsortierten Kanalliste, da nach Auswahl sämtlicher Einstellungen der Sat-Anlage ein automatischer Kanalsuchlauf über alle Positionen durchgeführt wird, die Kanalliste dabei aber nicht sortiert wird. Hier ist Handarbeit erforderlich, was die Installation deutlich verzögern kann. Wer hingegen eine klassische Astra-Anlage ohne die DiSEqC-Befehlssätze nutzt, kann die gut sortierte Kanalliste der Voreinstellung der Dongle MEWTV App verwenden.

Zapping
Bei einer ordnungsgemäß konfigurierten Senderliste bietet der TV-Empfang mit dem Satelliten-Dongle eine zufriedenstellende Erfahrung. Alle frei empfangbaren Kanäle werden korrekt dargestellt. Die Umschaltzeit beträgt etwa zwei Sekunden. Dies ist zwar nicht außergewöhnlich schnell, jedoch besser als bei vielen anderen TV-Geräten. Über die OK-Taste können zusätzliche Optionen eingeblendet werden, einschließlich des Programmführers, welcher eine Auswahl nach Satelliten ermöglicht.
Timer lassen sich nur als Umschalttimer aus dem Programmführer heraus programmieren. Eine Aufnahmefunktion wird vom Gerät sowie auch von der Sat-TV-App leider nicht unterstützt. Auch HbbTV bleibt derzeit außen vor, könnte jedoch in einer zukünftigen Version der App per Update hinzugefügt werden. Dasselbe hoffen wir beim Thema Teletext, da es bedauerlich ist, dass dieses beliebte Medium, welches mittlerweile sogar bei OTT-TV-Angeboten nachgerüstet wird, beim SRT 427 mit Sat-Dongle nicht zur Verfügung steht.
Der an eine klassische Streaming-Box angeschlossene TV-Dongle ermöglicht den kostenlosen Empfang aller über Satellit verfügbaren, frei empfangbaren Programme ohne zusätzlichen Internetverkehr. Dies ist besonders vorteilhaft für Nutzer mit geringeren Bandbreiten oder für diejenigen, die monatliche Nebenkosten für klassische TV-Programme vermeiden möchten.
Streaming und OTT

In der Praxis überzeugt die Streaming-Box durch sehr schnelle Navigations- und Umschaltzeiten innerhalb der Dienste. Dank des großen Speichers von 32 Gigabyte lassen sich zahlreiche Apps parallel installieren. Die Umschaltgeschwindigkeit bei den Streaming-Diensten waipu.tv und MagentaTV ist besonders schnell. Positiv hervorzuheben ist, dass bei diesen Diensten die Kanalwahl-Taste sowie der Ziffernblock vollständig genutzt werden können, wodurch eine schnelle Navigation ermöglicht wird.
Bei o2 TV hingegen ist es derzeit leider nicht möglich, den Kanalwechsel über die Kanalwahl-Tasten vorzunehmen; dies ist nur mittels Steuerkreuz möglich. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass dies kein Hardware-Problem des Strong-Gerätes darstellt, sondern auf eine Fehlprogrammierung der App zurückzuführen ist. HD+ IP kann nicht genutzt werden, da die App für das Gerät nicht installierbar ist. Trotz dieser Einschränkungen bietet der SRT 427 großes Potenzial beim Streaming, da neben OTT TV auch alle gängigen Streaming-Dienste unterstützt werden. Dies umfasst Netflix, Prime Video, Disney+, Paramount+, Discovery+, Wow sowie die Sportstreaming-Angebote DAZN und DYN, sofern ein entsprechendes Abonnement besteht und der Login erfolgt ist.
Ergänzt wird dieses umfangreiche Angebot durch sämtliche Mediatheken der öffentlich-rechtlichen TV-Anbieter, Joyn aus dem Hause ProSiebenSat.1 und RTL+. Für Nutzer, die kostenlose Inhalte bevorzugen, stehen Pluto TV, Rakuten TV und weitere freie Streaming-Angebote zur Verfügung. Darüber hinaus können aktuelle Blockbuster, die in den gängigen Angeboten noch nicht im Streaming-Abo verfügbar sind, über Google gekauft und als Leihinhalte genutzt werden.
Bildqualität

Der SRT 427 kann sowohl HD- als auch 4K-Bilder ausgeben. Welche Bildqualität genutzt wird, hängt sowohl vom angeschlossenen TV-Gerät als auch von der Qualität ab, die der jeweilige Streaming-Anbieter bereitstellt. Neben dem UHD-Inhalten, die via Streaming empfangen werden, ist es auch möglich, lineare UHD-Programme vom Satelliten zu empfangen und zu nutzen. Der angeschlossene DVB-S2-Stick empfängt die Signale und gibt diese trotz hoher Datenrate problemlos ans Streaming-Gerät weiter.
Sprachsteuerung
Neben der Eingabe mittels Fernbedienung ist auch die Sprachsteuerung des Gerätes möglich. Drücken Sie dazu die farbige Mikrofontaste auf dem Signalgeber und geben Sie den gewünschten Suchbegriff ein. Im Vergleich zu den Provider-Boxen zeigt sich ein Unterschied auf der Startseite: Die Vernetzung der Apps im Google-System ist noch nicht vollständig ausgereift. Bei einer Suche nach „Rosenheim Cops“ werden nur Treffer in der ZDF-Mediathek oder auf YouTube angezeigt. Streaming-Anbieter wie Netflix oder Prime Video sind hierbei nicht integriert, da die Sprachsuche bei diesen nur innerhalb der jeweiligen App genutzt werden kann. Eine verbesserte Verknüpfung zwischen Android 12 und den einzelnen Apps wäre daher sinnvoll. Dies gilt ebenso für die Kanalumschaltung per Sprachsteuerung.
Fazit
Die kompakte Streaming-Box mit externem Sat-Tuner hat ihre Vorteile. Sollte das Internet ausfallen, sollten geringere Datenraten anliegen oder mehrere Personen im Haushalt gleichzeitig streamen, steht der traditionelle Empfangsweg uneingeschränkt bereit. Die Box bietet keine speziellen Zusatzfunktionen, ist jedoch zum Zappen geeignet. Allerdings fehlen Teletext und HbbTV. Strong zeigt mit dieser Box erneut die Fähigkeit zur hochwertigen Streaming-Technik. Sowohl bei OttTV als auch beim VoD-Streaming überzeugt die Box durch schnelle Navigation und hohe Zuverlässigkeit. Trotz kleiner Abzüge für den Sat-TV-Tuner beziehungsweise die dazugehörige App ohne Zusatzfunktionen reicht es noch zu einem sehr guten Testergebnis.
Text: Ricardo Petzold / Redaktion: Felix Ritter
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Bildquelle:
- 220525_Strong_SRT427: Strong