[Blu-ray der Woche] „Drive Angry 3D“: Zurück in die Achtziger

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Bild: © Auerbach Verlag
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[Falko Theuner]



 
 

 
 


 


 
[Falko Theuner]In den guten alten 1980ern sorgten motorisierte Gerechtigkeits-Fanatiker auf den Straßen der allwöchentlichen TV-Landschaft für Ordnung. Seien es die „Dukes Of Hazzard“, „Knight Rider“ oder „Ein Colt für alle Fälle“. DER FILM

 
Wer eine kesse Blondine (oder Brünette) in Hot Pants auf dem Beifahrer-Sitz hatte und mit dem Boliden ohne weiteres über eine Straßensperre springen konnte, hatte es beim Publikum geschafft. Nun liegen die 1980er schon eine ganze Weile zurück, und so richtig wollte sich seitdem niemand mehr um die strahlenden Helden und ihre glänzenden Wagen kümmern – bis jetzt.
 
Nachdem sie mit „My Bloody Valentine 3D“ ihren ersten 3D-Spaß inszenierten, widmete sich das Kreativteam um Todd Farmer und Patrick Lussier einem nicht minder blutigen Film-Konzept. „Drive Angry 3D“ zeigt den moralischen Hardliner und Badass Milton, gespielt von Nicolas Cage, der direkt aus der Hölle türmt, um einen letzten Rachefeldzug anzutreten. Seine größte Waffe ist dabei die Fähigkeit, große amerikanische Boliden auf Hochtouren zu bringen, um mit ihnen auf den Highways brachiales Chaos auszulösen.

Natürlich steht dem coolen „Moralapostel“ auch noch eine mächtige Wumme zur Seite, mit der er den bösen Jungs in überzeichneter Sledge-Hammer-Manier auch mal das eine oder andere Gliedmaß wegfetzen kann. An seiner Seite hat es sich die schöne Amber Heard gemütlich gemacht, die in ihrer Rolle eines wehrhaften Opfer-Lamms und obligatorische Quoten-Schönheit vollkommen aufgeht. Obwohl sie viele flotte Sprüche auf den Lippen hat und auch mal kräftig austeilt, kann sie gegen die Abgesandten der Hölle relativ wenig ausrichten und muss daher oft zuschauen, wie „Papa“ Cage die Sache wieder richtet.

Während Jonah King (Billy Burke) als seelenloser Führer einer satanistischen Sekte einfach nur den üblichen 08:15-Bösewicht mimt, der den Tod ohne jeden Zweifel verdient, kommt dem höllischen Buchhalter (William Fichtner) schon ein wesentlich amüsanterer weil ambivalenter Part zu. Halb „Matrix“-Agent, halb überkorrekter Gentleman mit Sinn für Humor nimmt er an so ziemlich jeder Szene Teil, die sich durch eine extra Portion Spaß auszeichnet. Gerade weil er auf seiner Suche nach dem entflohenen Milton so unaufgeregt brutal vorgeht und unter der disziplinierten und routinierten Fassade doch immer wieder so etwas wie Freude am Job hervorbricht, ist der unaufhaltsame Jäger der größte Sympathieträger von allen.
 
Dass der Buchhalter einem Fiesling einen Baseballschläger schon fast schüchtern in die Schulter hämmert, er vor jeder blutigen Entscheidung eine Münze wirft oder vergnügt vor sich hin summend mit einem Wasserstoff-Transporter durch eine Straßensperre pflügt, verschafft dem ansonsten doch recht ideenlosen Action-Gemetzel seinen nötigen Unterhaltungswert. Alles weitere hat man irgendwo anders schon einmal besser gesehen, wie etwa Nicolas Cages Nagelnummer mit einer Barkeeperin, die sich auch durch eine mehr oder minder interessante Schießerei nicht von ihrem Höhepunkt abbringen lässt („Shoot ‚Em’ Up“ lässt grüßen). DAS BILD

 
Immerhin kann sich der Zuschauer das Ganze jetzt in 3D anschauen. An den Kinokassen funktionierte das etablierte Rezept „Sex & Gore“ bereits bei dem flach gestrickten Vorgänger-Projekt „My Bloody Valentine 3D“ recht gut (Mit rund 100 Millionen US-Dollar knapp das Fünffache der Produktionskosten). Warum also nicht noch einmal ein oder zwei Silikon-bewährte Bräute nackt durchs Bild hopsen lassen, während im Hintergründ Schädel gespalten werden? Oder anders gefragt: Welche Motive könnten aus Sicht eines männlichen Gore-Fans sinnvoller sein, um nativ mit einem 3D-Kamera-Rig eingefangen zu werden?

Ähnlich dem Film über den blutigen Valentinstag ist die Grundtiefe gar nicht mal so schlecht, nur dass hier trotz durchgängig hoher Parallaxe bei den Außenaufnahmen der Tiefeneffekt gar nicht so sehr greift, wie in den engen Gängen des Horror-Stollens. Auch wenn die zusätzliche Dimension also immer sauber wirkt, kommt das Gezeigte um einiges unspektakulärer rüber, als gewollt.
 
Für den visuellen Look wurde  eine relativ hohe Überbelichtung mit starkem Kontrast, gelblich-braunem Farbstich und großen Weißflächen gewählt. Obgleich es nie an Detaildichte und –schärfe bei der Personen-Darstellung mangelt, verschwimmen so manches Mal die Konturen von Vorder- und Hintergrund, wenn es zu Szenen mit Spezialeffekten kommt. Insgesamt bleibt die Schärfe aber deutlich über dem Durchschnitt, die Realaufnahmen stets glasklar. DER TON

 
Soundtechnisch dürfen Sie sich auf röhrende Motoren und laute Musik freuen, Räumlichkeit und Signalortung treten allerdings nicht über die Maßen auf. Hier lässt sich größtenteils die eklatante Dynamik der Musik loben, die sich konsequent über alle Lautsprecher verteilt. Unterstützend werden die hinteren Kanäle vorrangig in Action-Sequenzen herangezogen.
 
Aber auch hier lässt sich die Dominanz des Scores nicht leugnen. Leidiglich ein paar explizitere Effekte wie z. B. das elektrische Surren eines Teasers oder das kurz aufbäumende Quietschen der Reifen sind gelegentlich aus den hinteren Reihen wahrnehmbar. Übrigens lässt sich die 3D-Scheibe auch ohne Probleme in Standard-Playern abspielen. DIE WERTUNG

 
FILMINHALT: 6 von 10
Ein bisschen „Sledge Hammer“, ein bisschen „Ghost Rider“ und viel schlechter Geschmack. Das beste Argument dürfte jedoch der obercoole William Fichtner sein.

BILDQUALITÄT: 7,5 von 10
Dank aktueller Digitalkameras sind Schärfe und Kontrast von hoher Qualität. Die entsättigten Farben und überbelichteten Einstellungen passen zum Filmstil.
Kontrast: 2/3
Schärfe: 2,5/3
Farbdarstellung: 1/2
Bildfehler:  2/2

TONQUALITÄT: 8 von 10
Brachiale Musik-Klänge gibt feuern hier aus allen Richtungen, trotz alledem fehlt es dem räumlichen Sound-Design jedoch an Feingliedrigkeit.
Abmischung: 2,5/3
Räumlichkeit: 2/3
Dynamik:  1,5/2
Soundqualität: 2/2

3D-EFFEKT: 6,5 von 10
Dank einer sauberen Grundtiefe, die es zudem nie übertreibt, lässt sich der Film ganz gut aushalten.  Nur schnellere Kamera-Schwenks halten Nachzieh-Effekte bereit.
3D-Technik: 2,5/4
3D-Wirkung: 1,5/3
Ghosting: 1,5/2
Menü: 1/1

BONUSMATERIAL: 6 von 10
INFOS ZUR BLU-RAY

 
Genre: Action | Originaltitel: Drive Angry 3D | Land/Jahr: USA/2011 |Vertrieb: Warner Home | Bild: MVC, 1.85:1 | Ton: DD 5.1 | 2D-kompatibel: ja | Regie: Patrick Lussier | Darsteller: Nicolas Cage, Amber Heard, William Fichtner | Laufzeit: 104 Min. | Wendecover: ja | Anzahl Discs: 2 | FSK: 18 | Start: 24. Juni 2011
 
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[Falko Theuner]

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2 Kommentare im Forum

  1. AW: [BLU-RAY DER WOCHE] "Drive Angry 3D": Zurück in die Achtziger Ich fand den Film schon recht amüsant. Wie der Artikel schon schreibt, sticht besonders der Buchhalter (William Fichtner) heraus. Auch die Bettszene ist sehr unterhaltsam. Nach Season of the witch (Der letzte Tempelritter) ein weiterer amüsanter und kurzweiliger Nicolas Cage Film.
  2. AW: [BLU-RAY DER WOCHE] "Drive Angry 3D": Zurück in die Achtziger So unterschiedlich können Geschmäcker sein, ich fand den Film grauenhaft, wie so vieles was Cage in letzter Zeit abdrehte.
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