Blu-ray der Woche: „Xanadu“: Serienhit im Pornomillieu

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Bild: © Auerbach Verlag
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Unsere Blu-ray der Woche kommt zur Abwechslung einmal aus dem Serienbereich. Die französische Produktion „Xanadu“ erzählt vom schleichenden Verfall eines traditionsreichen Familienunternehmens, das sich auf dem heiß umkämpften Markt der Pornoindustrie über Wasser halten muss.

Schaut man sich die entscheidenden Serien der vergangenen Jahre an, dann fällt es wirklich schwer, für die üblichen Verdächtigen aus den Vereinigten Staaten („The Sopranos“, „Damages“, „Mad Men“) auch das eine oder andere europäische Gegengewicht zu finden. Außergewöhnliche und auch über die Landesgrenzen hinaus vermarktbare Konzepte wie „Life On Mars“, „Aus Lust und Leidenschaft“ oder die neue „Sherlock“-Reihe kommen fast ausschließlich aus den Kreativschmieden der BBC – auf dem Kontinent entstehen vorwiegend kleinere, für den heimischen Markt konzipierte und stark regional geprägte Formate. Mit der soeben auf Blu-ray erschienenen französischen Produktion „Xanadu“ gibt es nun aber endlich mal wieder einen echten Hoffnungsschimmer. Der Fall des Hauses Valadine

Die Macher benutzen die großen erzählerischen und gestalterischen Freiheiten, die die amerikanischen Vorreiter in den letzten Jahren für das Serien-Genre erkämpft haben, als selbstverständliches Arsenal. Gleichzeitig gehen Sie aber einen Schritt weiter und fügen ihrer kunstvollen Chronik des Untergangs des Familienunternehmens (und der Familie) Valadine genug eigene Ideen und unverwechselbare Eigenheiten hinzu, dass das Ergebnis Charakter, Charme und Anziehungskraft en masse entfaltet.
 
Die Tatsache, dass das Setting von „Xanadu“ in der schon seit Jahren in einer tiefen Krise steckenden Pornofilm-Industrie angesiedelt ist, funktioniert als Werbestrategie für den Vertrieb sicher hervorragend, spielt für die Serie an sich aber nicht die entscheidende Rolle. Sicher werden branchenspezifische Problematiken ab und zu gestreift, die eigentliche Stärke des folgenübergreifenden Handlungsbogens sind aber vornehmlich die genaue Charakterzeichnung, die psychologisch-aufgeladenen Beziehungen unter den Figuren und die oftmals eher traumartig-ambivalent als klassisch-filmisch inszenierten Zwischensequenzen. Realistische Anmutung

Schaut man sich die technische Umsetzung dieser ganz aktuellen Produktion an, dann kann es durchaus passieren, dass man im ersten Augenblick enttäuscht ist vom permanenten leichten Rauschen, das über den Bildern liegt, von den nicht wirklich gesättigten Farben, die immer mit einem unmerklichen Grauschleier zu kämpfen haben, vom nur durchschnittlichen Schwarzwert, der die dunkelsten Bildbereiche nicht zu einhundert Prozent überzeugend mit einem kräftigen und reinen Schwarz versieht.
 
Doch je länger man die Serie verfolgt, desto logischer und richtiger erscheint einem dieser deutlich gegen den Strich gebürstete Look, der eben nicht wie jede x-beliebige HD-Fernsehserie aussieht, sondern sich ganz bewusst an eher filmischen Vorbildern orientiert und dem Hochglanz-Eindruck so vieler austauschbarer Produktionen einen ganz eigenen, irgendwie ehrlichen und glaubwürdigen Charakter entgegensetzt.Klang und Ausstattung

Im klanglichen Bereich ist besonders die qualitativ überzeugende Synchronisation hervorzuheben, die für beinahe jeden Charakter mit einem nachvollziehbaren und passenden Voice-Talent aufwarten kann.
 
Dass sowohl die französische Originalfassung als auch die deutsche Tonspur nur im mittlerweile wirklich nicht mehr zeitgemäßen Dolby-Digital-Stereo-Mix vorliegt, fällt weniger ins Gewicht, als man das auf dem Papier vermuten könnte: Die Dialoge werden präzise und klar wiedergegeben und durch geschickte Verlagerung der Signale zwischen den beiden vorderen Satelliten entsteht sogar ein angenehmer Anflug von Räumlichkeit in den eher von Geräuschen geprägten Sequenzen.   
 
Die Punkte für die Bonuswertung gibt es ausschließlich für die ansprechende Aufmachung des 2-Disc-Sets und den beiliegenden 12-seitigen Episodenguide. Der ganz in unschuldigem Weiß gehaltene Digipak bietet einen tollen Kontrast zum knalligen Schuber und spiegelt das unmittelbare Nebeneinander der gegensätzlichsten Elemente, das die Serie wie ein roter Faden durchzieht, sehr passend wider.Die Wertung

 

 

FILMINHALT: 7,5 von 10


TECHNIK: 6,5 von 10
 
BILDQUALITÄT: 6,5 von 10
 
TONQUALITÄT: 6,5 von 10

Fazit: Ausgefeilte und wirklich tiefgängige Familiensaga, die ihre Figuren gekonnt entwickelt und nebenbei ein komplexes Panorama des Mikrokosmos Pornoindustrie entwirft.
 
BONUSMATERIAL: 1,5 von 10

Infos zur Blu-ray


 
Genre: Drama | Originaltitel: Xanadu | Land/Jahr: FR 2011 | Vertrieb: Sunfilm | Bild: MPEG-4, 1.78:1 | Ton: DD 2.0 | Regie: Daniel Grou, Jean-Philippe Amar u.a. | Darsteller: Jean-Baptiste Malartre, Nathalie Blanc, Nora Arnezeder | Laufzeit: 360 Min. | Wendecover: nein | Anzahl Discs: 2 | FSK: ab 16 Jahre | Start: 08. März 2012
 
An dieser Stelle präsentiert Ihnen das BLU-RAY MAGAZIN immer dienstags die „Blu-ray der Woche“, die aus Sicht unserer Redakteure die  interessanteste Veröffentlichung der kommenden Tage darstellt. In der vergangenen Woche stand die Blu-ray „Garden State“ im Mittelpunkt.

 
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[Tiemo Weisenseel]

Bildquelle:

  • Inhalte_Blu-ray_Artikelbild: © Auerbach Verlag

2 Kommentare im Forum

  1. AW: Blu-ray der Woche: "Xanadu": Serienhit im Pornomillieu Und ich dachte das wäre mit Olivia Newton John. Werde ich sofort kaufen
  2. AW: Blu-ray der Woche: "Xanadu": Serienhit im Pornomillieu Hat ja etwas gedauert, bis Xanadu als runde Scheibe herauskommt. Arte HD hat die ja schon letztes Jahr gezeigt. Ist aber auf jeden Fall empfehlenswert. Juergen
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