„Dexter: Original Sin“ auf Blu-ray – Zurück in die 90er

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Quelle: Paramount Pictures

Das Prequel zur beliebten „Dexter“-Serie springt zu den Anfängen des Selbstjustiz übenden Serienmörders ins Jahr 1991 zurück. Dabei trumpft es im Zuge des Hauptdarsteller-Wechsels mit einem aufsehenerregenden Star-Aufgebot auf. Der Retro-Schick atmet noch den „Miami Vice“-Staub, den Don Johnsons Ferrari Testarossa in den 1980ern aufgewirbelt hat.

Das sogenannte „Dexterverse“ steht seit jüngerer Zeit wieder richtig stark im Saft. Bereits zum 11. Juli dieses Jahres soll mit „Dexter: Wiedererwachen“ die lang ersehnte Fortsetzung der von 2006 bis 2013 produzierten Hauptserie debütieren. Auch das 2021er Sequel „New Blood“ ist dabei. Die vorliegende Prequel-Serie „Original Sin“ gab erst kürzlich im Februar ihr Staffel-Finale im Streaming. Eine zweite Staffel wird es nicht mehr geben. Showtime konzentriert sich stattdessen auf „Dexter: Resurrection“.

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Hochwertiges Ensemble

Das Ensemble, das für „Original Sin“ vor die Kamera geholt wurde, entpuppt sich als exquisites Gourmet-Menü. Der charismatische Christian Slater („Der Name der Rose“, „Hard Rain“) schlüpft in die Rolle von Dexters verständnisvollem und gleichzeitig gebeuteltem Vater Harry. „Buffy“-Ikone Sarah Michelle Gellar schwebt als die taffe Forensik-Koryphäe Tanya Martin übers Parkett. Unter ihrer Knute muss der noch blutjunge Praktikant Dexter beim Miami Metro Police Department erste Sporen verdienen. Das einstige Jahrtausendwende-Popsternchen Christina Milian gibt die unnachgiebige Mordermittlerin Maria LaGuerta mit lässigem Biss.

Und dann ist da noch eben jener Patrick Dempsey, der in „Grey’s Anatomy“ als Mr. McDreamy weltweit die Frauenherzen zum Schmelzen brachte. Nun spielt er in „Dexter: Original Sin“ mit dickem Schnauzer und grauer Matte als autoritärer Morddezernat-Captain, der die versammelte Mannschaft zusammenstaucht … Spitze! Zudem soll hier keineswegs Patrick Gibson („Tolkien“) unterschlagen werden. Er füllt den quasi noch „unschuldigen“ Dexter anstelle des Hauptserien-Darstellers Michael C. Hall mit Verve aus. Trotz der grundlegenden Empathielosigkeit seiner Rolle vermag er beim Publikum Sympathien zu wecken.

Ach ja: Molly Brown passt als Dexters jüngere Schwester Debra ebenfalls wie die Faust aufs Auge. Genau wie Reno Wilson („Mike & Molly“) als Harrys Busenfreund Bobby Watt … Natürlich ist eine solche Star-Mobilisierung nicht das einzige, was eine Serie qualitativ auszeichnet. Aber es soll hier nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass dieser geballte Veteranen-Charme in Kombination mit einigen Jungtalenten schon für sich selbst einen hochattraktiven Unterhaltungswert generiert.

Molly Brown as Debra Morgan in Dexter: Original Sin, streaming on Paramount+, 2024. Photo Credit: Myrna Suarez/Paramount+ with Showtime

Wer Dexter will, bekommt Dexter

Ein weiterer Pluspunkt ist der Retro-Style der frühen 1990er. Der Soundtrack enthält all die frühen Hip-Hop-Combos wie „Naughty By Nature“, Power-Rock-Bretter, und Pop-Legenden wie „Depeche Mode“ oder „New Kids On The Block“. Er ist nostalgischer Balsam. Dass sich diese Ära auch auf die Kostüme und den rosa-türkisfarbenen Miami-Look auswirkt, versteht sich von selbst.

Generell ist „Original Sin“ stilistisch angenehm verspielt und ironisch. Immer wieder gibt es komödiantisch pointierte Schnittwechsel und lässig spulende Kamerafahrten. Allerdings nutzt sich das nach den ersten Episoden auch ab und stellt sich als weniger variantenreich heraus als anfangs erhofft. Das Farbbild tendiert später zunehmend ins Gräulich-Braune. Zudem verwendet es für die szenischen Rückblicke in Dexters Kindheit arg neongrelle Filter, die in ihrer überbelichteten Kontrastierung noch aus den 2000er Jahren zu stammen scheinen.

Der junge Dexter (Patrick Gibson) findet schon früh eine bewährte Standardmethode

Konstruierte Erzählung

Apropos Rückblicke: Die Story wird nicht gerade im Eiltempo vorangetrieben, sondern schleppt sich stellenweise sogar etwas träge dahin. Dennoch vermag sie von der ersten Episode an bei der Stange zu halten. Erzählerisch ist das hier alles natürlich hochgradig konstruiert. Das Konzept eines Serienkillers, der nur schuldige Mörder abschlachtet, um seine eigene sadistische Mordlust zu kanalisieren, war schon immer hoffnungslos an den Haaren herbeigezogen. Das merkt man auch dem Spiel des neuen Hauptdarstellers Patrick Gibson an. Er soll ja dem Publikum zeigen, wie alles angefangen hat. Prinzipiell funktioniert das schon, aber die inneren Zwänge und Konflikte, die seinen jungen Dexter angeblich so zerreißen sollen, kommen irgendwie zu lasch rüber.

Dass sich ein triebhafter Serienmörder für die Gerechtigkeit einsetzt, ist halt einfach unglaubwürdig. So richtig lässt sich dieses Dilemma nicht auflösen. An dieser Stelle muss sich „Original Sin“ trotz hohem Unterhaltungsfaktor auch den bekannten Vorwurf gefallen lassen, dass hier die Mordlust und reale Serienmörder-Persönlichkeiten glorifiziert werden.

Patrick Dempsey („Grey’s Anatomy“; rechts im Bild) als Captain des Morddezernats zu sehen, macht viel Freude

Für Veteranen und Neulinge

Vor allem macht es aber wieder viel Spaß, Dexter als eine Art Sherlock Holmes der Forensik in seinem Element zu sehen. Die Serie bietet eine breite Vielfalt an verschiedensten Fällen und Täterprofilen. Dies spricht vor allem Krimi-Freunde an. Generell präsentiert das Drehbuch eine gelungene Mischung aus familiären Nebenplots, den einzelnen Episoden-Morden, Rückblicken in Dexters Kindheit und zwei parallelen, als Rahmenhandlung übergreifenden Ermittlungen. Besonders auf der zwischenmenschlichen Ebene warten viele lebensnahe und abwechslungsreiche Begegnungen, ob nun innerhalb Dexters Familie oder unter dem Kollegium des Miami Metro Police Department.

Ein bis zwei gut platzierte Twists bringen einen überraschend von hinten treffen. Diese sind clever in den Schatten vorbereitet. Der Ab-18-Slasher-Faktor (Dexter messert seine Opfer am liebsten) hält sich dagegen in geordneten Bahnen. Er visiert selten unzumutbare Höhenflüge an, die sonst eher ein Hardcore-Splatter-Publikum ansprechen würden. Außer vielleicht dann, wenn ratternde Kettensägen zum Einsatz kommen.

Was der Serie bei dieser bunten Mischung insgesamt aber abgeht, sind tiefgreifende Emotionen sowie eine nachhaltige Dringlichkeit. Atemlos macht einen hier nichts so richtig. Selbst die ersten jungfräulichen Morde, die Dexter verübt, gehen eher routiniert denn aufreibend über die Bühne. Dafür dürften aber auch „Dexter“-Neulinge bei diesem Prequel gut aufgehoben sein. Die drei Blu-ray-Discs mit insgesamt zehn, jeweils rund 50-minütigen Episoden bieten als Bonus nur ein ca. zehnminütiges Making-of von sehr dürftigem Informationsgehalt.

Text: Felix Ritter / Redaktion: Lars Zschoke

Dieser Text erschien zuerst im BLU-RAY MAGAZIN Ausgabe 03/25.

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