
Leipzig – Der internationale Nachrichten- und Informationssender BBC World News ist bundesweit in rund 24 Millionen Haushalten zu empfangen. Zudem ist er der einzige Sender – nach eigener Aussage -, der in den Neuen Bundesländern digital terrestrisch verbreitet wird.
Im Interview mit DIGITAL FERNSEHEN erklärt Richard Porter, Nachrichtenchef bei BBC World News, warum der Sender einen Must-carry-Status in Sachsen hat, wie sich die allgemeine Wirtschaftskrise auf die Inhalte auswirkt und ob HDTV-Aufschaltungen geplant sind.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Porter, wieso haben Sie einen Must-carry-Status in Sachsen? Streben Sie weitere Must-carry-Status in Deutschland an?
Richard Porter: Ich vermute, dass Sie über die genauen Gründe, die zu dem Must-carry-Status führten, mit den Medienaufsichtsbehörden sprechen müssen. Wir selbst glauben, dass wir unserem Publikum mehr bieten als andere Nachrichtensender und fühlen uns sehr privilegiert, einen Must-carry-Status in Sachsen erhalten zu haben. Das deutsche Publikum ist für BBC World News sehr wichtig und alles, was uns dabei helfen könnte, eine noch engere Bindung zu unseren deutschen Zuschauern aufzubauen, ist uns sehr willkommen.
DF: BBC World News ist nach Ihrer Aussage der einzige Sender, der in den neuen Bundesländern digital terrestrisch verbreitet wird. Woran liegt
das Ihrer Meinung nach? Was bringt die Ausstrahlung über DVB-T dem Sender?
Richard Porter: Wir haben an einem Ausschreibungsprozess teilgenommen, um dies zu erreichen. Und wir sind glücklich, über DVB-T in dieser wichtigen Schlüssel-Region von Deutschland empfangbar zu sein.
Über DVB-T sind weniger Kanäle als über andere Distributionswege verfügbar, daher sind die Wettbewerbsbedingungen auch verschieden. BBC World News ist auch der einzige ausländische Sender, der via DVB-T empfangen werden kann. Dadiejenigen Inhalte, die über den Äther verbreitet werden, auch über Kabel verbreitet werden müssen, hilft uns DVB-T auch, eine größere Anzahl der Kabel-Kunden zu erreichen.
DF: Viele Spartenprogramme beklagen die nur schleppend verlaufende
Digitalisierung in Deutschland, die es kleineren Sender unmöglich mache, eine entsprechend große Reichweite aufzubauen und das Angebot wirtschaftlich tragfähig zu machen. Können Sie – als öffentlich-rechtlicher Sender – diese Bedenken nachvollziehen? Setzen Sie sich für eine schnellere Digitalisierung ein? Wenn ja, wie?
Richard Porter: BBC World News ist eigentlich ein werbefinanzierter Sender und sieht sich in Deutschland den gleichen Druck und Zwängen ausgesetzt, wie andere kommerzielle Sender auch. Die digitale Technologie ist sicherlich ein Teil des zukünftigen Fernsehens und die Entwicklung nimmt weltweit Fahrt auf. Aber auf einigen Märkten wird es damit wohl noch etwas dauern und wir müssen uns damit auseinandersetzen.
BBC World News kann in jedem digitalen Haushalt in Deutschland empfangen werden, was sehr wichtig für uns ist. Aber unser eigentliches Ziel ist es, tatsächlich so viele Menschen wie möglich zu erreichen – egal, in welchem Format sie uns empfangen. Die Zukunft der Nachrichten-Übertragung wird von den Wünschen und Forderungen der Zuschauer diktiert und wir müssen uns mit deren wechselnden Bedürfnissen und Gewohnheiten arrangieren.
DF: Wie wirkt sich die allgemeine Wirtschaftskrise auf die Inhalte und
das Geschäft von BBC World News aus?
Richard Porter: Die derzeitige Konjunkturschwäche hat nahezu jeden Wirtschaftszweig erreicht und besonders die Medienbranche ist davon schwer betroffen. Als ein Teil dieser Branche konnten auch wir einen Abschwung nicht verhindern, aber noch bewegen wir uns in einem überschaubaren Rahmen. Da ein großer Teil unserer Einnahmen aus der Verbreitung stammt – die nicht so stark durch die Wirtschaftskrise beeinflusst ist wie der Absatz von Werbung -, befinden wir uns in einer relativ starken Position. Zudem erwirtschaften wir als internationaler Rundfunkanbieter auch Einnahmen aus globalen Märkten, wodurch wir nicht so sehr Schwankungen in einzelnen Gebieten ausgesetzt sind.
DF: Wie heben Sie sich von anderen Nachrichtensendern ab? Wodurch
unterscheiden Sie sich von Ihren Mitbewerbern?
Richard Porter: Die Rundfunkanstalt BBC ist mit 120 Stunden täglich produziertem Inhalt die weltweit größte Nachrichtenverwerterin. Dies wird durch 2 000 Journalisten und 70 internationale Korrespondentenbüros ermöglicht. Daher können wir auf jedes wichtige globale Ereignis reagieren und eine schnelle Berichterstattung garantieren. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern deckt unser Programm eine breite Themen-Palette ab, dazu gehören Sport, Kunst, Entertainment, Wissenschaft, Technologie und alltägliche Angelegenheiten sowie einige der besten BBC-Dokumentationen. Unsere Zuschauerbefragungen zeigen zudem, dass wir sehr respektiert sind und als vertrauenswürdig eingestuft werden – eine gerade in diesen Zeiten nicht zu unterschätzende Qualität. All diese Faktoren machen uns zu etwas Besonderem für unser Publikum.
DF: Ist HDTV für Sie ein Thema? Planen Sie Aufschaltungen in HDTV? Falls ja, wann?
Richard Porter: HDTV ist für das Fernsehen als Ganzes ein sehr aufregendes Thema -, inklusive der Nachrichten. Doch wenn es darum geht, was unsere Zuschauer wünschen, gibt es interessantere Faktoren. Geschwindigkeit, Authentizität, Tiefe und Präzision werden für uns immer an erster Stelle stehen. Nichtsdestoweniger bewegen wir uns ziemlich schnell in Richtung HDTV. Wir verfügen über eine hochmoderne Nachrichtenzentrale, die 2012 ihren Dienst aufnehmen und uns eine Übertragung der BBC World News in HDTV ermöglichen wird. Das ist eine aufregende Perspektive, vor allem wenn man beobachtet, wie die neue Zentrale Gestalt annimmt.
DF: Herr Porter, vielen Dank für das Gespräch.
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