
München – Drehte sich für Hollywood-Schauspieler vor einiger Zeit noch alles um Rollen in großen Filmen, hat man nun offenbar den wirklich lukrativen Job im Darstellen von TV-Serien-Helden gefunden.
Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge wandern Filmstars wieHarvey Keitel, bekannt u.a. aus Martin Scorseses „Taxi Driver“ zu Serien wie „Life on Mars“ ab. Auch Kyra Sedgwick („Murder in the first“) sah in der Detektivserie „The Closer“ ebenso eine gute Chance ihr schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen wie ihre Kollegin Glenn Close („Eine verhängnisvolle Affäre“), die als gewiefte Rechtsanwältin in „Damages“ zu sehen ist.
Robert Thompson, Professor für TV und Popkultur an der Syracuse University in New York, sieht folgenden Grund im neuen Trend: „Fernsehen ist heute das aufregendste Medium für das Erzählen einer Geschichte. Wo die Leute früher vom Fernsehen weg wollten, um im Filmgeschäft zu landen, ist es heute genau umgekehrt, einfach weil es interessantere Plots gibt.“ Eine Serie biete sehr viel mehr Raum, komplexe Charaktere und komplizierte Handlungsbögen vollständig zu entwickeln.
Auch bei der Bezahlung halte das Fernsehen inzwischen mit den Gagen für Kinoproduktionen mit: „Eine Serie hat viele Teile, und sobald sie populär genug ist, um über Jahre hinweg zu laufen und im Kabelfernsehen regelmäßig wiederholt wird, lässt sich damit enorm viel Geld verdienen“, erklärt Thompson. „Ganz zu schweigen von den Einkünften aus dem DVD-Geschäft und dem internationalen Vertrieb.“
„Primetime-Serien sind mittlerweile ähnlich prestigeträchtig wie ein Kinofilm, auch deshalb, weil genauso viel Mühe in die Produktion gesteckt wird“, sagt die Soziologie-Professorin Grindstaff aus dem Central Valley nahe San Francisco. „Man dreht ‚on location‘ statt in irgendeinem Studiohinterhof, arbeitet mit mehreren Kameras und berühmten Schauspielern. Die Geschwindigkeit, mit der das passiert, ist verrückt.“
Auch habe die Beliebtheit des Kinos bei vielen US-Amerikanern abgenommen, da sich viele einen Film bereits ein paar Wochen nach Veröffentlichung auf der „großen Leinwand“ zu Hause auf ihrem HD Widescreen-Fernseher mit Surround-Sound-System anschauen können. Der Medienkolumnist James Wolcott stellt fest: „Die ideale Zeit, ins Kino zu gehen, gibt es heutzutage nicht mehr. Die ästhetische Differenz zwischen Multiplexing und Couch-Potatoing war noch nie geringer.“[mw]
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