
Eine aktuelle Programmanalyse der fünf führenden deutschen Fernsehsender zeigt deutliche Unterschiede in der Programmgestaltung von ARD, ZDF, ProSieben, Sat.1 und RTL. Das ist kaum überraschend, spannend ist aber, dass die Unterschiede immer größer werden.
Das Erste bringt die Tagesschau, die Sportschau und den Tatort, das ZDF (früher einmal) Wetten Dass, heute und das Aktuelle Sportstudio, Sat.1 hat Comedy, RTL Castingshows und ProSieben US-Blockbuster – das ist überspitzt, wird aber offenbar immer mehr zur Regel. Die Zeiten, in denen jeder Sender versuchte, ein alle Zuschauer zufriedenstellendes Vollprogramm zu bieten, sind scheinbar vorbei, auch die Großen spezialisieren sich immer weiter.
So kommt das Institut IFEM, Köln in der neuesten Ausgabe seiner jährlichen Programmanalyse zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass deutliche Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen bestehen. So haben Das Erste und das ZDF einen Informationsanteil von etwa 40 Prozent. Dies war auch im intensiven Sportjahr 2014 (Olympische Winterspiele und Fußball-Weltmeisterschaft) so. RTL (23 Prozent), Sat.1 (14 Prozent) und ProSieben (8 Prozent) fallen hier deutlich zurück. Sport spielte im privaten Fernsehen nur bei RTL (Formel 1 und Europameisterschaftsqualifikation) eine kleine Rolle.
Auch dass der Fiktions- und Unterhaltungsanteil bei den privaten Anbietern sehr hoch ist, überrascht nicht. Bei ProSieben liegt der Anteil an fiktionalen Produktionen mittlerweile bei 61 Prozent und der Löwenanteil davon sind US-amerikanische Produktionen (93 Prozent!). Sat.1 folgt mit 79 Prozent US-Produktionen und RTL noch mit 51 Prozent. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sind umgekehrt gut drei Viertel des Fictionangebots aus deutscher (Ko-)Produktion.
Dass auch die großen deutschen TV-Sender längst ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen, ist nicht neu. Spannend ist aber, dass sich ihre Angebotsstruktur in den vergangenen Jahren immer weiter diversifiziert hat. Konzepte anderer Sender schlicht zu kopieren, hat offensichtlich nicht zum gewünschten Erfolg geführt. ProSiebenSat.1 setzt auf die Quoten der US-Importe, RTL auf die hauseigenen Unterhaltungsshows, ARD und ZDF auf Tradition. Ob damit jeder erfolgreich fährt, ist eine andere Diskussion, doch die Entwicklung zeigt, das eine eigene Senderphilosophie und ein eigenes Konzept mittlerweile alternativlos geworden sind. [chp]
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