
Dass sich der ZDF-Vizechefredakteur Sorgen macht, ist zu verstehen. Immer weniger Zuschauer wollen die „Heute“-Sendung des ZDF um 19.00 Uhr sehen. Doch woran liegt das?
Elmar Theveßen, der wahlweise mal als Vizechefredakteur und mal als Terrorismusexperte beim Mainzer ZDF um 19.00 Uhr gehandelt wird, müsste es eigentlich besser wissen. Aber da gerade Sommerloch und damit verstärkte Aufmerksamkeit für Randthemen gegeben ist, kann man dem Zuschauer effektiver als sonst ein schlechtes Gewissen einreden, dass dieser vor der Realität angeblich fliehe.
Herr Theveßen, wer nicht in den Urlaub geflogen ist, flieht tatsächlich vor einer nicht mehr zeitgemäß wirkenden Sendung um 19.00 Uhr. Warum ist das so? Weil bereits im Laufe des Tages auf allen verfügbaren privaten und öffentlich-rechtlichen News-Kanälen, Apps und weiteren Info-Diensten wirklich alles zur Lage der Welt gesagt und in Bildern gezeigt wurde.
2015 gibt es sogar bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eine, mit unser aller Gebührengeldern zugegeben sogar ganz ausgezeichnete TV-Nachrichten-App der Tagesschau, die über die Weltlage innerhalb und außerhalb Deutschlands in Bewegtbild und Textform kompetent informiert. Und das immer, wenn etwas passiert, nicht erst um 19.00 Uhr.
Zudem sind Medien wie Twitter & Co. schlicht schneller als Sie, auch bei den zum Teil sehr gut gemachten und seriösen Kommentierungen auf relevanten Blogs. Würde das ZDF mit Hintergrundwissen abends punkten, würden wir doch alle um 19.00 Uhr wieder gern einschalten. Aber es werden die bekannten Bilder gezeigt und keine neuen Aspekte und Meinungen genannt, die nicht schon im Laufe des Tages vielfach erörtert worden wären.
Quo vadis ZDF? Diese Frage würde sich doch in der Nachrichtenredaktion auf dem Lerchenberg jetzt eher stellen, als dem Zuschauer einzureden, er würde generell einen Bogen um Nachrichten machen. Wenn der Zuschauer umschaltet, muss der Programm-Macher umdenken.
Zeit zum Umdenken in Mainz![Kommentar von Torsten Herres, Herausgeber DIGITAL FERNSEHEN]
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