„The Last Journey“: Französische Sci-Fi mit Jean Reno heute im Free TV

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"The Last Journey", Jean Reno
© EuroVideo

„The Last Journey“ mit Jean Reno läuft heute Abend im ZDF und ist danach für einen Monat in der Mediathek. Was taugt der ästhetisch ansprechende Streifen von 2020?

Luc Besson hat mit seinen Sci-Fi-Großproduktionen wie „Das Fünfte Element“ (1997) und „Valerian“ (2017) gezeigt, dass europäisches Kino ebenso aufwendig wie originell sein kann. Der Newcomer Romain Quirot wollte im Jahr 2020 mit seiner eigens kreierten Sci-Fi-Geschichte in die großen Fußstapfen des Meisters treten. Stellt sich nur noch die Frage, ob ihm das mit „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“ gelungen ist.

Ein roter Mond

Die Zukunft! Zu einer unbestimmten Zeit, an einem unbestimmten Ort, … aber vermutlich Frankreich: Eines Tages tritt ein roter Mond am Himmelszelt auf. Die Menschen bauen seine Rohstoffe ab und gewinnen somit das neue Element Lumium – es leuchtet! Damit können von nun an Autos zum Schweben gebracht werden. Und vielleicht macht Lumium noch ein paar andere Dinge, doch schweigt sich der Film darüber aus. Der Haken an der ganzen Leuchtmittelgewinnung ist die Tatsache, dass der rote Mond jeden Tag der Erde ein paar Schritte näher kommt. Mittlerweile ist er schon so nah, dass es auf der Welt aufgehört hat zu regnen. Frankreich ist nur noch eine Wüste. Der Sohn des Wissenschaftlers Henri W.R. (Jean Reno), Paul W.R. (Hugo Becker), soll der Auserwählte sein, der die Welt rettet. Wieso auch immer …

"The Last Journey", 2020
© EuroVideo – Die Blu-ray zu „The Last Journey – Die letzte Reise der Menschheit“ wurde von EuroVideo auf den Markt gebracht

„The Last Journey“ ist das Produkt von Autor und Regisseur Romain Quirot. Schon 2018 hat er die Geschichte als Kurzfilm – ebenfalls mit Hugo Becker in der Hauptrolle – gedreht. Als Vaterfigur konnte Quirot mit Jean Reno etwas Starpower in seine Spielfilmversion einbauen. Paul Hamy spielt den Bruder des Protagonisten Elliott W.R., welcher zuerst beim Versuch, den Mond zu zerstören, verschwindet und später als Antagonist plötzlich wieder auftaucht. Die junge Darstellerin Lya Oussadit-Lessert spielt Elma, deren Geschlecht zu keiner Zeit im Film erwähnt wird. Sie wirkt ebenso gender-neutral wie Ed aus „Cowboy Bebop“. Aber dazu später mehr!

Französische Comic-Kultur

„The Last Journey“ ist, obwohl er überwiegend in einer Wüste spielt, sehr farbenfroh. Wie in einem Comic wird die Palette der Primärfarben voll ausgenutzt. Die Franzosen besitzen nicht erst seit Beginn des Grafiknovellen-Magazins „Métal hurlant“ (1975) eine blühende Comic-Kultur. Die Zeitschrift wurde ein Bestseller und kam 1977 in den USA als „Heavy Metal“ heraus. Bei uns in Deutschland wurde sie unter dem seidig-süßen Namen „Schwermetall“ 1980 auf den Markt gebracht. Die Franzosen haben die Comic-Welt geprägt wie kaum ein anderes Land. 1959 erschufen der Autor René Goscinny und Zeichner Albert Uderzo die Figuren Asterix und Obelix.

"The Last Journey - Die letzte Reise der Menschheit"
© EuroVideo

Jean-Claude Forest bewies mit „Barbarella“ 1962, dass Comics auch etwas für ein erwachsenes Publikum sein können und setzte damit den Grundstein für „Métal hurlant“. Und schließlich inspirierte die Comic-Reihe „Valerian und Veronique“ von Autor Pierre Christin und Zeichner Jean-Claude Mézières seit 1967 Freunde der Science-Fiction wie George Lucas und Luc Besson. Auch Inspirationen aus dem anderen großen Land des Comics, den USA, finden in „The Last Journey“ ihren Einsatz. So sehen die Raketen im Film den alten V2-Raketen, wie sie in den Science-Fiction-Filmen der 1950er Jahre gang und gäbe waren, sehr ähnlich. „Buck Rogers“ lässt grüßen!

Verloren in der Unendlichkeit

Da Romain Quirot seines Zeichens noch ein sehr junger Regisseur und Autor ist, könnte die vielschichtige Handlung etwas zu engagiert erscheinen. Die Komplexität der Story in allen Ehren, aber es fehlen viele Teile, die sie zu einem Ganzen werden lassen und die Hinweise zur Entschlüsselung wurden einfach nicht vollständig bis zum Ende gedacht.

"The Last Journey", Hugo Becker
© EuroVideo

Auch der Mangel an individuellem Gedankengut lässt den Film in der Erinnerung allmählich verblassen. Mal sehen, was es da so gibt: Sturmtruppen wie in „Star Wars“, ein postapokalyptisches Wüstensetting à la „Mad Max“, Robo-Spinnen als Spionagewerkzeug („Minority Report“ lässt grüßen) oder schwebende Autos wie in „Zurück in die Zukunft“ und „Das fünfte Element“. Wäre das Design von „The Last Jounrey“ so originell wie sein Inhalt, dann wäre der Film noch um ein Vielfaches sehenswerter. So bleibt es immerhin ein interessanter Indie-Streifen mit pseudophilosophischem Ansatz und ansprechender Technik.

Fazit: Von der Optik her ist „The Last Journey“ schön anzuschauen. Die Handlung ist aber überwiegend verwirrend. Auch in Sachen Originalität kann der Film nicht punkten.

Text: Lars Zschoke / Redaktion: Felix Ritter

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