
Bonn – VDSL hat mittelfristig nur geringe Marktchancen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die als Grund für diese Prognose fehlende Angebote für High-Speed-Internet ausgemacht hat.
Für High-Speed-Internet fehlen die passenden Anwendungen, um es zu einem Massenprodukt werden zu lassen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Infas-Telekommunikationsmonitors. Danach fehlten bisher die passenden Anwendungen und Inhalte und damit ein Kundennutzen, der die Mehrkosten rechtfertigen würde. Die meisten Internetnutzer benötigen laut der neuen Studie noch keine höheren Geschwindigkeiten, als mit DSL realisiert werden können.
Selbst das internetbasierte Fernsehen biete für die meisten Bundesbürger keinen entscheidenden Vorteil zum bisherigen Angebot. Hinzu komme, dass viele Deutsche einem Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen bisher eher skeptisch gegenüber stehen.
Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass kaum ein Internet-User VDSL-Geschwindigkeiten braucht. Das Netz werde meist zum Chatten und Mailen genutzt. Diese Dienste bräuchten nur geringe Datenraten. Lediglich neun Prozent laden hingegen regelmäßig größere Dateien (z. B. Filme oder Musik) aus dem Internet.
Auch das internetbasierte Fernsehen kommt bei den Infas-Marktforschern schlecht weg. Exklusive Sportberichterstattung – ein mögliches Argument für IPTV – erreiche nur eine begrenzte Kundenzahl: Bei den Sportbegeisterten (37 Prozent der Bevölkerung) trete das Fernsehen mittels High-Speed-Internet in unmittelbare Konkurrenz zum Bezahlsender Sky, dem es Marktanteile abnehmen müsste. Allerdings sei es Sky selbst nur begrenzt gelungen, sportbegeisterte Zuschauer zu gewinnen. Von denjenigen, die täglich Sport im Fernsehen anschauen, hat ein Viertel ein Sky-Abonnement. Bei den wöchentlichen Sportsehern ist es nur mehr jeder Zehnte.
Auch beim Thema HDTV bleibt die Studie skeptisch: Nur jeder zweite Bundesbürger verfüge über einen erforderlichen Flachbildfernseher, nach wie vor sind Röhrengeräte weit verbreitet, selbst unter den leidenschaftlichen Spielfilmsehern. Insgesamt scheine es so, dass die Argumente für Fernsehen via High-Speed-Internet nur eine vergleichsweise kleine Bevölkerungsgruppe überzeuge. Gegenwärtig hat nach eigenen Angaben gut ein Prozent einen VDSL-Anschluss.
Ein letztes Argument gegen VDSL ist laut der Studie die Skepsis breiter Teile der Verbraucher, gegen das Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen. Laut der Studie sehen 60 Prozent in Netz und TV immer noch zwei unterschiedliche Dinge, die sie vollkommen getrennt voneinander benutzen möchten. Vor allem die 30- bis 64-Jährigen sind kritisch. Das ist besonders gravierend, da gerade diese Altersgruppe zu den potentiellen Konsumenten in der Unterhaltungselektronik zählt. Hinzu kommt, dass 42 Prozent der Bevölkerung die meisten Angebote der Telekommunikationsanbieter viel zu kompliziert finden.
Die Marktforscher kommen zu einem für die Breitbandindustrie ernüchternden Fazit: Bisher fehlen überzeugende Anwendungen für VDSL. Bleibt es bei dem bisherigen Angebotsprofil und Preisniveau, zählen nur gut fünf Prozent der Haushalte zum engeren Kundenpotenzial. [mw]
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