
Leipzig – Über den Einsatz von Hologrammtechnik bei Interviews sprach DIGITAL FERNSEHEN mit dem technischen Leiter von N-TV, Paul Hering.
In der Nacht zur Wahl des US-Präsidenten setzte der US-amerikanische Nachrichtensender CNN die Hologrammtechnik ein. So konnte die CNN-Reporterin Jessica Yellin aus Chicago ins Wahlstudio in Washington „gebeamt“ werden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Paul Hering findet, dass der technische Aufwand bislang noch in keinem guten Verhältnis zum inhaltlichen Ertrag steht.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Hering, was halten Sie von der Hologrammtechnik?
Paul Hering: Grundsätzlich ist das eine interessante Sache. Ein wichtiges Ziel bei dem Einsatz neuer Techniken sollte es allerdings immer sein, die Verständlichkeit für den Zuschauer zu erhöhen. Nicht alles was technisch möglich ist, trägt unbedingt zur Erfüllung dieses Zieles bei.
DF: Können Sie sich einen Einsatz der Technik in Ihrem Nachrichtenstudio vorstellen?
Hering: Das Nachrichtengeschäft ist durch Akualität und Schnelligkeit geprägt, sowie durch den Anspruch, von jedem Ort sofort berichten zu können. Der Einsatz einer Hologrammtechnik braucht viel Vorbereitungszeit, die es im Tagesgeschäft oft nicht gibt. Darüber hinaus sollte der technische Aufwand immer im richtigen Verhältnis zum Inhalt stehen. Momentan sehen wir das noch nicht.
DF: „Durch den Einsatz einer solchen Technik könnte eine Menge Geld gespart werden, da die Interviewpartner nicht mehr ins Studio kommen müssten.“ Was halten Sie von einem solchen Argument?
Hering: Das kann ich so nicht nachvollziehen. Diese Interviewtechnik beruht auf einem enormen Einsatz von Hardware, ist also im Augenblick eine“Materialschlacht“. Im Übrigen glaube ich, dass die Anwesenheit eines echten Gesprächspartners durch nichts zu ersetzen ist.
DF: Zielt die technische Entwicklung bei Nachrichtensendungen Ihrer Meinung nach zukünftig in eine solche Richtung? Wenn nein, in welche Richtung geht die technische Entwicklung?
Hering: Ja, sicherlich geht die Entwicklung zum Teil in diese Richtung. Im Moment geht es jedoch eher um effiziente Workflowlösungen und Vernetzung von Systemen. Darin war N-TV immer schon ein Vorreiter. Wir beobachten die Entwicklung neuer Techniken sehr aufmerksam und sind ganz vorne dabei, wenn es um die Adaption dieser Innovationen geht. Aber das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss eben auch stimmen.
DF: Herr Hering, vielen Dank für das Interview. [ar]
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