
Riad – Der ranghöchste Richter Saudi-Arabiens hat in einem Rechtsgutachten (Fatwa) erklärt, dass die Tötung von Medienunternehmern erlaubt ist, die die Ausstrahlung von „verdorbenen Sendungen“ gestatten.
„Es ist rechtmäßig, die Apostel der bösen Tat zu töten, wenn ihr Tun nicht durch die Justiz verhindert werden kann“, sagte Scheich Saleh al-Luheidan. Die „Entartung der Moral“ sei bereits verheerend. Darüber berichten die „Oberösterreich-Nachrichten“ (Onlineausgabe).
Al-Luheidan, der den Obersten Justizrat von Saudi-Arabien leitet, verzichtete zwar darauf, die Namen der „verdorbenen“ Fernsehsender zu nennen, so das Blatt, jeder Saudi habe jedoch gewusst, wer gemeint war: Das TV-Netzwerk Rotana sowie der Medienkonzern MBC, der neben der US-Soap-Opera „Desperate Housewives“ auch die für saudische Verhältnisse freizügige türkische Serie „Nur“ ausstrahlt. Beide Sender gehören dem saudischen Multimilliardär Al-Walid bin Talal, der auch Anteile an Walt Disney hält.
„Zur Überraschung vieler Beobachter hat das saudische Königshaus bislang nicht auf den ziemlich direkten Aufruf zur Ermordung eines der führenden Geschäftsleute des Landes reagiert. König Abdullah hatte zwar angekündigt, die Macht des ‚Justizrats‘ zu beschneiden, hatte seinen Worten aber keine Taten folgen lassen. Wer ist verdorben?“, schreibt das Blatt.
So habe der Islamwissenschaftler Azzam Tamini das Rechtsgutachten auf das Schärfste verurteilt. Das „Problem“ bei den „verdorbenen Fernsehserien“, gab er zu bedenken, seien nicht die Medien, sondern diejenigen, welche den Sendern die Lizenz erteilt hätten. Dies, stellte Tamini lächelnd fest, sei „die saudische Regierung“. [mg]
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