Glasfaser stößt in Deutschland auf Zurückhaltung

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Glasfaser-Kabel für Breitband-Internet
© Thomas Söllner/stock.adobe.com

Obwohl der Ausbau in Deutschland voranschreitet, würde laut einer neuen Umfrage aktuell nur ein Drittel der Menschen zur Glasfaser wechseln.

Der Ausbau von High-Speed-Infrastrukturen in Deutschland setzt sich fort, trifft aber auf geringe Nachfrage: Wie die neue Ausgabe des Deloitte Broadband Consumer Survey zeigt, würden 39 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher ihren bestehenden Breitbandanschluss behalten, auch wenn ein Glasfasernetz verfügbar ist. Diese Zurückhaltung zieht sich durch alle Altersgruppen.

Selbst unter den 18- bis 24-Jährigen zeigen nur 28 Prozent Wechselbereitschaft. Dabei gibt immerhin knapp jeder Fünfte (18%) in dieser Altersgruppe eine hohe Download-Geschwindigkeit als den wichtigsten Aspekt seiner Internetverbindung an. Insgesamt sind die Deutschen bei ihrem Internetanschluss genügsam: Rund ein Drittel (31%) hat mindestens einmal im Monat Probleme mit seinem Anschluss, ein Großteil (79%) ist dennoch mit seinem Anbieter zufrieden.

Warum die Zurückhaltung beim Thema Glasfaser?

Dieter Trimmel, Telekommunikationsexperte und Partner bei Deloitte, erläutert: „Die Glasfaser wird hierzulande in erster Linie mit hoher Geschwindigkeit in Verbindung gebracht. Besonders wichtig sind Verbraucherinnen und Verbrauchern aber stabile und möglichst preiswerte Anschlüsse. Anbieter sollten in der Vermarktung ihrer Glasfasernetze besser darüber informieren, dass diese mehr als nur besonders schnell sind.“

Neue, satellitenbasierte Internetdienste werden in Deutschland positiv wahrgenommen. Bislang primär für die Versorgung abgelegener Regionen relevant, zeigen sich 35 Prozent der Befragten grundsätzlich interessiert. In der Altersgruppe unter 24 Jahren ist es sogar jeder Zweite. Der Satellit wird als leistungsfähige Infrastrukturalternative eingeschätzt: Mehr als ein Drittel der Befragten halten die Technologie für schnell (36%), zukunftssicher (35%) oder innovativ (33%).

Spürbar zuverlässigere Mobilfunknetze

Auch mit Blick auf die Mobilkommunikation ist das Gros (84%) mit seinem Anbieter zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr nehmen Nutzerinnen und Nutzer seltener instabile Verbindungen (-4%), schlechte Verbindungsqualität (-5%) oder eine fehlende Netzabdeckung (-6%) wahr. Leicht zugenommen haben hingegen negative Erfahrungen mit dem Kundendienst (+3%). Beim Ausbau der Mobilfunknetze besteht dennoch weiterhin Handlungsbedarf: 18 Prozent der Befragten haben in den eigenen vier Wänden häufig oder immer Probleme mit ihrem Empfang, noch merklich höher liegt der Anteil unterwegs mit dem Auto (23%) oder der Bahn (28%) und in ländlichen Regionen (30%).

„Die Qualität der Mobilfunknetze ist aus Verbrauchersicht leicht gestiegen. Doch längst nicht überall wird die Empfangssituation als ausreichend empfunden. Ein stärkerer Netzausbau in die Fläche ist unabdingbar und wird dazu beitragen, die digitale Infrastruktur in Deutschland weiter zu verbessern“, sagt Dieter Trimmel.

Was darf perfektes WLAN kosten?

31 Prozent der Deutschen haben in ihrem Haushalt regelmäßig Probleme mit dem Internetanschluss. Jeder Zehnte hat selbst im Wohn- oder Arbeitszimmer kein stabiles Internet. Nicht einmal ein Viertel (22%) bezeichnet den WLAN-Empfang im eigenen Zuhause als perfekt. Die Ursache für eine schlechte Verbindung sind oft örtliche Gegebenheiten wie dicke Wände oder ein ungünstiger Standort des Routers. Solche Empfangshindernisse lassen sich beispielsweise durch den Einsatz von WiFi-Repeatern oder Mesh-WiFi-Systemen beheben. Für 38 Prozent der Befragten darf eine solche Investition in das Heimnetzwerk nicht mehr als 100 Euro kosten. 21 Prozent würden bis zu 250 Euro investieren. Fast jeder Dritte (28%) ist nicht bereit, Geld für zusätzliche Hardware auszugeben.

Hier finden Sie den vollständigen Deloitte Broadband Consumer Survey sowie die Industry Briefing zu Satelliten-Internet und Inhouse-WLAN.

Text: dpa/ Redaktion: JN

Bildquelle:

  • glasfaser-internet: https://stock.adobe.com/de/images/netzwerkkabel-und-optisches-glasfaser-kabel-3d-rendering/226315114?prev_url=detail
65 Kommentare im Forum
  1. Das die Menschen eher zurückhaltend sind was Glasfaser angeht, liegt auch an solchen Firmen wie Deutsche Glasfaser. In geistiger Umnachtung habe ich 2021 ein Vertrag mit denen abgeschlossen. Nach dem in unserem Ort eine Umfrage gemacht worden ist, sollte es dann losgehen. Die Deutsche Glasfaser sollte den Vertrag mit der Deutschen Telekom kündigen. Verträge wurden konkretisiert, einmal kam jemand um zu sehen, wo man die Kabel in unserem Haus verlegen könnte. Und dann? Nix mehr, bis heute habe ich gar nix mehr gehört von der Deutschen Glasfaser. Ich habe immer noch den alten Vertrag mit der Telekom. Angeblich sollte ich noch ein Fernsehpaket von der Glasfaser bekommen, auch da nix. Ich wollte schon mal kündigen aber auch da sagte man mir, das dies nicht möglich ist, weil die Kündigungsfrist schon abgelaufen wäre. Bis jetzt habe ich keinerlei Leistungen bekommen von dieser Firma, aber das ist auch die Wahrheit, ich habe auch nix abgezogen bekommen. Aber dieser Schwebezustand verhindert es, das ich mit ner anderen Firma einen Glasfaservertrag machen kann.
  2. Bandbreite ist auch eine Frage der Haushaltsgröße. Ein Ein-Personen-Haushalt wird es schwer haben, überhaupt z.B. schon 50 MBit/s auszulasten, selbst bei parallelen Nutzungen. Ich frage mich immer, was da einige den ganzen Tag meinen tun zu müssen. Glasfaser ist eine tolle Technik, die insbesondere für die Wirtschaft unbedingt ausgebaut werden muss. Es gibt immer Ausnahmesituationen, z.B. bei Home Office und datenintensiven Arbeitsplatz. Ansonsten sollten 25 MBit/s pro Nase reichen (also bei 4 köpfigem Haushalt 100 MBit/s). Und dafür braucht man nicht zwingend Glasfaser, wenn man einen ordentlich DSL oder Kabelanschluss hat.
  3. Schau mal hier: § 323 BGB Rücktritt wegen nicht oder nicht vertragsgemäß erbrachter Leistung
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