
Ein Gutachten bescheinigt auch im digitalen Zeitalter mit Netflix, Amazon und Co. die Notwendigkeit eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Allerdings muss ARD und ZDF dafür mehr Spielraum in der Onlinewelt gewährt werden.
Längst hat das Internet die Lebenswelt der Menschen erreicht, auch im Unterhaltungs- und Informationssektor spielen Online-Inhalte inzwischen eine wichtige Rolle: Durch Online-Nachrichten bringen sich die Nutzer innerhalb kürzester Zeit auf den aktuellen Stand, Filme und Serien gibt es bei Streaming-Anbietern wie Amazon und Netflix zu sehen sowie auf kostenlosen Video-Plattformen wie Youtube. Welche Rolle spielen in diesem Mediengeflecht künftig die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten? Eine Frage, mit der sich auch die Professoren Dörr, Holznagel und Picot auseinandergesetzt haben. Am heutigen Freitag haben sie ihr Gutachten im ZDF-Fernsehrat in Mainz vorgelegt.
Demnach kamen die Professoren zu dem Schluss, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch in einer Zeit, in der Inhalte sowohl linear als auch mobil über die verschiedensten Endgeräte konsumiert werden, seinem Programmauftrag nachgehen kann. Denn gerade in der unübersichtlichen Medienwelt sei ein unabhängiger Rundfunk, wie ihn ARD und ZDF leisten würden, essentiell.
Allerdings forderten die Medienwissenschaftler von der Politik, die gesetzlichen Rahmenbedingungen an die veränderte Situation anzupassen, um ARD und ZDF in der Online-Welt mehr Spielraum zu gewähren. So müsse die Verweildauer der Sendungen in den öffentlich-rechtlichen Mediatheken verlängert werden. Ferner müsse es ARD und ZDF erlaubt werden, auch Angebote zu erstellen, die für das Netz angelegt seien. Dabei müssen die Möglichkeiten gestärkt werden, mit denen sich das Publikum an den Sendungen beteiligen könne.
„Das Gutachten zeigt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk moderne und technologieneutrale Rahmenbedingungen benötigt, um seinen Programmauftrag auch in der digitalisierten Medienwelt erfüllen zu können“, kommentierte Marlehn Thieme, die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, das Gutachten. „Dabei geht es nicht allein um die Finanzausstattung, sondern um die Möglichkeit hochwertige Inhalte im Interesse der Bürgerinnen und Bürger so verbreiten zu können, dass sie von den Menschen auch gefunden werden.“ Auch ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht die Arbeit des ZDF durch den Bericht gestärkt. „Das Fernsehen, aber auch unsere Gesellschaft verändern sich rasant“, so Bellut. „Wir tragen Verantwortung und haben den Anspruch, einen exzellenten, unabhängigen Journalismus zu liefern.“[kw]
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