
Leipzig – Immer mehr Kabelnetzbetreiber und andere Plattformanbieter setzen auf die Universalschnittstelle CI Plus, einige rechnen mit deren Einsatz schon im ersten Quartal 2010, obwohl in Detailfragen noch diskutiert wird.
Mitte 2010 will DF-Recherchen zufolge auch Sky die Universalschnittstelle CI Plus einsetzen, um anderen Marktteilnehmern den Zugang nicht zu verwehren. „Diese CI-Plus-Schnittstelle wird zunehmend in integrierte HDTV-Bildschirme eingebaut und ist die zukunftssichere Variante des Common Interfaces“, erläutert Dietrich Westerkamp, Vorstand der Deutschen TV-Plattform gegenüber DIGITAL FERNSEHEN auf Anfrage zu CI Plus.
„Eine neue Version des DVB-CI (CI Plus) ist notwendig geworden, weil die Sicherheitsanforderungen der Rechteinhaber und Sender – insbesondere angesichts von qualitativ hochwertigen (HDTV-) Programmen – über das alte CI nicht abgedeckt waren“, fügt Carine Chardon, Geschäftsführerin der Deutschen TV-Plattform hinzu. Zugleich bestehe gerade im digitalen Umfeld ein erhöhtes Bedürfnis der Nutzer, möglichst unkompliziert an die Rundfunk-Inhalte heranzukommen, wie sie es beim Antennen- und analogen Kabelempfang gewohnt waren. „Noch hinzu kommt der Wunsch vieler Verbraucher, die freie Wahl zu haben, welche Geräte sie anschaffen“, so Carine Chardon.
Eine solche Plattform-übergreifende Lösung dürfte auch das Kartellamt freuen, ermittelt es doch derzeit sowohl gegen Sky als auch gegen die Kabelnetzbetreiber Unitymedia und Kabel Deutschland wegen des Verdachts der Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung. „Es besteht der Verdacht, dass die technische Ausstattung der Set-Top-Boxen dazu führt, dass der Wettbewerb auf den Kabel-TV- und Pay-TV-Märkten durch die genannten Unternehmen behindert wird“, sagte eine Sprecherin des Kartellamtes zu Beginn der Ermittlungen gegenüber DF.
Zum jetzigen Zeitpunkt wollte das Kartellamt keine Stellung zu Fragen nach CI-Plus-Schnittstelle sowie gegenseitiger Freischaltung an HD-Plus- und Sky-Angeboten auf einer Karte beziehen. Grundsätzlich sei es nicht die Aufgabe des Bundeskartellamtes, konkrete Technologien vorzuschreiben, da man die Entwicklungen auf den betroffenen Märkten nicht vorwegnehmen könne und wolle, so ein Sprecher des Bundeskartellamtes aktuell gegenüber DF.
Die Einführung von CI Plus könnte nach Expertenmeinung laufende Kartellverfahren entscheidend beeinflussen. Denn damit können Smartcards unterschiedlicher Inhalteanbieter künftig in allen CI-Plus-fähigen Receivern und TV-Geräten genutzt werden. Wann das Sky-Verfahren abgeschlossen wird, ist dem Kartellamt zufolge derzeit noch offen. Dass sich neben Sky auch Kabel Deutschland und Kabel BW für CI Plus aussprechen, könnte das Ende des Kartellverfahrens beschleunigen.
Eine Eilanfrage bei Unitymedia ergab, dass man auch grundsätzlich „der CI-Plus-Spezifikation offen gegenübersteht“. Im Interesse der Geschäftspartner und Endkunden müsse allerdings sichergestellt sein, dass die Jugend- und Kopierschutzanforderungen eingehalten würden, damit die Marktpartner Rechts- und Planungssicherheit erlangen könnten, so Unitymedia gegenüber DF. Der Kabelverband Anga untersuche demnach derzeit mit dem Elektroverband ZVEI, ob diese Belange bei der bisherigen CI-Plus-Spezifikation ausreichend berücksichtigt worden seien. [ar]
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