
Los Angeles – Die Murdoch-Tochter NDS soll vorsätzlich Hacker beauftragt haben, das Konkurrenzsystem von Nagrastar zu knacken. Danach habe NDS die Daten an Piraten weitergegeben – dies behaupten zumindest Echostar und Nagrastar.
Am 8. April beginnt in Los Angeles ein Rechtsstreit, der genügend Sprengkraft hat, als einer der weltweit spektakulärsten Industrie-Spionagefälle in die Geschichte einzugehen.
NDS wird von dem US-amerikanischen Sateliten-Pay-TV-Betreiber Echostar und seinem Verschlüsselungs-Provider Nagrastar (Kudelski) vorgeworfen, deren Smartcards seit 1998 geknackt und die Informationen gezielt an Hacker weitergegeben zu haben. In dem Klageschreiben, das DIGITAL FERNSEHEN vorliegt, verlangen die beiden Unternehmen Schadensersatz in Höhe von einer Milliarde US-Dollar.
Die Vorwürfe klingen fast zu heftig um wahr zu sein – doch Nagrastar und Echostar stützen ihren Fall auf eidesstattliche Erklärungen einiger Piraten und interne Emails der NDS-Führungsspitze. Als 1998 NDS aufgrund von Hacker-Angriffen kurz vor dem Verlust seines wichtigsten Kunden DirecTV gewesen sein soll, entschloss sich der zum Murdoch-Imperium zählende Konzern laut Anklageschreiben, Hacker auf Nagrastar anzusetzen.
Wenn die Vorwürfe stimmen, dann hat NDS den Hackern in Israel eigens ein hochspezialisiertes Labor eingerichtet, wie es weltweit derzeit nur sechs Stück gibt. Als die Smartcards gehackt waren, habe NDS die Informationen gezielt Kartenpiraten zugespielt. Selbst vor den eigenen Kunden soll NDS nicht Halt gemacht haben, um von den folgenden Smartcard-Tauschs finanziell zu profitieren. Auf Nachfrage von DIGITAL FERNSEHEN wollte sich die NDS-Kommunikationsdirektorin Cynthia Ritchie weder zu den Vorwürfen noch zu der Klage an sich äußern.
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