
Sicherheitsbehörden im westafrikanischen Äquatorialguinea haben nach Senderangaben vom Mittwoch Drehmaterial eines ZDF-Teams beschlagnahmt und zerstört.
In einem Schreiben an den Botschafter des Landes hat ZDF-Chefredakteur Peter Frey gegen die Behandlung der Journalisten und die schwere Behinderung ihrer Arbeit protestiert. „Einen so massiven Fall von Pressezensur habe ich noch nicht erlebt“, sagte ZDF-Afrikakorrespondent Jörg Brase, der während der einwöchigen Dreharbeiten in Äquatorialguinea unter anderem über Frauenfußball recherchierte, aber auch verschiedene andere Beiträge über das Land drehte. Äquatorialguinea stellt eines der Teilnehmerteams der diesjährigen Frauenfußball-Weltmeisterschaft.
Während der Reise vom 5. bis 12. Juni war das Team aktiv vom Sportministerium und dem zum Informationsministerium gehörenden Staatssender TVGE unterstützt worden. „Auch nach einem Interview mit dem Vorsitzenden der Oppositionspartei wiegten wir uns in Sicherheit. Die Samthandschuhe wurden am letzten Abend ausgezogen“, sagte Brase.
Da nämlich wurden die Journalisten gebeten, ihre Dreharbeiten zu unterbrechen und in das TVGE-Gebäude zu kommen. Ein Gesetz schreibe vor, sämtliches Drehmaterial zu kopieren, hieß es. Die Speicherkarten mit dem Drehmaterial seien beschlagnahmt worden, mit der Ankündigung, alles, was nicht mit Sport zu tun habe, werde gelöscht. Ein Teil der Speicherkarten befinde sich nach wie vor in Besitz des Informationsministeriums.
„Wäre ich ein inländischer Journalist gewesen, hätte man mich wohl festgenommen“, vermutet Brase. Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung unter dem durch einen Putsch an die Macht gekommenen Teodoro Obiang seit Jahren schwere Menschenrechtsverletzungen vor, eine freie Presse gibt es in dem ölreichen Kleinstaat nicht. Obiang ist derzeit der Vorsitzende der Afrikanischen Union (AU).
[dpa]
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