
Der europäische Erdbeobachtungssatellit Biomass ist erst am 29. April 2025 gestartet. Der 1.170 kg schwere Satellit umkreist die Erde in rund 650 km Höhe. Ärgerlich ist nur, dass der 500 Millionen Euro teure Satellit jetzt nicht so eingesetzt werden kann, wie gedacht. Der Grund: Er könnte das US-Militär stören.
Worum geht es bei Biomass?
Wie schon der Name verrät, soll Biomass die Wälder unserer Erde erfassen und Veränderungen feststellen. Der Plan war, dass der Forschungssatellit Kohlenstoff-Speicherkapazität der Wälder in aller Welt ermittelt. Die so gewonnenen Daten wären wichtig, um die globale Erwärmung besser verstehen zu können.
Wie funktioniert Biomass?
Biomass arbeitet nach dem Radar-Prinzip. Wie gut man damit aber durch das Blattwerk von Wäldern dringen kann, ist eine Frage der verwendeten Frequenzen. Bei diesem Projekt ist es wichtig, die Biomasse der Wälder nicht nur an ihrer Oberfläche zu erfassen, was mit hohen Frequenzen zu bewerkstelligen wäre, sondern bis zum Waldboden. Dazu braucht es tiefe Frequenzen. Als ideal haben sich solche mit einer Wellenlänge von rund 65 bis 70 cm herausgestellt. Das entspricht etwa dem Bereich von 460 bis 420 MHz.
Wo liegt das Problem?
Das Problem liegt darin, dass nicht nur der brandneue ESA-Satellit Biomass Frequenzen im P-Band nutzt, sondern auch das US-Militär. Dieses überwacht mit denselben Frequenzen den um die Erde schwirrenden Weltraumschrott. Weiter wird dieser Frequenzbereich für Frühwarnsysteme für Interkontinentalraketen lahm legen.
Am Ende heißt das, dass es überall dort, wo Frequenzen mehrfach genutzt werden, zu gegenseitigen Beeinflussungen kommt und so sich alle Anwendungen gegenseitig stören.
Wie wird das Problem beseitigt?
Hier bietet sich nur eine Notlösung an. Sie besagt, dass der neue Biomass-Forschungssatellit nur über Weltregionen genutzt werden kann, in denen das US-Militär nicht aktiv ist. Damit muss der Biomass-Satellit immer wieder abgeschaltet werden. Und zwar, jedes Mal wenn er über Nord- und Mittelamerika, sowie über Europa und Teilen Nordafrikas fliegt.
Ein herber Rückschlag?
Für die Forschung sind diese Abschaltungen verschmerzbar, weil man ohnehin den Fokus auf die Regenwälder gelegt hat. Die können auch so erfasst werden.