
Senderstandorte der Superlative gibt es in Südtirol einige. Ein Paradebeispiel dafür ist der Senderstandort Kronplatz unweit des malerischen Städtchens Bruneck im Pustertal.
Der 2.275 m hohe Kronplatz ist ein markanter Berg in einer traumhaften Urlaubsregion. Bekannt ist der Kronplatz nicht nur als Senderstandort, sondern auch als Schigebiet, in dem alljährlich sogar der FIS Ski Worldcup Station macht.
Der Senderstandort
Italien, und damit auch Südtirol, ist bekannt für seine ausgesprochen vielfältige TV- und Radiolandschaft. In Südtirol hat es die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt RAS geschafft, dem Wildwuchs an Antennenmasten auf den Berggipfeln Einhalt zu bieten. Jedenfalls ist in Südtirol das Konzept „Ein Mast für alle“, voll aufgegangen. Alleine schon deshalb, weil ein gemeinsamer Standort für alle beteiligten billiger kommt, als wenn jeder sein eigenes Ding aufstellen würde. Dieses Konzept wird auch auf dem Kronplatz gelebt. So finden sich auf dem 80 m hohen, in 2.250 m Höhe befindlichen Mast, nicht weniger als 283 Antennen, die auf 540 Frequenzen senden.
Der Mast
Die Sendeanlage der RAS auf dem Kronplatz wurde 2008 in Betrieb genommen. Das großzügige Sendegebäude ist unterirdisch angeordnet und somit kaum als solche auszumachen. Der Mast ist 80 m hoch. Bis auf eine Höhe von 60 m führt im Inneren eine Wendeltreppe nach oben. Über sie sind zehn begehbare Ebenen zugänglich, in denen unzählige Antennensysteme montiert sind.
An den unteren Etagen finden sich vor allem Richtfunk- und Satellitenantennen zur Signalzuführung und Weiterleitung. Sie sind unter anderem der RAS, der RAI und Privatsendern zuzuschreiben. Auch der Mobilfunk nutzt den Mast. Dessen Antennen für die Basisstation auf dem Kronplatz befinden sich etwa in Mastmitte. Von hier bis zu 60 m Höhe sind vor allem UKW-Sendeantennen angebracht.
Die oberste der zehn Plattformen ist mit einem Geländer versehen. Von ihr führt der Mast mit reduziertem Durchmesser weitere 20 m nach oben. Zu den hier montierten Antennen gelangt man über eine außen angebrachte Leiter. Zwischen 60 und 70 m Höhe sind noch eine UKW-Sendeantenne, sowie jene für DAB+, fünf Stück übereinander montiert, untergebracht. Die oberen zehn Meter sind dem digitalen Antennenfernsehen vorbehalten. Wobei sich in acht Ebenen vier Antennensysteme befinden. Dabei fällt auf, dass die Hälfte der Sendeantennen etwas nach unten geneigt sind, um auch den Nahbereich mit gutem Signal zu versorgen.

Was wird alles ausgestrahlt?
Während sich in Deutschland und Österreich die Nutzer eines Sendemasten in Grenzen halten, scheint man an südtirolder Senderstandorten schier den Überblick zu verlieren. Alleine schon deshalb erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Über den Kronplatz kommen zunächst nicht weniger als 12 DVB-T-Multiplexe. Die drei der RAS auf den Kanälen E21, E34 und E42 werden mit je 500 Watt ERP ausgestrahlt. Sie enthalten unter anderem Das Erste, das ZDF und das Bayerische Fernsehen, ZDF neo, Arte und 3sat, sowie die vier ORF-Kanäle, sowie SRF1 und 2. Weiter sendet die öffentlich-rechtliche RAI auf Kanal E30 mit 630 Watt ERP. Ferner kommen vom Kronplatz der Pakete von Mediaset auf den Kanälen E29, E38 und E46, sowie zwei weitere private Pakete auf E23 und E31 mit je 320 Watt ERP. Zwei weitere private Multiplexe werden auf E45 und E48 mit nur 50 Watt ERP ausgestrahlt.
Über UKW werden vom Kronplatz acht Programme verbreitet. Neben den drei Programmen RAS Ö1, RAS ORF Radio Tirol und RAS Ö3 jeweils mit 1 kW ERP, sind dies RAI Südtirol mit 2 kW ERP, sowie Radio 2000 (1 kW), Radio Holiday (0,79 kW), Radio Maria (0,64 kW), sowie das italienischsprachige RTL 102,5 mit 3,3 kW ERP. Weitere Radiostationen nutzen den Kronplatz nur als Relaisstandort für ihre Signalzuführungen zu anderen Senderstandorten.
Außerdem wird der Senderstandort von zwei Mobilfunkbetreibern genutzt, die teilweise sogar über eine eigene Akku-Notstromversorgung verfügen. Zudem wird der Kronplatz von diversen öffentlichen Einrichtungen, wie den Carabinieri, der Polizia di Stato, der Guardia di Finanza und weiteren genutzt. Auch die Stadtwerke Bruneck sind auf dem Kronplatz vertreten. Zu den weiteren Nutzern des Standorts zählt ferner der Dolomites Radio Club, ein Funkamateurverein.

Stichwort Sendeleistungen
Für deutsche Verhältnisse kommen am Kronplatz für einen Grundnetzsender extrem geringe Sendeleistungen zum Einsatz. Sie sind der kleinräumigen Topografie des Landes geschuldet. Inmitten der hochalpinen Bergwelt mit ihren teils engen und verwinkelten Tälern, würde Highpower wenig Sinn machen. Was aber auch mit sich bringt, dass die Reichweite von Grundnetzsendern begrenzt ist. Dies wird, speziell bei der Rundfunkanstalt Südtirol durch ein ausgesprochen dichtes Sendernetz von Kleinsendern kompensiert. Mit ihnen wird eine Vollversorgung der Bevölkerung erreicht. Wir sprechen hier von einer Zahl rund um 99,6 Prozent. Es ist anzunehmen, dass dieser Wert kaum anderswo erreicht wird. Egal wo.
Dazu einige Zahlen: Die drei von der RAS verantworteten Fernsehnetze verfügen in Südtirol über je 111 Senderstandorte. Für DAB+ nutzt die RAS für ihre beiden ersten Muxe je 57 Standorte, beim dritten, über den südtiroler Privatradios ausgestrahlt werden, 53.
Antennen
Im Ausland heißt es gerne: „Wenn jemand weiß, wie viele Antennen man auf einem Mast unterbringt, erkundigt man sich bei der RAS“. Viele Antennen auf einen Mast zu schrauben, funktioniert natürlich nur, wenn dieser auch dafür ausgelegt ist. Schließlich sind auf Berggipfeln außergewöhnliche Wettersituationen nichts Außergewöhnliches.
Die Sendeantennen sind auf die zu versorgenden Talregionen ausgerichtet. Wobei das primäre Zielgebiet neben dem Südtiroler Teil des Pustertals, die Region Bruneck ist. Alleine die Stadt Bruneck ist mit ihren über 17.000 Einwohnern die fünftgrößte in Südtirol, sondern zugleich auch der Hauptort des Tals. Weiter wird vom Standort gut das im Norden angrenzende Tauferer Tal eingesehen. Vom Standort wird insbesondere auf die sehr gute Versorgung dieser Regionen geachtet. Was man etwa auch an den TV-Antennen erkennt, die teilweise schräg nach unten geneigt sind, um ringsum ein gutes Signal anzubieten. Große Reichweiten zu erzielen, steht nicht im Fokus. Dafür würden auch die eingesetzten Sendeleistungen nicht genügen. Die Bestückung des Kronplatz-Masts zeigt ferner, dass er auch eine wichtige Funktion für Richtfunk-Verbindungen aller Art erfüllt.
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